Amberg
04.01.2019 - 17:38 Uhr

„Hier kann ich besser leben“

Fauzi Elias lebte vor 15 Jahren noch im Irak. Weil er Jeside und damit Teil einer verfolgten religiösen Minderheit ist, hat er seine Heimat verlassen. Seit 2009 lebt er in Amberg, wo er auch in 15 Jahren noch sein möchte.

Fauzi Elias. Bild: tk
Fauzi Elias.

ONETZ: Herr Elias, in Amberg sind 648 Iraker gemeldet. Keine andere Nation ist stärker vertreten.

Fauzi Elias: Das liegt in erster Linie daran, dass da viele Jesiden darunter sind. Gut die Hälfte der Iraker hier sind Jesiden, vielleicht sogar noch mehr.

ONETZ: Wird es in 15 Jahren noch mehr Iraker hier geben? Oder werden viele in andere Städte ziehen? Oder gar in die Heimat zurückkehren?

In die Heimat sicher nicht. Da ist es von Tag zu Tag schlimmer geworden. In andere Städte in Deutschland wohl eher auch nicht. Mein Bruder lebt in München. Das wäre nichts für mich. Hier kann ich besser leben.

ONETZ: Sie haben fünf Kinder, arbeiten in der Gastronomie und wohnen in Miete. Sind sie in Ihrer neuen Heimat angekommen?

Ja, definitiv. Ich habe hier viele Freunde und hatte noch nie Probleme. Weder mit Einheimischen noch mit anderen Ausländern.

ONETZ: Anders als im Irak.

Ein Beispiel: Wenn der Nachbar die Musik zu laut aufdreht, rufst du hier die Polizei und es ist Ruhe. Passiert dir das im Irak und die sehen, dass du Jeside bist, kann das blutig enden.

ONETZ: Die jesidische Gemeinde ist über die Jahre stark gewachsen. Entstehen da irgendwann Ansprüche?

Wir haben ja schon einen jesidischen Friedhof. Ich kann mir auch vorstellen, dass es Jesiden gibt, die Ideen für Amberg haben und diese einbringen wollen, dass sie sich im positiven Sinn beteiligen wollen.

ONETZ: Moslems gehen in die Moschee, Christen in die Kirche. Wo beten Jesiden normalerweise?

Wir beten in Lalish, unserem religiösen Zentrum.

ONETZ: Wird es in 15 Jahren auch in Amberg eine jesidische Glaubensstätte geben, ein kleines Lalish?

Kann schon sein. Einen Friedhof haben wir ja schon in Amberg.

 
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