Amberg
19.09.2018 - 16:23 Uhr

"Keine konstruktive Lösung"

Der Chef des Verfassungsschutzes hat Mist gebaut und wird weggelobt. Er steigt gar als Staatssekretär ins Innenministerium auf. Ein probates Mittel, um eine solche Angelegenheit aus der Welt zu schaffen? Wie sehen Unternehmer in der Region das aktuelle Vorgehen der Bundesregierung?

Mitarbeiter, die Fehler gemacht haben, nach oben wegloben? Was sagen Unternehmer zu dieser Vorgehensweise? Bild: Kay Nietfeld/dpa
Mitarbeiter, die Fehler gemacht haben, nach oben wegloben? Was sagen Unternehmer zu dieser Vorgehensweise?

Zwei Firmenchefs und ein Unternehmensberater haben auf Nachfrage ihre Sicht der Dinge dargelegt. Einer, der zwar noch nicht in die Verlegenheit gekommen ist, eine Personalie auf diese Weise zu lösen, kann sich das gut vorstellen. "So etwas ist in der Wirtschaft doch Gang und Gäbe", sagt der Jungunternehmer aus dem nördlichen Landkreis, der lieber anonym bleiben möchte. "Ich kann mir vorstellen, dass die Gemengelagen in der großen Politik noch komplizierter sind, als in einem Unternehmen." Insofern hätten Kanzlerin Merkel und die anderen Koalitionäre in Berlin zumindest einen Ausweg aus dem Debakel gefunden. "Dass der neue Herr Staatssekretär natürlich von Anfang an im Amt beschädigt ist, steht auf einem anderen Blatt."

Der Amberger Unternehmensberater Klaus-Christian Etzold verweist darauf, dass in der Politik andere Gesetze gelten, als in der Wirtschaft. "Sicherlich wird das in größeren Unternehmen so gemacht", sagt er zum Thema Wegloben. Zielführend hält er ein solches Agieren allerdings nicht. "Aber in der Politik gelten andere Kriterien. Da geht es um Macht." Keiner wolle sein Gesicht verlieren.

Siegfried Schröpf, Geschäftsführer von Grammer-Solar, kann sich so ein Vorgehen allenfalls in einem wirtschaftlich "sehr starken" Unternehmen mit einigen tausend Mitarbeitern vorstellen. "Da könnte ich das schon verstehen, wenn vielleicht auch noch langwierige Arbeitsgerichtsprozesse anstehen, dass man das dann macht", sagt Schröpf. Bei Grammer-Solar hingegen, mit seinen knapp 50 Mitarbeitern, sei so ein Vorgehen allein schon aus finanziellen Gründen nicht möglich. "Und wir brauchen natürlich auch ein positives Betriebsklima", weist er auf eine weitere Gefahr einer Nach-Oben-Weg-Beförderung hin. "Eine konstruktive Lösung ist das nämlich nicht."

 
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