Jeder, der in Amberg schon mal eine CD oder eine Schallplatte gekauft hat, kennt Tobey Schierl. Was aber nicht alle wissen: Tobey lässt nicht nur Scheiben über den Tresen gehen, in einem sehr zentral gelegenen Drogeriemarkt, nein, er steht auch selbst auf der Bühne. Und zwar ist er als "MC Faces" bei der Funkband Grand Slam für all das zuständig, was von einem "Master of Ceremony" erwartet wird: Er soll das Publikum anheizen. Weshalb er witzig ist, mit den Wörtern und den Buchstaben spielt - und rappt!
Weil aber die Auftrittsmöglichkeiten in den vergangenen Monaten so rar gesät waren, hatte Tobey eine andere Idee. Mit seinem besten Kumpel Ricardo hielt er sich ganz viel in dessen Studio in Hahnbach auf. Sie jammten, sie probierten aus - und irgendwann war dann die Idee da, ein Album zu machen. Das heißt "Changes" und ist vor wenigen Wochen fertig geworden. Und da die Zeiten digital sind, wird Musik per Streamingdienst vertrieben. Und jedermann kann in das Album hineinhören. Ohne dass er bei Tobey am Tresen stehen muss.
Ohrwurm mit Widerhaken
Wer sich also bei Spotify auf die Suche nach "MC Faces" macht, sollte zum Warmwerden gleich mal "Maybe I" auflegen. Das ist der Song #2 auf dem Minialbum "Changes" - und zugleich die Single-Auskopplung. Zu entdecken gibt es ein fantastisches Stückchen Pop, das flokatihaft sanft aus dem Lautsprecher strömt. Das Lied ist ein Ohrwurm, gespickt mit Verweisen und kleinen Widerhaken, eine Zeitbombe, die ihre Geschmacks- und Botenstoffe erst ein bisschen später explodieren lässt. Das Stück schleicht sich an, aus sicherer Distanz. Aber hat man es ein paarmal gehört, dann versprüht es magische Lebensfreude.
Obendrein wartet auch der Text mit einer tröstenden Botschaft auf: Unsere aus den Fugen geratene Welt - sie kann besser werden. Denn wenn du dich erst zum Change, zum erlösenden Wandel nämlich, entschlossen hast, dann ist das der entscheidende Schritt in die richtige Richtung. Mit anderen Worten: Das ist die Basis für Lieblingslieder, Klassiker und andere treue Begleiter, für die Musikalienabteilung des inneren Bewusstseinsstroms.
Kenner der Pop-Geschichte
Als Plattenverkäufer ist Tobey Schierl natürlich ein intimer Kenner der Pop-Geschichte - und muss lachen, wenn man ihn fragt, ob es sich bei ihm mit Musik so verhält wie bei Regisseur Quentin Tarantino mit dem Kino? "Ja, mein Kollege steht auf Metal! Das ist der Grund, weshalb es für mich kein Genre gibt, für das ich mich nicht interessieren würde." Diese Kennerschaft spiegelt sich etwa auch in "Castles in the Sky" wider, einer unverkennbaren Hommage an die alte Bill-Withers-Nummer "Just the two of us". Nur wir zwei? Ja, für den formidablen Soul-Gesang zeichnet hier sein Kumpel Ricardo verantwortlich.
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