Hintersinnig, ein wenig schlitzohrig und auch a' bisserl bös': Hervorragend unterhaltsam war der Abend mit Liedern von Georg Kreisler und Texten von Helmut Qualtinger in der Brauerei Kummert. Dazu hatte der Regionalverein "Am Eysenhammer" des Männerbundes Schlaraffia eingeladen. Das Publikum im gut besetzten Sudhaus amüsierte sich köstlich.
Ein Ei im Mai
Es war bereits der zweite Auftritt von Sänger Manfred Hubl, Igor Jussim am E-Piano und Hans Fett als Rezitator. Melancholisch eröffnete die Vorstellung mit "Ich sitz' schon lang' im Kabarett". Die Zuhörer fühlten mit "Wie eine alte Soubrette", dass man "zuerst auf den Leim geht und dann kleben bleibt" und schließlich "in Hoffnungslosigkeit" endet. Dem schwarzhumorigen "Ein Ei im Mai", das einer "Ida" serviert wurde, folgte "das Markenzeichen" des Komponisten Georg Franz Kreislers: "Gemma Taubn vergiftn im Park". Hubl brachte dem Publikum manches aus Kreislers Biografie nahe. Von seiner Jugend als Jude in Wien, dem Exil in Amerika, der Rückkehr nach Wien und seinen Auftritten in München mit "nicht-arischen Arien".
Der Kontrast von weichen, eingängigen Melodien zu makabren Texten verfehlte seine irritierende Wirkung nicht. Satirisch überhöht und gut beobachtet besingt Kreisler den nicht nur jüdischen Alltag mit "Ich darf das" oder "Der Beschluss". Dazu gehört auch das Lied "Der Witz". Hintergründig ist sein Werk "Ich fühl mich nicht zu Hause", das den Protagonisten von Berlin nach New York, über Buenos Aires bis nach Israel treibt, bis er schließlich wieder in sein "Stettl" zurückkehrt. Dort fühlt er sich durch die gewohnten Diskriminierungen endlich wieder selbst.
Mit dem "Ich bitt' sie, Herr Frisär, nehmas ihre Scher'" gratulierte Hubl dem anwesenden Friseurs-Ehepaar Renner zu seinen jüngsten Erfolgen in Paris. Otto Reuters Couplet über die Frau Potifar, die sich "in der Bar zum Krokodil am Nil" amüsiert, setzte Hubl die Empfehlung entgegen: "Nehmas an Altn".
Vielleicht sogar biographisch bedingt hörte das Publikum von dem viermal verheirateten Kreisler das Stück "Mein Weib will mich verlassen" sowie die Hommage auf sein "herrliches, prächtiges, himmlisches Weib", das weder kochen noch lesen, schreiben, denken, tanzen oder singen kann. Einer Barbara stellte er "Manche" entgegen und besang einen Beamten, der entlassen wurde, weil er dasselbe wie ein anderer tat, nämlich nichts.
"Zur Erholung" von Sänger und Pianist amüsierte Hans Fett mit den Lieblingsstücken des Österreicher Schauspielers Helmut Qualtinger. Dazu gehörte "Die Sauerbruch-Operette", die in "Maske in Weiß" oder "Eine Nacht im Krankenhaus" umgedichtet wurde. Ein quäkendes Rollwagenterzett untermalt dort die Operation an der Gräfin Tumoritzka. Professor Sauerbruch, dem Schwester Angina assistierst, operiert schließlich den Blinddarm der Gräfin, bis ein Vertreter der Krankenkasse aus Geldmangel die OP stoppt, um dann vom nicht erstatteten Gewinn ein neues Hochhaus zu bauen.
Teuflische Respektsperson
Durchaus aktuell waren Travniceks Einkäufe in "Denk österreichisch", die "ausschließlich" bei einem "echten österreichischen Importeur" getätigt werden. Ein Zusatztext mit einen "innigen frommen Wunsch", nämlich einmal in der Hölle zu landen. Denn dort würde man als Teufel wenigstens "eine Respektsperson in interessanter Gesellschaft und praktischer Kleidung" sein.
Nach mehr als zwei Stunden erklatschten die begeisterten Zuhörer als Zugabe noch Kreislers "Das Telefonbuch" mit "olle Freind mit V" und "Der guade oide Franz".













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