Eines will Alexander Düssil vorwegschicken, das ist dem Vorstand der Sparkasse Amberg-Sulzbach besonders wichtig: "Wir machen das in der Summe nicht gerne." Aber irgendwo sei die Bank eben gezwungen, es zu tun. Die Sparkasse Amberg-Sulzbach verlangt Negativzinsen für Unternehmen. Sie kassiert also Geld fürs Verwahren von Guthaben - jedoch nur bei gewerblichen Kunden, die mehr als 250 000 Euro einlegen. Die Sparkasse ist das einzige Geldinstitut der Region, das das in einer Umfrage des Verbraucherportals "biallo.de" zugegeben hat. Das Portal hatte 1200 Banken in Deutschland befragt. "Wir sind aber nicht die einzigen hier", sagt Düssil.
Gegenüber Oberpfalz-Medien gab aus der Region nur die Sparkasse Oberpfalz Nord an, ebenfalls Negativzinsen von Firmen und institutionellen Kunden zu verlangen. Details nannte die Bank nicht. Alle anderen angefragten großen Banken wollten sich nicht dazu äußern. Ein sensibles Thema, so scheint es.
"Emotionen drin"
Bleibt die Frage: Warum verlangt die Sparkasse Amberg-Sulzbach Negativzinsen von Firmen? Das Verhältnis zwischen Einlagen und Krediten stimme nicht, erklärt Düssil. "Wir haben zu viele Einlagen." Und das sei ein Problem. "Die Ware Geld, und damit handeln wir, ist derzeit nichts wert", wegen der seit Jahren sinkenden Zinsen. Nirgendwo auf dem Geld- und Kapitalmarkt gebe es mehr hohe Renditen - außer bei vogelwilden Risikogeschäften. Also, wohin mit dem überschüssigen Geld? "Man muss es irgendwo parken", sagt Düssil. "Auch bei der EZB", die dafür Negativzinsen in Höhe von 0,4 Prozent verlangt. Die gebe man halt an die Großkunden weiter. "Wir sind auch Kaufmänner", sagt der Sparkassen-Vorstand. "Wir machen das ja nicht, um jemanden zu ärgern, sondern damit wir auch einen vernünftigen Ertrag einfahren können."
Die Sparkasse Amberg-Sulzbach praktiziert das bereits seit gut einem Jahr, sagt Düssil. Es betreffe weniger als 100 Kunden. Bei rund 1500 gewerblichen Kunden im Haus "eine überschaubare Größe". Die betroffenen Unternehmen seien anfangs freilich nicht begeistert gewesen. Schließlich zahle niemand gerne für etwas, "was er nicht selbst verbockt" hat. "Da sind schon Emotionen drin", sagt Düssil. Die Sparkasse Amberg-Sulzbach gehe aber nicht "leichtfertig" mit dem Thema um, versichert der Vorstand. Das Vertrauen der Kunden sei extrem wichtig. Vor allem auch das des "kleinen Mannes", wie es Düssil ausdrückt. Der Ottonormalsparer also. Der ist momentan noch von Strafzinsen verschont. Genau wie Unternehmer, die auf dem Konto weniger als eine Viertelmillion Euro haben. "Das nehmen wir auf die eigene Kappe." Aber wie lange noch?
Düssil weiß es nicht. Er sagt: "In diesem Jahr gibt es keine Überlegungen, den Negativzins auszuweiten." Dass sich das in Zukunft ändert, kann er aber nicht ausschließen. "Die Schlinge wird immer enger", sagt Düssil, er meint die Zinspolitik der EZB. Sollte der Zinssatz weiter fallen, könne das auch die Sparkasse Amberg-Sulzbach nicht mehr schultern. Sprich: Auch Privatkunden müssten dann Negativzinsen zahlen. "Einen Freibetrag wird es immer geben", schiebt Düssil sofort hinterher.
Auf die Zinspolitik der EZB ist der Amberger Banker nicht gut zu sprechen. Darauf angesprochen verweist er auf einen kritischen Brief des Sparkassen-Präsidenten Helmut Schleweis an EZB-Chef Mario Draghi. "Was Sie machen, ist falsch", heißt es darin. "Wenn man in einer Sackgasse ist, sollte man nicht noch das Tempo erhöhen", sondern umkehren.
Experte versteht Banken
Auch Theo Spies zweifelt an der Niedrigzinspolitik. Der Weidener war sein ganzes Berufsleben Banker, zehn Jahre davon Vorstand bei der Deutschen Kreditbank (DKB) in Berlin. Die größten Verlierer seien die Sparer, sagt er. Der größte Profiteur der Staat. Der könnte durchaus helfen, die Sparer zu entlasten, mit Steuersenkungen etwa. Denn die Zinsen werden so schnell nicht wieder steigen, glaubt der Weidener, der mittlerweile im Ruhestand ist. Dass Banken Negativzinsen von Kunden verlangen, versteht Spies durchaus. "Es ist ja nicht einfach. Die Margen werden immer geringer." Deswegen müssten sich die Geldinstitute etwas einfallen lassen. Sein Tipp ist nur ein Wort: "Direktbank." Menschen, die von Negativzinsen betroffen sind, rät er, Angebote anderer Banken zu vergleichen, das Geld auf verschiedene Konten verteilen, um den Freibetrag nicht zu übersteigen.
Für Unternehmen in der Region scheinen die Negativzinsen kein großes Problem zu sein. Zumindest behauptet das Christian Götz, Pressesprecher der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim. Das niedrige Zinsniveau sei aus Unternehmer-Sicht eher positiv - auch wenn wegen des gesamtwirtschaftlichen Kontexts schon eine Unsicherheit da wäre. "Die Firmen können durch die niedrigen Zinsen Finanzierungen leichter stemmen." Die Negativzinsen bei Banken seien dagegen "unerheblich", sagt Götz. In der Oberpfalz betreffe das ohnehin nicht so viele Unternehmen.
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