Auch Pflegekräfte sind systemrelevant, nicht nur Banken: Damit brachte der Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG) Dr. Armin Rüger bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (Afa) im Capitol die erforderliche Wertschätzung der Kranken- und Altenpflege auf den Punkt, die sie eigentlich in der Gesellschaft und der Politik genießen sollte. Doch dies ist nicht der Fall, wie der Dokumentarfilm "Der marktgerechte Patient" aufzeigte.
Wie im Betrieb werde auch im Krankenhaus und in Altenheimen versucht, wirtschaftliche Belange in den Vordergrund zu stellen, ohne Interessen der Beschäftigen entsprechend zu berücksichtigen, leitete AfA-Vorsitzender Karl-Heinz König ein. Auch die Patienten müssten unter der Fallpauschale leiden, die unter dieser Prämisse eingeführt wurde.
Wer eine Seifenoper über den Krankenhausalltag erwartet hatte, wie er in zahlreichen Arztserien vermittelt wird, sah sich getäuscht. Denn schonunslos präsentierten die Filmemacher Leslie Franke und Herdolor Lorenz die Realität, in deutschen Kliniken, die oft als die besten der Welt beschrieben werden. Neben anderen Fehlern im Gesundheitssystem liege die Hauptursache in den 2003 eingeführten Fallpauschalen, die für sämtliche Diagnosen eine fixe Entlohnung festlegen.
Keine Zeit mehr
Dies wiederum führe zur verstärkten Kommerzialisierung privater und öffentlicher Einrichtungen, mit der Folge, dass Pflegekräfte oft keine Zeit mehr für Belange der Patienten haben. "Wir alle leiden mit kranken Kindern", schilderte eine Ärztin aus einer Kinder-Intensivstation in München. Hintergrund dieser Aussage ist, dass man mit kranken Kindern kein Geld verdienen könne, so diese Ärztin. Sicher stelle der Film, dessen Uraufführung im November 2018 aufgeführt wurde, manches überspitzt dar, räumte Dr. Rüger ein, denn es gäbe auch Häuser, in denen es wesentlich besser zugehe, als geschildert werde. Auf der anderen Seite aber, seien die aufgezeigten Missstände nicht aus der Luft gegriffen, sondern spiegeln durchaus die Realität wider.
Auch im kommunalen Krankenhäusern, wie im Landkreis Amberg-Sulzbach sei man gefordert, möglichst wirtschaftlich zu arbeiten. Doch im Gegensatz zu manchen privat betriebenen Krankenhäusern, wo die Höhe der Rendite die entscheidende Rolle spiele, werde in kommunalen Einrichtungen versucht, Sparmaßnahmen nicht auf dem Rücken der Patienten und des Pflegepersonals auszutragen.
Einigkeit im Kreistag
So war der Kreistag bereit, finanzielle Mittel für notwendige Investitionen und entstandene Verluste zu tragen. Darüber herrsche Einigkeit im Kreistag, um die Gesundheitsversorgung auch im ländlichen Bereich zu gewährleisten.
Von bestimmter politischer Seite und sogenannten wissenschaftlichen Experten wird immer wieder eine Kostenexplosion im Gesundheitswesen angeführt. Tatsächlich sind auch die Ausgaben in diesem Bereich gestiegen.
Nur noch schwieriger
Nicht die Schließung von Krankenhäusern löse die Probleme bei der Gesundheitsversorgung auf dem Lande, betonte der SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzende Winfried Franz, sondern die Situation würde dadurch nur noch schwieriger. Genauso wenig brächten "private Experimente" für Patienten und Beschäftigte.
In diesem Zusammenhang kritisierten andere Diskutanten Vorgaben der Europäischen Union, die staatliche Unterstützungsleistungen für kommunale Krankenhäuser als "Wettbewerbsverzehrung" ablehnten.
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