Passwörter wie "1234567", "Ich!Liebe!Dich!" und "Lena1980" sind nicht besonders sicher. Viele Internetuser wissen das, und trotzdem fällt es Kriminellen oft sehr leicht, ein E-Mail-Postfach oder den Zugang fürs Onlinebanking zu knacken. Polizist Sven Ertel hat tagtäglich mit solchen Fällen zu tun. "Oft kommen Amberger zu uns auf die Dienststelle mit einem Kontoauszug, auf dem sie eine Abbuchung festgestellt haben, von der sie keine Ahnung haben, woher sie stammt." Dann sei es wichtig, dass die Betroffenen zur Polizei mit möglichst vielen Unterlagen kommen. "Je mehr Daten wir haben, umso besser können unsere Spezialisten die Schritte der Täter verfolgen." Doch so leicht sei es eben oft nicht. "Das Geld landet überall: England, Litauen, Türkei, Hongkong, Deutschland." Häufig würde das Geld in Kryptowährung umgetauscht - und sei dann nicht mehr nachvollziehbar. "Die Aufklärungsrate liegt bei unter zehn Prozent", macht er wenig Mut.
Sensible Daten brauchen besonderen Schutz
Umso wichtiger sei es, etwas zu unternehmen, bevor man Opfer eines Kriminellen werde. Das fordert die Expertin bei der Verbraucherzentrale in Amberg, Marion Gaksch. "In der analogen Welt lasse ich die Haustüre ja auch nicht offen stehen, damit der Dieb einfach hineinspazieren kann." Sensible Daten - vor allem auch beim Online-Banking - müssten besonders geschützt werden.
Die Leiterin der Verbraucherzentrale in Amberg, Marion Gaksch, warnt vor Kriminellen, die Identitäten im Internet stehlen. Mit diesen Tipps können User sich schützen.
- Bei E-Mails von Unbekannten bloß nicht auf Links klicken und Datei-Anhänge öffnen - und schon gar nicht auf diese antworten.
- Vertrauliche Daten (Name, Adresse, Kontonummer und Geburtsdatum) werden nie zusammen per E-Mail verschickt.
- Banken und große Onlineshops fragen niemals PIN, TAN und andere persönlichen Daten per E-Mail ab.
- Passwörter regelmäßig erneuern. Wobei die Kennung aus mindestens acht Zeichen sowie Groß- und Kleinschreibung, Zahlen und Sonderzeichen bestehen sollte.
- Sogenannte kryptische Passwörter, bei denen die Reihenfolge der Zeichen willkürlich ist, sind am sichersten (Kryptonizer in Kartenform sind kostenfrei in der Amberger Beratungsstelle erhältlich).
- Es ist ratsam, für jedes Nutzerkonto ein eigenes Kennwort zu vergeben.
- Die Expertin rät, generell stets umsichtig im Netz zu surfen.
Ertel erklärt die häufigsten Maschen der Kriminellen: "Beim Phishing werden User getäuscht mit Hilfe von gefälschten Websites, E-Mails oder Kurznachrichten, die täuschend echt aussehen, um an persönliche Daten heranzukommen." Eine Weiterentwicklung davon sei das Pharming. "Dabei wird die Suchanfrage des Users geändert. So landet man nach dem Klicken auf einen Link in einer Mail auf einer völlig andere Seite", warnt er.
Missbrauch von Identität
Bei den meisten Tätern gehe es darum, an Geld heranzukommen. "Viele wollen sich bereichern. Oder sie wollen Ware bekommen, die jemand anderes bezahlen muss." Sehr häufig passiere es auch, dass die gestohlenen Identitäten missbraucht werden, um zum Beispiel Fake-Shops im Netz zu eröffnen. Wer betroffen ist, solle schnell handeln, erklärt Gaksch. "Sofort bei der Polizei Strafanzeige stellen und seine Bank informieren." Bei der Verbraucherzentrale gebe es zudem eine Rechtsberatung. "Je nach Höhe des Schadens kann der Gang zum Anwalt nötig sein", weiß sie aus der Erfahrung.
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