Konkret geht es um einen achtjährigen Buben, der die Albert-Schweitzer-Schule besucht. "Wir suchen dringend einen Fahrer", sagt der Leiter der Einrichtung, Josef Richthammer. Der Junge müsste montags bis freitags nach Unterrichtsschluss von der Schule abgeholt und in die Jugendhilfestation St. Martin in der Ruoffstraße gebracht werden. Der Zeitaufwand würde pro Woche etwa zwei bis drei Stunden betragen, und die Zeiteinteilung ist logischerweise terminlich festgelegt.
Der Junge wird von einer Schulbegleiterin an den Fahrdienst übergeben. "Vielleicht gibt es ja einen Rentner, der Zeit und Lust hat, uns zu helfen", sagt Richthammer. Derzeit werde die Aufgabe vom fest angestellten Personal übernommen. Die Pädagogen würden aber dann im Haus selber fehlen, wenn es darum geht, die Kinder in Empfang zu nehmen, sie bei ihren Hausaufgaben zu betreuen oder das Mittagessen auf den Tisch zu bringen. "Wir sind wohl noch mit die einzige Gruppe in der Oberpfalz, die selbst kocht", erklärt Josef Richthammer. Die Zubereitung der Speisen sei ein wesentlicher Teil im Alltag der Mädchen und Buben, die zwischen 8 und 14 Jahre alt sind. Die heilpädagogische Tagesgruppe bietet Platz für Kinder und Jugendliche im Schulalter mit Problemen in der Familie, im Unterricht sowie mit sich und anderen Kindern oder Erwachsenen. Die jungen Gäste haben oft Lern- und Leistungsschwierigkeiten, können sich kaum konzentrieren, haben ADHS, sind traurig, unruhig, trotzig oder extrem ängstlich. Sie leiden unter undefinierbaren Wutausbrüchen, provozieren gerne oder spielen dauernd den Clown. Das Jugendamt vermittelt Familien, deren Nachwuchs Bedarf hat, einen Platz in der Gruppe. Im aktuellen Schuljahr besucht auch ein Mädchen aus Schwarzenfeld die Tagesgruppe. Auch hier würde sich Josef Richthammer freuen, wenn sich jemand fände, den Fahrdienst übernehmen könnte.
Wer die Jugendhilfestation kennenlernen möchte, kann am heutigen Montag, 3. Dezember, zwischen 15.30 und 16.30 Uhr in der Ruoffstraße 6 vorbeikommen. Infos bei Josef Richthammer unter 09621/78 28 50.
Gegründet wurde die Jugendhilfestation St. Martin im September 2001 als Nachfolgeeinrichtung des Johann-Heinricht-Werner-Hauses, dass aus betriebswirtschaftlichen Gründen geschlossen worden war. Zuletzt waren dort drei heilpädagogische Tagesgruppen, zwei stationäre Heimgruppen und ein integrativer Kindergarten untergebracht. Die Jugendhilfestation begann mit zwei Tagesgruppen und bot ambulante Dienste an. Dazu zählten zum Beispiel Familienhilfe, Erziehungsbeistand, betreutes Wohnen oder Hilfe für junge Erwachsene. Dafür wurde ein Gebäude am Liebengrabenweg 1 angemietet. Die ambulanten und teilstationären Dienstleistungen wurden stets im Auftrag der Jugendämter aus Stadt und Landkreis erledigt.
Im Lauf der Jahre ging die Belegung der Tagesgruppen durch das Stadtjugendamt zurück, weshalb es jetzt nur noch eine Tagesgruppe gibt, die überwiegend durch das Kreisjugendamt belegt ist. 2009 wurde das Gebäude am Liebengrabenweg an einen anderen Besitzer verkauft, der Eigenbedarf anmeldete. Die Jugendhilfestation zog 2009 in ein Zweifamilienhaus in der Ruoffstraße 6 um. Hier sind fünf Mitarbeiter beschäftigt, die knapp 50 Familien in der Stadt Amberg und im Landkreis betreuen.
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