Ausführlich beantwortete er im vollen Saal an der Paulanergasse die Frage "Warum werden Sie nicht evangelisch?" Siegfried Kratzer, der Vorsitzende des Evangelischen Bildungswerks (EBW), resümierte den Vortrag später mit: "Fundiert und sehr kritisch, aus bitterer Erfahrung." Doch der Reihe nach.
Schon öfter sei ihm eine "konfessionelle Achterbahnfahrt" von katholisch zu evangelisch und zurück empfohlen worden, erzählte Hirblinger. Ihn beschäftige aber die viel drängendere Frage der Ökumene. Diese müsse dringendst umgesetzt werden, "ohne das immer noch auf beiden Seiten vorhandene Scheuklappendenken und jedes Überlegenheitsgefühl". Echte Ökumene gebe es aber nur in Jesu Sinn. Liebe, Versöhnung und Einheit müssten von allen gelebt werden. Liebe müsse zudem konkret und voller Hingabe sein, gerade auch in Paarbeziehungen, entgegen jeder "sexualneurotischen Kasuistik" der Kirche.
Versöhnung habe Jesus sogar über den Gottesdienst gestellt, als er forderte, dass man, bevor man zum Altar tritt, sich mit seinem Bruder versöhnen müsse. Doch diese Sicht sei von oben her verrückt worden, so dass es in der Konsequenz oft wegen des "Totalitätsanspruchs der Kirche" nur die Alternative zwischen Widerstandkämpfer und Mitläufer gebe, lautete die Meinung des ehemaligen Religionslehrers, der mittlerweile hauptberuflicher Hausmann ist. Der Referent wurde deutlich: "Damit wird aber durch die Arroganz der Amtsträger, die die Leute für dumm verkaufen und nur ihre Erbhöfe verteidigen, die Einheit der Kirchen bewusst verhindert." Danach stellte der Amberger diese Frage in den Raum: "Wozu brauchen wir Amtsträger?", wo doch das Priestertum aller Gläubigen als Miterlöser eine neue Welt, ein echtes Reich Gottes in versöhnter Verschiedenheit schaffen könne. Die Antwort: Man müsse Ökumene einfach konkret und viel offener leben, in Verantwortung nur vor dem eigenen Gewissen. Wörtlich sagte er: "Fragt nicht lange, lebt Ökumene glaubwürdig in Liebe, Versöhnung und Einheit."
Die anschließende Diskussion ergab, dass Stefan Hirblinger offensichtlich mit dem Bistum Regensburg "die schlechteste Karte gezogen" habe, da in anderen Bistümern bei ähnlichen Fällen deutlich großherziger verfahren werde.



















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.