24 Jahre lang, von 1978 bis 2002, war Wagner Landrat von Amberg-Sulzbach. Zuvor hatte der CSU-Politiker bereits acht Jahre lang (1970 bis 1978) die Region als Abgeordneter im bayerischen Landtag vertreten. "Politik war schon immer meine Leidenschaft", sagt der gebürtige Schnaittenbacher rückblickend. "Deine Begeisterung für Politik hält nach wie vor an", wirft seine Frau Irene ein. Hans Wagner, der besonders gern Bundestagsdebatten im Fernsehen verfolgt, nickt zustimmend.
Der schwärzeste Tag in seiner gesamten Amtszeit betrübt Hans Wagner immer noch: der 11. November 2000. An diesem Tag starben bei der Brandkatastrophe der Gletscherbahn zum Kitzsteinhorn in Kaprun 155 Menschen. 20 von ihnen waren aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach. Noch nie habe er so viel Leid erlebt, wie damals, als einen Tag nach dem Unglück die Überlebenden zurück nach Vilseck kamen. "Das war furchtbar", sagt er heute und gesteht, dass er sich damals total hilflos fühlte. Geholfen hat Wagner trotzdem, indem er eine Stiftung für die Hinterbliebenen des Seilbahnunglücks von Kaprun gründete. Dass den Waisen dadurch eine Schul- und Berufsausbildung ermöglicht wurde, freut ihn. "Sie haben heute solide Berufe."
Kalt erwischt wurden die Stadt Sulzbach-Rosenberg und die Region Amberg-Sulzbach auch vom ersten Maxhüttenkonkurs am Gründonnerstag 1987. "Das war schrecklich", erinnert sich Wagner, der fortan um den Erhalt des Stahlwerks kämpfte. Das habe er auch Franz Josef Strauß gesagt, der ihn zwei Tage später, am Karsamstag aus Spanien anrief: "Herr Ministerpräsident, jeder bayerische Regent hatte ein Herz für die Bergleute." Strauß habe ihm versprochen, zu helfen. "Als ich das den Leuten gesagt habe, bin ich ausgepfiffen worden", erzählt er und schmunzelt: "Strauß war eben nicht bei allen beliebt."
Wagner hat in seiner Amtszeit viel Positives bewirkt: Mit Gerd Geismann, dem früheren Sulzbach-Rosenberger Bürgermeister, holte er die Bereitschaftspolizei nach Sulzbach-Rosenberg, die Unternehmen Kurz und Stahlgruber ins Industriegebiet Unterschwaig. Er initiierte den Landkreislauf, der heute noch immer die größte Breitensportveranstaltung im Landkreis ist, und rief den Adventsmarkt im Kulturschloss Theuern ins Leben.
Den größten Beweis, dass er eine Kämpfernatur ist, trat Hans Wagner an, als es ihm vor sechs Jahren gesundheitlich sehr schlecht ging: Damals hatte er während einer Herz-OP einen Schlaganfall erlitten. Dass er seitdem auf den Rollstuhl angewiesen ist, schmälert seine Lebensfreude keine Spur. Hans Wagner hadert nicht mit seinem Schicksal, ist nicht verbittert geworden. Umso glücklicher und dankbarer ist er, dass er sich auf das verlassen kann, was wirklich zählt im Leben: auf seine Familie, auf gute Freunde, die mit durch dick und dünn gehen. "Mein Mann hat noch nie gesagt, das Leben ist nicht mehr schön", sagt Irene Wagner. Ihr und seinen Kindern ist Hans Wagner dankbar, dass sie stets alles mitgetragen haben, wenngleich sie in seiner Zeit als Politiker auch viel auf den Ehemann und Vater verzichten mussten. "Meine Familie hat mir immer Kraft gegeben", sagt Hans Wagner.
Obwohl die vier Kinder der Wagners mit ihren Familien im Münchner Raum und in Augsburg leben, besuchen sie die Eltern in Amberg regelmäßig. Und dann genießt das Ehepaar Wagner die schönste Aufgabe, die man im Alter haben kann: Großeltern sein. Die Enkelschar ist auf zwölf angewachsen. Die acht Buben und vier Mädchen sind zwischen eineinhalb und 15 Jahre alt. Hans Wagner, der mit Leib und Seele Landrat war, geht jetzt in seiner Rolle als Opa auf. Er schaut mit ihnen Fußball, wobei sein Herz gleich für zwei Vereine schlagen muss: Bayern München und FC Augsburg. Mit den größeren lernt er auch schon mal Latein. Am Sonntag aber geht es weder um Sport noch um Schule, da steht der Opa im Mittelpunkt. Und der wünscht sich zum 85. Geburtstag, dass es so bleibt, wie es ist, und macht seiner Frau Irene, die er einst am Stadtball im Amberger Josefshaus kennengelernt hatte, das größte Kompliment: "Sie ist mein größtes Geschenk überhaupt."
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