Amberg
28.02.2019 - 17:05 Uhr

Hightech-Übungen im Klinikum

Anne liegt im Krankenhaus. Sie erbricht, ihr Blutdruck schwankt und sie hat mehrere große Wunden. Anne ist eine Pflegepuppe und steht im Mittelpunkt des neuen und hochmodernen Simulationszentrums im Klinikum St. Marien.

Gesundheits- und Krankenpflegeschülerin Fatma Öztürk versorgt im Beisein von Lehrerin Ursula Dittrich eine Wunde mit Pinzette und Tupfer. Bild: Petra Hartl
Gesundheits- und Krankenpflegeschülerin Fatma Öztürk versorgt im Beisein von Lehrerin Ursula Dittrich eine Wunde mit Pinzette und Tupfer.

Auszubildende machen Fehler. Das gehört dazu, sie dürfen das, ist Berufspädagogin Ursula Dittrich überzeugt. Schlecht kann das allerdings sein, wenn es Pflege-Azubis im Klinikum betrifft. Wie lassen sich also Fehler machen, die keine Folgen nach sich ziehen?

Die Antwort: Mit einem hochmodernen Simulationszentrum im vierten Stock des Klinikums. Pflegedirektorin Kerstin Wittmann nutzte die Verwaltungsratssitzung am Dienstagnachmittag, um den neuen Übungsraum vorzustellen. "Wir haben hier ein wirklich innovatives Konzept ausgearbeitet, das wir dringend nötig hatten." Im Mittelpunkt des neuen Zentrums, für das zwei Zimmer zusammengelegt wurden, sind zwei Simulationscomputer in Form einer Frau und eines Kleinkindes.

Dabei handelt es sich aber nicht einfach nur um Puppen. Anne, wie die große heißt, hat einen Puls und atmet. Wittmann: "Die Puppe kann erbrechen und jammern. Die Auszubildenden können verschiedene Verletzungen an ihr versorgen." Unterschiedliche Wundmodule machen das möglich. Die Schüler können Anne zum Beispiel auch einen Katheter legen oder eine Trachealkanüle in ihren Hals einführen und weitere Vitalfunktionen überprüfen.

150 Schüler vor Spiegel

Rund 12 000 Euro hat die Erwachsenen-Pflegepuppe gekostet. Der lebensechte Nachbau eines Säuglings lag bei circa 7500 Euro. Das ist aber noch nicht alles. In der Mitte des Simulationszentrums steht ein großer Spiegel. Er ist nur von einer Seite blickdicht. Wenn ein Azubi übt, sitzt ein Lehrer hinter der Spiegelwand und kann die Reaktionen der Puppe steuern. Dazu Pflegedirektorin Wittmann: "So etwas gibt es in der ganzen Oberpfalz noch nicht. Wir sind Vorreiter in der gesamten Region."

Ziel ist es, damit die Ausbildung der Pflegeschüler noch weiter zu verbessern. Ursula Dittrich: "Die Schüler sollen ruhig Fehler machen, sich ausprobieren. Hier dürfen sie das." Zweimal im Jahr sollen alle 150 Pflegeschüler eine rund zweistündige Sequenz im Simulationszentrum absolvieren. "Logistisch, ein Kraftakt", sagt Dittrich, denn: Vor jeder Übungseinheit gibt es zunächst ein Gespräch zwischen Lehrer und Schüler, was an diesem Ausbildungstag schwerpunktmäßig behandelt werden soll. Während der Einheit zeichnet eine Kamera im Raum den gesamten Pflegevorgang auf. Grund dafür: Im Nachhinein können Schüler zusammen mit ihren Lehrern analysieren, was gut und was schlecht, was richtig oder falsch gelaufen ist.

Verbesserte Ausbildung

Maximal vier Schüler können an einem Tag nacheinander üben. Auch Azubis profitieren vom neuen Zentrum: "Man hat mindestens eine Lehrkraft bei sich. Bei dem Video im Nachhinein kann man auf die Behandlung eingehen. Mir hilft das wirklich, weil ich damit viel besser verstehe, was die Ausbilder meinen, wenn sie etwas erklären", sagt Gesundheits- und Krankenpflegeschülerin Fatma Öztürk. Fehlender Zeitdruck erleichtere das Lernen.

So modern die Puppen auch sein mögen, alles können sie nicht. Die Ausbildungsqualität könne immer noch weiter verbessert werden. "Die Schüler haben manchmal Probleme damit, mit der Puppe wie mit einem Menschen zu sprechen", erklärt Ursula Dittrich. Es werde nun überlegt, die Schüler in Zukunft auch Schauspieler pflegen zu lassen.

 
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