"Ich habe relativ schnell herausgefunden, dass sie gerne Mensch-ärgere-dich-nicht spielt", sagt Ursula Wiesgickl und nimmt das eigene Brettspiel immer mit. Sie besucht ihre 93-jährige Patientin seit dem Sommer einmal wöchentlich. Als die Ambergerin von dem Verein zur Förderung der Seelischen Gesundheit im Alter (Sega) hörte, war sie sofort Feuer und Flamme. "Zu helfen ist so eine wunderbare Sache." Somit stand für sie fest, als Ehrenamtliche pflegenden Angehörigen unter die Arme zu greifen. Familien, die ihre kranken Liebsten zu Hause betreuen, leben in einer gesellschaftlichen Parallelwelt. Der oft geistig und körperlich anstrengende Alltag nimmt überhand, für eigene Interessen bleibt meistens keine Zeit.
"Sie sind 24 Stunden im Dienst bis zur Aufopferung, emotional, voller Sorge und sehen keine objektiven Wege", erklärt Ursula Wiesgickl. Der Verein Sega leitet Angehörige nicht nur an helfende Stellen weiter, die sich mit Finanzierungen und Fachärzten auseinandersetzen, sondern bieten ihnen auch eine kurze Verschnaufpause. Wenn die Ehrenamtliche zu Besuch kommt und sich intensiv ihrer Patientin widmet, ist das nicht nur eine Entlastung für die gesamte Familie. Mit ihrer Freundschaft ermöglicht die Ambergerin der Erkrankten, am sozialen Leben wieder teilnehmen zu können. "Auch wenn sie vieles vergisst, blüht sie wahrlich auf", erzählt die 54-Jährige. Das Hier und Jetzt, der Augenblick der Freude ist ausschlaggebend.
Anfangs war es eine Herausforderung, Zugang zu der an Demenz erkrankten Dame zu bekommen. Aber dank ihres beruflichen Hintergrundes, weiß die empathische Ursula Wiesgickl, mit Patienten und Angehörigen zu kommunizieren. Dennoch absolvierte die 54-Jährige wie alle anderen Helfer eine selbstfinanzierte 40-stündige Schulung. Sie steht noch fest im Arbeitsleben und bedauert, nicht noch mehr Zeit aufbringen zu können, um den Verein zu unterstützen. Dabei ist sie bereits jetzt Vorbild. "Die Lebenserfahrung, Gespräche, die entstehen, sind oft verblüffend", sagt die Ambergerin.
Sie mag ältere Menschen. Es sei wie ein Besuch bei der Oma. Fotoalben und Bilder ansehen, Musik hören oder einfach nur zuhören. "Ich bekomme so viel zurück", sagt sie, obwohl es wie ein Klischee klinge. Zudem ergebe sich immer Situationskomik, die sie nicht missen will.
Die Hilfe, die der Verein zur Förderung der seelischen Gesundheit im Alter bietet, ist für betroffene Familien unentbehrlich. Es ist vor allem das Verständnis der Mitglieder und Mitwirkenden für jede individuelle Situation, die das Leben erleichtert.
Sega ist in der Oberen Gartenstraße 3 in Sulzbach-Rosenberg unter 09661/3 04 86 16 zu erreichen.
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