Jetzt, wo die Tage kürzer werden, ist Sennfelders Rat häufiger gefragt.Nicht nur gekippte Fenster oder angelehnte Terrassentüren sind willkommene Einladungen für finstere Gestalten. Wer kennt nicht die ach so geheimen Verstecke für Hausschlüssel: unter dem Fußabtreter, im Blumenstock auf der Haustreppe, der Nagel im Geräteschuppen oder der als Stein getarnte Schlüsselbehälter im Kiesbett vor dem Haus.
Auch den oft geäußerten Spruch "Bei uns ist eh nichts zu holen" kennt Wolfgang Sennfelder und kontert sogleich: "Das weiß ja der Ganove nicht, also schaut er nach." Und der Präventionsbeamte von der Kriminalpolizei setzt noch eins drauf: "Wenn einer in ein Haus hinein will, dann geht der auch dort hinein. Egal, ob das Gebäude von außen lohnend erscheint oder nicht."
Dass es dazu nicht kommt, dafür sorgt die Polizei mit ihren Beratungsstellen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Vorbeugung für die Menschen als kostenlosen Beratungsservice anzubieten. Dass dies durchaus erfolgversprechend ist, dokumentiert Sennfelder mit Zahlen aus Bayern im Jahr 2017. "Die große Einbruchswelle von 2015/16 ist abgeebbt." Die Gründe hierfür seien vielfältig und bemerkenswert: "Der Rückgang der Delikte beziffert sich auf immerhin 30 Prozent."
Dass zu diesem Ergebnis auch Aufmerksamkeit von Passanten und Zivilcourage beigetragen haben, lässt sich ebenso in Zahlen fassen. Dank der Anrufe von Zeugen seien im Freistaat 336 Einbrüche verhindert und 84 Täter festgenommen worden. Sennfelder warnt davor, die Kriminellen selbst anzusprechen oder zu versuchen, sie zu stellen: "Wir brauchen keine Helden, sondern rasche Information." Auf diese Weise gelang es beispielsweise am vergangenen Wochenende in Sulzbach-Rosenberg, drei Jugendliche beim Einbruch ins Liliencenter festzusetzen.
Dabei gelte die Devise, lieber einmal mehr als einmal zu wenig anzurufen. Erfreulicherweise nähmen solche Telefonate zu. Von allen diesen Erfahrungen berichtet Wolfgang Sennfelder auch bei zahlreichen Vorträgen, die er in der Herbst-/Winterzeit bei etlichen Vereinen in der Region abhält.
Durch Einbruchmeldetechnik, überwiegend durch Alarmanlagen, seien 2017 bayernweit 168 Einbrüche verhindert worden. Bei 21 Tätern klickten in der Folge direkt am Tatort oder in unmittelbarer Nähe die Handschellen. Schließlich werden in der Statistik des Landeskriminalamtes dazu noch die mechanischen Einbruchssicherungen aufgeführt, beispielsweise fest eingebaute oder nachgerüstete Stabilisierungen von Fenstern und Türen.
Der wirtschaftliche Schaden ist bei Einbrüchen mitunter schon ein heftiger Schlag für die Betroffenen. Doch meist stehen Versicherungen dafür ein und lindern schon die Auswirkungen. Was aber keine Assekuranz ausgleichen kann, das sind die psychischen Auswirkungen auf Wohnungs- und Hausbesitzer.
