Amberg
Update 21.11.2018 - 16:56 Uhr

Ab 1938 Nazi-Liedgut statt Gebete

Ein Jubiläum kann die Regionalgruppe Amberg im Historischen Verein für die Oberpfalz feiern. Rechtzeitig vor den Weihnachtseinkäufen kommt der 50. Band "Der Eisengau" auf den Markt. Er bietet wie immer eine breite Themenvielfalt.

Im Beisein des Ammersrichter Hausherrn Pfarrer Michael Jakob (rechts) stellten drei Autoren den neuen "Eisengau" kurz vor. Von links Stadtarchivar Dr. Johannes Laschinger, Kreisheimatpfleger Dieter Dörner und Peter Rezek vom Verein Amberger Kaolinbahn. Bild: usc
Im Beisein des Ammersrichter Hausherrn Pfarrer Michael Jakob (rechts) stellten drei Autoren den neuen "Eisengau" kurz vor. Von links Stadtarchivar Dr. Johannes Laschinger, Kreisheimatpfleger Dieter Dörner und Peter Rezek vom Verein Amberger Kaolinbahn.

Das Schicksal der Amberger Schwesternschule im Dritten Reich, die Geschichte der Kirche und Pfarrei St. Konrad Ammersricht, die Barackenkirche der russisch-orthodoxen Gemeinde Peter und Paul am Bergsteig und die Entwicklung der Eisenbahn in Amberg zählen zu den Hauptthemen. Die Autoren stellten ihre Beiträge in Kurzform im Ammersrichter Pfarrsaal vor.

Stark waren laut Kreisheimatpfleger Dieter Dörner die Einschnitte mit der Veränderung der Lehrpläne 1933 in allen Schulen. Besonders eng legten die Nazis der Schwesterschule die Daumenschrauben an. 1937 wurden die staatlichen Zuschüsse gestrichen. 1938 erfolgte die Übernahme durch die Stadt. Die existierenden Klassen durften die Schwestern weiterführen, neue kamen unter städtische Aufsicht mit weltlichen Lehrern. Nazi-Liedgut ersetzte die Gebete. Ende des Schuljahrs 1941 verwiesen die Machthaber die Schwestern aus der Schule. Als Putzfrauen durften sie laut Dörner allerdings bleiben.

Amberg, namentlich der Bergsteig, erlebte bei Kriegsende einen überproportional starken Bevölkerungszuwachs. Nicht gering war der Anteil von Christen orthodoxer Glaubensrichtungen, vor allem russischer Ausrichtung. Baracken in der Breslauer Straße dienten fortan als Kirchenräume. Die russisch-orthodoxe Gemeinde feierte bis 1950 Gottesdienste in der Möhl- und Leopoldkaserne, zog dann in die Baracke an der Breslauer Straße 17 um, die 1970 abbrannte. Die evangelische Gemeinde zelebrierte bis 1952 ihre Gottesdienste in einem ehemaligen Pferdestall der Leopoldkaserne. Die heute noch bestehende Baracke teilten sich die evangelische und katholische Gemeinde. Letztere bezog 1955 ihre eigene Kirche Hl. Familie. Seit etwas mehr als einem Jahr gehört die Barackenkirche allein der russisch-orthodoxen Gemeinde Peter und Paul.

Peter Rezek vom Verein Amberger Kaolinbahn ging auf die Drehscheibe aus dem Jahr 1940 ein, die einen Durchmesser von 23 Metern hat. Nach Einstellung des Dampfbetriebs setzte ab 1996 der Verfall der kompletten Anlage ein. Im Jahr 2010 taten sich mehrere Eisenbahnbegeisterte zusammen und gründeten den Verein Amberger Kaolinbahn. Er pachtete das Grundstück für 25 Jahre von der Familie Stadler.

Als Angehöriger der Pfarrei widmete sich Stadtarchivar Johannes Laschinger der Geschichte von Kirche und Pfarrei St. Konrad. Bei der Buchpräsentation schlug er den Bogen von den Anfängen in den 1870er-Jahren bis hin zum Bau der zweiten Kirche und deren finaler Ausstattung.

Durch Quellen gesichert ist, dass am 2. April 1876 dem Bezirksamt Pläne für den Bau einer Dorfkapelle vorgelegt worden waren. Drei Jahre später wurde sie geweiht. Nicht zuletzt wegen des starken Zuzugs im neuen Stadtteil Wagrain erfolgte 1935 die Errichtung einer eigenen Kirchenstiftung, am 15. November 1936 die Grundsteinlegung für ein eigenes Gotteshaus. 1939 wurde die Kirche geweiht. 1960 wurde Ammersricht zur selbstständigen Pfarrei St. Konrad erhoben. 1961 beschloss die Kirchenverwaltung den Erweiterungsbau, der einem Neubau gleichkam.

Die ausführlichen Artikel zu den Themen und zu weiteren Beiträgen im Eisengau-Band sind reichlich illustriert. Das Heft kostet neun Euro.

 
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