Hitler hat nicht nur das rosa Kaninchen gestohlen

Amberg
06.01.2020 - 10:33 Uhr

Das Bühnenbild reduziert auf rote Hocker, die Schüler in Jeans und schwarzem T-Shirt. Mehr braucht die ehemalige Theaterklasse des Gregor-Mendel-Gymnasiums nicht, um ein Buch umzusetzen, das gerade auf der Leinwand große Erfolge feiert.

Die Schüler der letztjährigen Theaterklasse von Claudia Ried führten ihre Fassung von „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ auf.

Schüler der 7. Klasse alias "Die Ofenkartoffeln" präsentierten jetzt am Gregor-Mendel-Gymnasium das Stück "Au revoir, mon lapin rouge", das frei nach Judith Kerrs Jugendbuch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von der Theaterlehrkraft Claudia Ried in eine Bühnenfassung umgeschrieben worden war. Eindrucksvoll stellten die Schüler Annas und Max' Reise mit ihrer Familie dar, die als Juden vor den Nationalsozialisten fliehen müssen und daher Berlin in Richtung Schweiz verlassen. Das Gefühlschaos der beiden Kinder wurde hierbei durch das Stimmengewirr der Schüler deutlich, die unruhig im Raum auf und ab gehen und sich von ihrem vertrauten Zuhause verabschieden müssen. Zunächst kommt die Familie in Zürich an, wo der Vater sie in das beste Hotel am Ort eingebucht hat. Daher überwiegt zunächst noch die Abenteuerlust: "Ich fühl' mich wie im Urlaub!", so Anna. Doch als sie in der Schweiz vom Reichstagsbrand hören, Anna krank und ihre finanzielle Situation immer prekärer wird, zeigt sich, dass eine Rückkehr nach Berlin unmöglich wird. Zudem erfahren sie, dass die Nationalsozialisten ihr Haus in Berlin mit all den darin befindlichen Sachen konfisziert haben, darunter auch Annas rosa Plüschkaninchen, das sie dort zurücklassen musste.

Als manche Schweizer Eltern dann ihren Kinder nicht erlauben, mit Anna und Max zu spielen, weil sie jüdisch sind, wird die Familie gewahr, dass eine vollständige Integration schwerlich möglich ist. Man macht sich auf nach Frankreich. Dort müssen die Kinder erneut eine fremde Sprache lernen und sich eingliedern. "Wir sollen aussehen und sprechen wie Franzosen", fasst es Anna zusammen. Leider verdient der Vater, ein kritischer Journalist, auch in Paris zu wenig Geld und die Eltern beschließen, sich nach England einzuschiffen. Nach diesem dritten anstrengenden Neuanfang können sie endlich bleiben. Diese Geschichte ist die Geschichte Judith Kerrs selbst, der Autorin des Jugendbuches.

Die Schüler der letztjährigen Theaterklasse von Claudia Ried führten ihre Fassung von „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ auf.
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