Amberg
04.07.2018 - 14:35 Uhr

1,5 Promille zum Aufsetzen

Verkehrserziehung ohne Lehrer, aber mit Promillebrille: Zwei Trainer des ADAC sind in der Willmannschule, um Acht- und Neuntklässlern die Gefahren von Rauschmitteln im Straßenverkehr nahe zu bringen.

Die Schüler haben die Aufgabe, einer Klebeband-Linie auf dem Boden zu folgen, die als Straße fungiert. Die Pylonen stellten Bäume dar. Petra Hartl
Die Schüler haben die Aufgabe, einer Klebeband-Linie auf dem Boden zu folgen, die als Straße fungiert. Die Pylonen stellten Bäume dar.

(pjle) Die Lehrerin der Abschlussklasse, Magdalena Kraft, hatte die Sicherheitstrainer des ADAC an die Willmannschule eingeladen. "Es ist ja wieder Kirwa-Saison, und ich habe den Eindruck, dass dieses Kirwa-Trinken immer früher losgeht." Kraft wollte, dass ihre Schüler die Gefahren und ihre eigene Verantwortung zumindest kennen. Denn Alkohol scheint ein Thema zu sein für die Neuntklässler, stellte Trainer Uwe Hauber gleich zu Beginn fest. "Wie oft trinkt ihr Alkohol?", fragte der Fahrlehrer in die Runde. Nur zwei Schüler antworteten mit "nie".

"Unser Körper empfindet Alkohol als Gift", fuhr Hauber fort. Er erarbeitete mit den Schülern alle Auswirkungen, die Alkoholkonsum hat. Viele davon kannten die Jugendlichen aus eigener Erfahrung: die Beeinträchtigung aller fünf Sinne, verlängerte Reaktionszeiten oder verstärkte Gefühle und Emotionen, ob positiv oder negativ. Doch das sei nicht alles: Der ADAC-Trainer machte klar, dass Alkohol auch gesundheitliche Folgen hat, wie Leber- und Nierenschäden, und dass Alkohol tatsächlich Gehirnzellen zerstört. Einer Schülerin fiel der Spruch "Alkohol macht Birne hohl" ein. "Das ist leider wahr", meinte Uwe Hauber dazu.

Eine viel akutere Gefahr seien aber alkoholisierte junge Menschen im Straßenverkehr. Den Zahlen des ADAC zufolge ist das Tötungsrisiko der 18- bis 24-Jährigen bei Verkehrsunfällen fast doppelt so hoch wie im Schnitt der Gesamtbevölkerung. Um das zu ändern, bietet der Automobil-Verein das Präventions-Training in Bezug auf Alkohol, Drogen und Medikamente den Schulen kostenlos an.

Warum Rauschmittel im Straßenverkehr so gefährlich sind, zeigte sich beim Praxistest mit der Promillebrille. Schon mit einer Brille, die 0,8 Promille simuliert, hatten die Jugendlichen deutliche Probleme, auf der Spur zu bleiben. Die, die zugegeben hatten, öfter Alkohol zu trinken, bekamen direkt eine 1,5-Promillebrille aufgesetzt. Fast niemand schaffte es, alle Pylonen unversehrt zu umlaufen. "Das war echt schwer", meinte ein Sechzehnjähriger, der angegeben hatte, noch nie betrunken gewesen zu sein. "Wenn jemand mit der Promillebrille einwandfrei laufen kann, ist relativ klar, dass er Alkoholerfahrung hat", sagte der zweite Trainer, Stefan Mögle. Das sei vor allem in Bayern nicht ungewöhnlich. Alkohol sei für viele nach wie vor eine Art Grundnahrungsmittel. Das mache es den Verkehrserziehern nicht leicht.


 
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