Von Brigitte Bodensteiner
Gleich zu Beginn zeigen die Darsteller in einer turbulenten Marktszene, worum es geht: "Kauft Leute, kauft!" Und derjenige, der am meisten Freude daran hat, das hart verdiente Geld seiner Frau zu verpulvern, hatte danach seinen großen Auftritt: Der Kaiser höchstpersönlich - grandios in Gestik und Mimik dargestellt von Timo Salfetter.
Die Kaiserin (ausdrucksstark: Katharina Schmid) hält die Regierungsgeschäfte und das Haushaltsgeld in der Hand und sieht sich als Vorbild fürs Volk. Dieses Yuppie-Paar hat gesellschaftskritisch die Geschlechterrollen vertauscht: Sie, Karrierefrau und Workaholic, und er, ein etepetete Shopaholic. Doch mit dem Kaufrausch ihres Mannes hat sie Probleme, zum Beispiel muss sie gleich eine Hutmodenschau ertragen, die nicht nur der Kaiser, sondern auch der Zuschauer mit Applaus begeistert verfolgt. In der Inszenierung stehen die Untertanen (unter anderem Lina Guthe, Lenny Koller, Moritz Seibold) als austauschbare gesichtslose Masken den individuellen Hüten der Models gegenüber. Äußeres zählt heute mehr als innere Werte.
Mannequins auf Laufsteg
Den Laufsteg eroberten die Mannequins (Lina Weigert, Leonie Laudamus, Emilia Lampe, Emma Zaremba, Anna Vogl, Christina Bierler, Franziska Kaulbach, Milda Badal, Hanna Regner und Emilia Schindler) sofort durch ihre professionelle Performance und modernen Moves. In der nächsten Szene fühlten sich die Modeschöpfer (mitreißend verkörpert von Lina Weigert und Leonie Laudamus) unter Druck gesetzt: Immer wieder Neues wird gefordert, der Konsum muss angekurbelt werden. Doch da haben die beiden Gauner eine grandiose Idee: Geldverdienen mit nichts. Ihre neue italienische Modemarke Miracolo-Power soll der Durchbruch werden: unsichtbare Kleidung - sichtbar nur für kluge, brave und gute Menschen. Ein riesiger Mode-Gag. Und der dekadente Kaiser springt sofort auf. Der Preis spielte keine Rolle: "Jetzt kann ich die wahrhaft Dummen unterscheiden: Ich bin ein Gott durch eure Tricks." Über ein Extrablatt wird das Volk durch die Zeitungsverkäuferin (eindrucksvoll: Christina Bierler) informiert: Der Kaiser wird den Staatsbesuch mit seiner neuen Zaubermode empfangen, so kann jeder im Volk endlich erkennen, wie klug er wirklich ist: "Das wird ne Bombe! Geil!"
Vor lauter Neugier und Erwartungsfreude schickt der Kaiser seine zwei Minister aus (in Mimik und Gestik wirkungsvoll umgesetzt von Emilia Lampe und Emma Zaremba). Diese erwischen die angeblichen Designer beim Handy-Daddeln. Auf ihre vehemente Nachfrage hin zeigen die Ganoven ihre fingierte Mode à la Miracolo für den Kaiser. Die irrtümliche und für sie niederschmetternde Erkenntnis der Minister: "Ich sehe nichts. Ich bin dumm."
"Schönheit vergeht"
Das Volk erwartet nun auch mit Hochspannung die große Präsentation des Kaisers. Dieser imaginäre Auftritt wird perfekt in Mimik und Gestik am Bühnenrand inszeniert. Jeder erkennt sofort die Lage, aber nur ein Kindermund tut sofort die eigentliche Wahrheit kund: "Der hat ja gar nichts an." Erst jetzt stimmt das Volk völlig überrascht und voller Entsetzen mit ein. Doch diese Erkenntnis fehlt dem abgehobenen Kaiser. Abschließend erfolgt eine aufmunternde Ansprache à la Brecht vom Ensemble an das Publikum: "Habt keine Angst, eure Meinung zu sagen! Nicht jeder muss ein Model sein! Schönheit vergeht, Charakter besteht!
In seiner Begrüßung stellte Schulleiter Karl Bösl klar: "Ich liebe das Unterstufen-Theater." Und liebenswert waren die Schauspieler der 5. und 6. Jahrgangsstufe vor allem durch ihre mitreißende Begeisterung und herausragende Spielfreude. Ein Lob geht auch an die Techniker Raphael Gradl und Leo Ringer. Als Spielleiterinnen waren Sandra Häusler und Susanna Rosemann für den kurzweiligen Abend verantwortlich.
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