Juden waren nicht selten die besseren Amberger

Amberg
07.06.2019 - 16:20 Uhr

„Juden in Amberg“ war Thema eines Vortrags von Dieter Dörner in der Amberger Synagoge vor interessierten Zuhörern. Von 1034 bis in unsere Zeit reichte das Spektrum, welches der Kreisheimatpfleger und Buchautor anschaulich offerierte.

Dieter Dröner sprach anschaulich in der Synagoge über die Geschichte der Juden in Amberg

Wenn Handel erwähnt wurde, hatten Juden immer „die Finger im Spiel“, begann Dörner. Schließlich waren sie dazu „prädestiniert“, durch ihre Länder und Völker übergreifende gemeinsame Sprache, und nicht zuletzt durch die gleichere Rechtsprechung des Rabbinats. Daher ist nicht auszuschließen, dass bei dem in der Schenkungsurkunde von 1034 erwähnten Handel die Juden bereits aktiv waren.

In Amberg weiß man von sechs Familien die im 14. Jahrhundert hier siedeln durften, die wohl recht „honorig“ waren, da sie sich zwei Gelehrte, also Rabbiner, leisten konnten. Sie finanzierten den blühenden Bergbau in der Region. Als sie 1391 auf Weisung des Pfalzgrafen vertrieben wurden, geschah dies wohl, weil den Ambergern die Schulden über den Kopf gewachsen waren. In Ober- und Niederbayern geschah die Vertreibung Mitte des 15. Jahrhunderts. Nie mehr sollten Juden in Altbayern siedeln!

Erst 470 Jahre später, bei Schaffung des modernen Bayern, lebten trotzdem etwa 1300 Juden in Altbayern, davon 90 % in der Oberpfalz, gekauft (Herrschaft Rothenberg), geerbt (Sulzbürg) oder durch Erbfolge Bayern zugeschlagen (Sulzbach und Floß). Zehntausende in Franken und Schwaben lebende Juden kamen nun hinzu. Das Judenedikt von 1813 erlaubte den Juden allen Berufen außer dem des Brauers und des Betreibens von Gastwirtschaften, doch der Matrikelparagraph des Ediktes legte fest, dass dort, wo Juden wohnen, z. B. in Sulzbach, sich die Zahl der Familien sich nicht vermehren darf und dort, wo keine wohnen, z. B. in Nürnberg oder Amberg auch keine siedeln dürfen.

Viele junge Juden, der bekannteste ist wohl Levi Strauß, der Erfinder der Nieten für die Jeans, wanderten vor allem nach den Vereinigten Staaten aus. 1861 wurde dieser Paragraph aufgehoben, praktisch war dies die Gleichstellung der Juden mit den Nichtjuden in Bayern. Aus Landjuden wurden nun Stadtjuden, aus „Kaftan-Juden" wurden "Krawatten-Juden“, aus Hausierern und Pfandleihern wurden Ärzte und Anwälte und aus orthodoxen - liberale Juden, die sich bestenfalls noch in der Religion vom Nichtjuden unterschieden.

Judenfeindschaft, so Dörner, so überhaupt existent, versteckte sich hinter der Religion und war meist von Neid geprägt. In Amberg gab es zahlreiche Freundschaften zwischen Juden und Nichtjuden und kaum einen Verein, sei es die Kanarienvogelzüchter oder die Freiwillige Feuerwehr in dem Juden nicht Mitglied warnen. 1894 kam es zur Gründung der jüdischen Gemeinde und den Bau der Synagoge.

Im 1. Weltkrieg fielen für Deutschland ca. 12 000 Juden, doch jene unselige „Dolchstoßlegende“ führte schon bald zum Antisemitismus, der in Amberg weniger auf Judenhass, sondern wohl mehr auf Neid auf den wirtschaftlichen Erfolg der jüdischen Geschäftsleute zurückzuführen war. Mit der Gründung der ersten NSDAP-Ortsgruppe 1923 in Amberg begann auch hier die Agitation gegen die Juden. Die Nationalsozialisten wollten durch zunehmende Demütigungen erreichen, dass die Juden Deutschland verlassen. Doch die Juden waren Deutsche, nicht selten sogar „die Besseren“, so Dörner und sie glaubten an das deutsche Kulturvolk. Von März 1933 bis Februar 1945 schuf der NS-Staat 1974 Gesetze und Verordnungen gegen die Juden. Von Berufsverboten, über die "Gesetze zum Schutze der deutschen Ehre und des deutschen Blutes" bis hin zu den Durchführungsverordnungen der Shoa, dem Holocaust. Dörner wusste seine Ausführungen immer wieder mit persönlichen Schicksalen zu veranschaulichen, so dass jene Zeit in ihrer ganzen Perfidität im jüdischen Versammlungshaus lebendig wurde.

Der Kreisheimatpfleger erklärte auch noch die wichtigsten Elemente der Amberger Synagoge, vom Almenor bis hin zum Thoraschrein, dem Chanukkahleuchter oder dem Davidstern. Er zeigte auch einen Tallit (Gebetsmantel) mit den Zizit (Schaufäden) und wusste, dass es im Judentum so viele Gebote und Verbote gibt wie ein Granatäpfel Kerne hat, nämlich 613. Auch auf den Unterschied zwischen Sefarden und Ashkenasen und deren unterschiedliche Friedhöfe ging er ein.

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