Amberg
26.06.2019 - 10:36 Uhr

Amberg: IG-Metall Bundesvorsitzender Jörg Hofmann diskutiert mit Gewerkschaftern über Wandel am Arbeitsplatz

Vor einiger Zeit hat die IG Metall (IGM) deutschlandweit in 2000 Betrieben nachgefragt, wie sich Digitalisierung und Klimaschutz auf Arbeitsplätze auswirken. Darüber sprach IGM-Chef Jörg Hofmann beim Besuch im Amberger Gewerkschaftshaus.

IG-Metall-Vorsitzender Jörg Hofmann (rechts) und Ambergs IGM-Chef Horst Ott diskutieren über Veränderungen in der Arbeitswelt. Bild: Stephan Huber
IG-Metall-Vorsitzender Jörg Hofmann (rechts) und Ambergs IGM-Chef Horst Ott diskutieren über Veränderungen in der Arbeitswelt.

Der Wandel der Zeit macht auch vor der Region keinen Halt. Berufstätige sehen sich gezwungen, ihre Kompetenzen anzupassen. Wer vor 20 Jahren eine Ausbildung gemacht hat, der sieht sich heute manchmal mit ganz anderen Anforderungen konfrontiert. Dazu sagt der Bundesvorsitzende der Metaller: "Die Dynamik in der Berufswelt ist gestiegen. Technologien können immer mehr Aufgaben übernehmen. Die Berufsfelder brauchen eine neue Orientierung." Ihm zufolge möchte der IGM helfen, eine derartige Hilfe zu bieten. Wie aber soll das geschehen? Laut Hofmann sollen Betriebsräte an Schulungen zu Weiterbildungs-Coaches teilnehmen.

Direkte Ansprechpartner in der Firma

In ihren Firmen sollen sie so ein direkter Ansprechpartner für die Arbeitnehmer sein. Ambergs Erster Bevollmächtigter Horst Ott dazu: "Das Ganze hat einen gewissen Charme. Wenn es dann Fachpersonal gibt, an das sich die Leute wenden können, dann verbessern wir dadurch unsere Sachkompetenz und stärken das Vertrauen in unsere Arbeit." Dadurch bestünde die Möglichkeit, den Menschen mehr Sicherheit in der Berufswelt zu bieten. Hofmann sagt, wenn ein Kollege der Ansprechpartner für Weiterbildungswünsche sei, dann falle der Weg zu diesem leichter als der in die Personalabteilung.

Laut Hofmann besteht derzeit in vielen Branchen ein Missstand, den es zu bekämpfen gelte. Er spricht von einer beruflichen Zweiklassengesellschaft. "Weiterbildungsangebote richten sich meistens an die eh schon Hochqualifizierten. Bis jetzt gibt es ziemlich wenig Ideen, was man mit denjenigen macht, die den ganzen Tag an der Maschine stehen."

Hoffen auf regionale Weiterbildungszentren

An- und ungelernte Arbeitskräfte würden oft lieber entlassen als gefördert. Was fehle, sei ein institutioneller Rahmen. Demnach könnte beispielsweise die Amberger Berufsoberschule als regionales Weiterbildungszentrum dienen, für die, die sich umorientieren wollen, ohne wieder bei Null anfangen zu müssen. Auch kann er sich vorstellen, die Ostbayerische Technische Hochschule noch mehr ins Boot zu holen. "Jemand, der bereits eine Ausbildung abgeschlossen und Berufserfahrung gesammelt hat, der muss sich doch nicht unbedingt in jedes Propädeutik-Seminar setzen, wenn er die Inhalte ohnehin schon kennt."

Bisherige Arbeit wertschätzen

Doch allein dadurch, dass die IGM neue Vermittlerposten schaffe, könnten nicht alle Probleme gelöst werden. Ott: "Wir kämpfen nicht nur für Arbeitsplätze. Wir möchten uns beteiligen, die Zukunft mitzugestalten." Allerdings müsse die IGM auf jeden zugehen, dessen Arbeitskraft von einer Maschine ersetzt wurde. "Wichtig ist, dass wir den Leuten, die umschulen, nicht das Gefühl geben, dass das, was sie bisher gemacht haben, nicht wertgeschätzt wird. Das ist es, was wir kommunizieren müssen." Zusammen mit bisherigen Fachwissen der Betroffenen müsse daran gearbeitet werden, Kompetenzen an neue Anforderungen anzupassen.

 
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