Kathrin Fischer ist ein Energiebündel. Schon während ihres Studiums in Politik- und Kulturwissenschaften absolvierte sie nebenbei eine Ausbildung zur Tanzlehrerin und gründete eine Familie. Sie managt die Geschäftsstellen der CSU in Amberg und Amberg-Sulzbach, organisiert die Öffentlichkeitsarbeit der jüdischen Gemeinde, engagiert sich ehrenamtlich und hilft ab und zu in der Boutique ihrer Mama aus. Als vor einigen Monaten dann doch der Wunsch aufkam, sich stärker auf eine Sache zu konzentrieren, gingen ihr daher ganz unterschiedliche Ideen durch ihren Kopf.
Fischer trifft sich regelmäßig mit Freunden im Café Baroco am Viehmarkt. Auf dem Weg bleibt ihr Blick immer wieder an der kleinen Boutique Ullas Laden hängen. "13 Jahre lang bin ich jeden Tag an diesem Geschäft vorbeigelaufen und fand ihn wahnsinnig charmant", schwärmt sie. Bei einem der morgendlichen Treffen kursierte plötzlich das Gerücht, die Inhaberin wolle den Laden abgeben. Fischer lief nach nebenan, fragte nach und bekam fast sofort einen Vorschlag zur Übernahme. "Die Idee entstand mehr aus einem Spaß heraus", erinnert sie sich. Der Gedanke ließ sie dennoch nicht mehr los. Ihr Bauchgefühl sagte schnell ja, aber mit Kindern konnte die junge Mutter ein solches Risiko auf keinen Fall im Alleingang eingehen. Es musste Hilfe her und die war schneller zur Stelle als erwartet.
Bei den wöchentlichen Treffen im Baroco wurde der Laden plötzlich zum Hauptthema. Alle wollten mit anpacken. Über Cappuccini und Bagels wurde ein Logo konzipiert, nach Marken recherchiert und gemeinsam alles durchkalkuliert. Kurze Zeit später packte Fischer ihre Mutter ins Auto, durchstreifte Showrooms und orderte Ware für die Ladeneröffnung. Bevor sie sich versah, packte sie schon die ersten Kisten in ihrem neu renovierten Laden namens Herzeigen aus und wenn sie ins Büro oder in den Kindergarten musste, füllten die Freunde weiter die Regale und probierten die ersten Stücke. Noch in der Nacht vor der Eröffnung wurden Kommoden gestrichen und letzte Kartons ausgepackt. Knapp drei Monate nach der vermeintlichen Schnapsidee war Eröffnung.
Wer glaubt, in so kurzer Zeit wurde alles nur oberflächlich geplant, täuscht sich gewaltig. Kathrin Fischer und ihr Freundeskreis durchdachten alles bis ins kleinste Detail. Davon zeugt nicht nur das Wortspiel im Logo, sondern auch die konsequente Orientierung an einer ganz bestimmten Zielgruppe: "Die typische Herzeigen-Kundin steht fest im Leben, achtet auf hohe Qualität zu einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis und weiß eine ehrliche und persönliche Beratung zu schätzen." Gemäß diesem Konzept entschied sich Fischer für fair produzierte Ware und Mode von skandinavischen Labels, deren Schnitte gut zu mitteleuropäischen Figurtypen passen. Freundinnen und Bekannte aller Altersgruppen helfen im Verkauf. Das Konzept scheint aufzugehen: "Bei der Eröffnung war ich völlig überrascht über die viele positive Resonanz. Da wurden dann die Häppchen am Ladentisch schnell zur Seite geräumt um Platz für die ersten Einkaufstüten zu schaffen", erzählt sie lachend.
Vor der Eröffnung gab es natürlich auch einige Skeptiker. Sie rieten Fischer von der versteckten Lage ab und meinten, es könnten sich langfristig ohnehin nur noch Filialisten die Mieten in der Innenstadt leisten. Fischer ist da allerdings anderer Meinung. Sie glaubt, die Kundenfrequenz in dem Viertel zu kennen und weiß, worauf das Klientel rund um den Viehmarkt Wert legt. In ihren Augen entwickelt sich in dieser Nachbarschaft gerade eine richtige Kreativszene. Die Kunden umgeben sich gerne mit schönen Dingen und suchen gezielt nach individuellen Produkten fernab des Mainstreams. Fischer findet, es werde allgemein ständig zu viel über die Innenstadt genörgelt. Sie hat sich daher ganz bewusst für eine Geschäftseröffnung in dieser Lage entschieden: "Ich sehe den Laden auch als politisches Statement. Ich glaube an unsere Stadt und an Ambergs Innenstadt. Wenn jemand hier seine Nische findet, wird er damit hoffentlich auch in Zukunft erfolgreich sein."
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