Hauptkommissar Wolfgang Sennfelder weiß von Menschen, die nicht mehr in ihren angestammten Räumen bleiben wollen und ergänzt dies um ein Beispiel aus der Praxis: „Eine Frau hat ihre komplette Unterwäsche weggeworfen, weil ein Einbrecher beim Durchwühlen ihres Schranks die Dessous berührt hat – und damit ein fremder Mann.“ Ferner berichtet der Experte von Mietern, die nach Einbrüchen kündigten und in neue Wohnungen zogen. „Im Extremfall werden sogar Häuser wegen des Gefühls der Unsicherheit verkauft.“ Deshalb rät der Polizeibeamte: „Alles unternehmen, um nicht erst Opfer zu werden.“
Kriminalhauptkommissar Wolfgang Sennfelder ist mit seiner Präventionsarbeit viel unterwegs. Er muss seine Aufgaben alleine und ohne Stellvertreter bewältigen und ist dabei zuständig für die Stadt Amberg sowie die Landkreise Schwandorf und Oberviechtach. Neben der Wahrnehmung von Vortragsveranstaltungen und Messeauftritten kommt der Polizeibeamte aber zu Menschen nach Hause und nimmt deren Häuser und Wohnungen exakt unter die Sicherheitslupe.
„Ich komme nach erfolgter Terminvereinbarung vorbei, schaue mir das Haus von unten bis oben genau an und zeige Schwachstellen auf.“ Danach werde mit den Betroffenen darüber geredet, was verbessert werden können. Sennfelder verweist in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf, „ dass ich in Zivil komme, auch im unauffälligen Auto“, falls dies für jemand ein Hemmungsgrund sein sollte. Erreichbar ist der Beamte in seiner Dienststelle bei der Amberger Kripo (09621/890 275, pp-opf.amberg.kpi[at]polizei.bayern[dot]de). Weitere Informationen sind im Internet zu finden (www.polizei-beratung.de oder www.k-einbruch.de).
Neben der Beratung hat Sennfelder auch einige Prospekte und wichtige Tipps für die Praxis im Gepäck, etwa jenen, dass es seitens der KfW Fördergelder – als Zuschuss, nicht als Darlehen – für Einbruchsschutz gebe. Dieses Geld werde innerhalb des Bundesprogramms „Altersgerechtes Umbauen“ ausbezahlt.
Hinsichtlich der Vorbeugung stellt Hauptkommissar Wolfgang Sennfelder die Sicherung von Türen und Fenstern vordringlich im Erdgeschoss in den Mittelpunkt. Entweder bereits beim Neubau oder auch bei der Nachrüstung sei ein waches Auge auf widerstandsfähige Türkonstruktionen zu richten. Hier nannte er moderne Schlösser, Schutzbeschläge, Schließbleche und Mehrfachverriegelungen. Zusätzlich könnten auch ein Querriegel- oder ein Kastenriegelschloss eingebaut werden. Bei Fenstern, Terrassen- und Balkontüren rät der Beamte zu Griffschlössern, zu einbruchhemmenden Beschlägen, zu angriffhemmender Verglasung oder auch zu massiven Rollläden oder gar zu Gittern.
Es gibt einige Faustregeln, die bei Befolgen durchaus dazu beitragen können, das eigene Hab und Gut zu schützen. Nachfolgend führen wir an dieser Stelle einige davon an, die auch im Info-Material der Kripo zu finden sind:
Auf verdächtige Fahrzeuge und fremde Menschen im eigenen Wohnumfeld achten und gegebenenfalls festgestellte Auto-Kennzeichen notieren.
Verdächtige nicht ansprechen. Aussehen und Bekleidung merken und die Polizei unter der Notrufnummer 110 alarmieren.
Keine Info in sozialen Medien bei Urlaubsantritt. Sennfelder: „Das kommt einer Einladung gleich.“
Bei Abwesenheit im Inneren von Haus oder Wohnung eine Steh- oder Tischlampe gekoppelt an eine Zeitschaltuhr sowie außen eine Lichtquelle mit Bewegungsmelder einsetzen.
Rollläden nicht Tag und Nacht zulassen.
Türen und Fenster gegen Aufbruch sichern.
Vertraute Menschen über Abwesenheit in Kenntnis setzen und sie bitten, die Augen offen zu halten – auch wenn das Haus oder die Wohnung nur ein paar Tage verwaist sind.

















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