Die Stammtisch-Sprüche sind ein Muss, aber auf absehbare Schenkelklopfer verzichtet Django Asül und sticht somit aus der Masse der Kabarettisten heraus. Wenn bei Martin Frank oder auch Monika Gruber die Pointe durch etliche Facebook-Bildchen oder Twitter-Sprüche schon bekannt ist, legt der Niederbayer Wert auf die „Realität, die schon lange keine Wirklichkeit mehr ist“, wie er sagt. Die Aufreger unserer Zeit erklärt er ganz trocken und unvermittelt. Und zwischendurch entpuppt er sich mimisch als niederbayerischer Louis de Funès.
Dass das Publikum politisch keinen Millimeter nach rechts rücken wollte, erkannte man an den verstörten Lachern wenn Django Asül über die Gespräche seiner Stammtisch-Kollegen berichtete, die alle um das Jahr 1940 geboren wurden. Der Afrikaner sei ja schließlich bunt, zumindest im Schwarzbereich. „Und drum derf ma nimmer sogn 'Mohr im Hemd'. Des is rassistisch, weil ja ned jeder Mohr a Hemd hod.“ Deswegen hätte die Madame von Thurn und Taxis vor langer Zeit Probleme bekommen, weil sie behauptete, der Schwarze schnacksele gern. „Und des woar a rassistisch. Gegen Weiße.“
Viele Vorteile hätten Elektroautos, darunter das gute Gewissen der Fahrer oder sogar der Abbau von Kobalt und Lithium für die Batterie. „Und der Vorteil ist, beim Gewinn der Rohstoffe gehen im Kongo kleine Kinder drauf und in den Anden die Lamas wegen Wassermangel. Man tut was aktiv gegen die Überbevölkerung und man kann Lamas töten, ohne dass man sie zamfahrt.“ Das schaffe kein SUV.
Schade, dass diverse Stadträte, die jüngst gegen den Antrag für soziales Wohnen gestimmt haben, nicht anwesend waren. Asül erläuterte ganz genau, wie es zur Wohnungsnot kommt und warum dadurch erwachsene Männer noch bei ihren Eltern hausen müssen. Die alleinstehende Oma kann aus ihrer zu großen Wohnung nicht raus, weil der Umzug in die kleinere zu teuer wäre. Dadurch können Pärchen mit Nachwuchs nicht in die größere, weil diese blockiert ist. Das Resultat: „Die jungen Leute bleiben immer länger daheim, die Eltern werden sentimental und fangen wieder an, ihre Kinder zu schlagen.“ Ein Phänomen auf dem Mietmarkt: die richtigen Leute sitzen in der falschen Wohnung.
Eine runde Sache ohne toten Winkel ist das Programm „Offenes Visier“. Es entsteht der Eindruck, dass Asül als Gutmensch zum linken Wutbürger mutiert. Aufgrund seiner türkischen Wurzeln werden ihm seine politisch eher nicht korrekten Beispiele rassistischer Sprücheklopfer verziehen. Er selbst versteht sich als Mediator zweier Fronten – ob ihm das im privaten Bereich gelingt, weiß man nicht. Auf der Bühne ist die Fremdoptimierung ein Selbstläufer.
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