"Wir können Antisemitismus nur bekämpfen, wenn wir Räume der Begegnung schaffen": Davon ist Elias Dray fest überzeugt. Deshalb hat der Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Amberg mit der früheren Bundestagsabgeordneten Barbara Lanzinger (CSU) "Dem anderen begegnen" ins Leben gerufen. Der Verein versteht sich laut Lanzinger als eine Art Toleranzzentrum. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann betonte am Dienstagabend, als er die israelitische Kultusgemeinde in Amberg besuchte, wie wichtig es sei, jüdische Einrichtungen zu schützen. In der Zeit nach 1990, als gerade jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion viele jüdischen Gemeinden wieder aufleben ließen, "schien alles völlig unproblematisch zu sein". Dass 30 Jahre später wieder antisemitische und rechtsextremistische Anschläge verübt werden, sei erschreckend, sagte er mit Blick auf Halle und Hanau.
Nach dem Anschlag von Halle seien die Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Einrichtungen wieder aktuell geworden. Der Amberger jüdischen Gemeinde Amberg sicherte Herrmann zu, dass die Staatsregierung diese über ein Förderprogramm entsprechend mittrage. "Nach Halle wurden die Mittel aufgestockt." Der bessere Schutz müsse möglichst heuer umgesetzt werden.
"Wir fühlen uns hier sicher", betonte Michael Berger, der sich sehr in der jüdischen Gemeinde engagiert. In den über 70 Jahren, in denen er in Amberg lebt, habe es keine Probleme gegeben. Generell aber sei der Respekt verloren gegangen.
Seiner Tochter Sabrina ist es wichtig, dass die jüdische Gemeinde bestehen bleibt, dass ihre Kinder auch in Zukunft hier ihre Religion leben können. Die junge Frau weiß von einem Jungen aus der Gemeinde in der Schule antisemitischen Äußerungen ausgesetzt war. Und vor einer Fahrt in die KZ-Gedenkstätte Dachau habe ein Mitschüler zu ihm gesagt: "Vielleicht lassen sie dich gleich dort." Brett Gilman ist Amerikaner, lebte in New York und Philadelphia. "Dort ist das Judentum allgegenwärtig", sagte. Hier höre er selbst gute Freunde sagen: "Ach, Juden können gut mit Geld umgehen. Wo kommt diese Gier her?" Aus der Ukraine ist Alexander Iolowitsch nach Amberg gekommen, hat hier seit 20 Jahren ein Geschäft. "Ich habe keine Probleme", beantwortete er die Frage von Rabbiner Dray, der das Gespräch moderierte, wie er sich hier als Jude fühle. "In der Ukraine ist der Antisemitismus viel stärker."
Dass man generell für ein gutes Verständnis untereinander, Respekt und ein friedvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religion eintreten müsse: Darüber waren sich Herrmann und seine Gesprächspartner einig. Dafür setzt sich der von Lanzinger geführte Verein ein. Er will "alle Religionen, alle Kulturen zusammenführen." Zu vielen Begegnungen will auch die jüdische Gemeinde selbst beitragen. Beispielsweise mit Synagogenführungen, so Rabbiner Dray. Er mahnte, dass man die Demokratie schützen müsse. "Wir müssen aufpassen, dass die Ränder nicht zu stark werden", sagte er mit Blick auf die Parteienlandschaft. "Da muss eine Zivilgesellschaft Kante zeigen."
Bei Antisemitismus und Hate Speech müsse man klar Stopp sagen, so der Minister. "Da dürfen wir nicht wegschauen und sagen, das sind nur ein paar Spinner." Das, was er in Amberg hörte, kennt er aus anderen jüdischen Gemeinden im Freistaat. "Sie alle sind besorgt, umso mehr müssen wir uns darum kümmern."













Unabhängig von der ethnischen Gruppe, der jeweiligen Glaubensrichtung, der sexuellen Ausrichtung oder ganz banal ob Mann oder Frau, habe ich ein großes Problem mit dem Begriff Toleranz. Denn ganz egal, wer wen tolerieren muss, fühlt sich dem Tolerierten gegenüber auf irgend eine Weise erhaben. Und das ist schon vom Denkansatz her in den meisten Fällen grundsätzlich falsch.
Wenn aus der jüdischen Gemeinde der Impuls kommt, sich nach außen zu öffnen, ist das sehr gut und sehr richtig, darf aber um Himmels Willen nicht dazu führen, sich bloß gegenseitig zu tolerieren. Dann bleiben wir nur zwei parallel zueinander stattfindende Gruppen.
Es muss sehr viel mehr passieren, als nur gegenseitige Toleranz zu üben. Es muss begriffen werden, dass wir eine Gesellschaft sind. Und diese Gesellschaft kann nur existieren, wenn sie ganz natürlich und selbstverständlich atmet. Sie kann nur atmen, wenn sie offen ist, dem Anderen gegenüber.
Ich bin zwar aus der Kirche ausgetreten aber ich kenne dennoch christliche Begriffe und Werte. Einige von denen sind durchaus geeignet, ein friedliches und freundliches Miteinander praktizieren zu können, würde man sie einfach in sein eigenes Handeln und Denken als völlig selbstverständlich integrieren.
Nächstenliebe zum Beispiel.
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