Oberbürgermeister Michael Cerny biegt von der Herrenstraße kommend um die Ecke. "Phantastisch", entfährt es ihm, als er vor der Hausnummer 1 am Paradeplatz steht. Das Lob gilt Andrea Halk-Weiß und Erwin Götz, Geschäftsführer der Kreativ Wohnbau GmbH, die dieses Anwesen saniert haben - den einstigen Schandfleck in ein Schmuckstück verwandelt haben. "Das ist so vielen Leuten aufgefallen", erzählt Cerny und berichtet von einem unglaublichen positiven Feedback.
"Das ist ein schönes Beispiel dafür, was mit in einer Innenstadt mit einem alten Objekt machen kann", lobt der Oberbürgermeister die gelungene Sanierung. Diese Maßnahme an exponierter Lage könne beispielgebend für andere sein, die möglicherweise sagen werden: "Jawoll, ich mache was." Cerny verwies in diesem Zusammenhang, dass es dafür auch Förderprogramme gibt. Überhaupt: Der Rathaus-Chef findet, dass sich der gesamte Paradeplatz sehr positiv entwickelt hat. Und freut sich, dass das Objekt mit der Hausnummer 1, das "seit Jahrzehnten keiner angepackt hat", dank der Kreativ Bau GmbH jetzt kein "altes, hässliches Entlein" mehr ist.
Die Sensation allerdings kam erst während der Bauphase ans Tageslicht, das Haus, das einst eine Fleischhackerei beherbergte, hatte sich das Geheimnis hinsichtlich seiner Geburtsstunde lange genug bewahrt. Bei der dendrochronologischen Holzuntersuchung, die für Denkmäler vorgeschrieben ist, wurde das tatsächliche Alter bestimmt. Die Untersuchung ergab, das der Eckständer der Bohlenstube im ersten Obergeschoss nach 1330 datiert. Vermutlich ist es ein zweitverwerteter Balken aus der Blütezeit Ambergs in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Expertise nimmt auch eine geschichtliche Einordnung vor: "Nach dem Vertrag von Pavia 1329 wurde Amberg zum Regierungssitz und zur Residenz ausgebaut."
Auszugehen ist deshalb von einer regen Bautätigkeit, so entstand in dieser Zeit beispielsweise das Pfalzgrafenschloss. Götz hatte geschätzt, der Dachstuhl stamme aus dem 19. Jahrhundert. Dass das Holz viel, viel älter ist, freut ihn umso mehr. "Vom Alter her ist es mit Notre Dame gleichzusetzen", sagt er mit stolz. "Damit ist das Gebäude älter als die Amberger Stadtmauer", fügt seine Geschäftsführer-Kollegin Andrea Halk-Weiß hinzu. In der von Bernd Marr aus Bamberg verfassten Kurzanalyse für Bauforschung ist zudem die Rede davon, dass das Dachwerk des Fachwerkbaus aus dem 15. Jahrhundert verblattete Fußpunkte und eine liegende Stuhlkonstruktion aufweist, "die zu den sehr frühen bekannten liegenden Stuhlkonstruktionen in Bayern gehört". Wie Erwin Götz ergänzt, war das Fachwerk später jedoch zurückgebaut worden - das dürfte um 1500 gewesen sein.
Sowohl Götz als auch auch seine Geschäftsführer-Kollegin Halk-Weiß betonten, dass sie keinerlei Probleme mit dem Denkmalschutz hatten. "Das hat reibungslos geklappt", sagen sie, was auch den Oberbürgermeister freut. Angemerkt














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