Persische Wurzeln, geboren in den USA, aufgewachsen und sesshaft geworden in Deutschland: Victoria Rasoulkhani, die 43 Jahre alte Geschäftsführerin eines in Wernberg ansässigen mittelständischen Unternehmens, hat die Berichterstattungen über die Vorgänge in der Amberger Altstadt genauestens verfolgt.
Für sie ist es nebensächlich, aus welchen Ländern die mutmaßlichen Täter stammen, denn für sie steht fest: "Es ist traurig und beschämend, wenn sich Gäste in einem Land so aufführen." Das sei ihr erster Gedanke gewesen, als sie von den Attacken, bei denen zwölf Personen verletzt wurden, erfahren hatte. Ihr zweiter Gedanke: "Von den Männern, die ich betreut habe, wäre keiner auf so eine bescheuerte Idee gekommen."
Mit Aussagen wie diesen bewirbt sich Rasoulkhani nicht für eine Stelle im Innenministerium oder bei der Flüchtlingsberatung, sondern möchte vielmehr auf das hinweisen, was sie im Laufe der Jahre selbst erlebt hat. Egal, ob es sich in den von ihr vermieteten Wohnungen in Hirschau und Sulzbach-Rosenberg um Afghanen, Syrer, Georgier oder Äthiopier gehandelt hat, eines sei immer der Fall gewesen, ohne Ausnahme: "Die Menschen, die hier neu ankommen, haben Hoffnung." Werden die Asylbewerber zu lange damit alleine gelassen, könne das in Frustration umschlagen. Und Frustration in Wut. Rasoulkhani: "Sie alle brauchen etwas zu tun. Das haben sie nicht."
"Ihr seid Fremde"
Die Mutter eines Sohnes im Grundschulalter möchte nicht missverstanden werden. Sie will die 17- bis 19-jährigen Schläger nicht in Schutz nehmen, sondern auf Fehler beim Umgang mit Neuankömmlingen hinweisen: "Das kontinuierliche Betreuungsangebot fehlt. Es ist supertoll, wenn Ehrenamtliche mit Flüchtlingen zum Arzt oder zu Behörden gehen." Aber es gebe niemanden, der ihnen sagt, was die Gesellschaft hier von ihnen erwartet: "Ihr habt dunkle Haare. Ihr seht fremd aus. Ihr seid Fremde. Die Leute haben Angst vor euch, wenn ihr in Gruppen unterwegs seid. Das sagt ihnen so keiner. Keiner traut sich das. "
Sie selbst habe das aber sämtlichen 130 Flüchtlingen, denen sie in den vergangenen Jahren Quartier geboten hat, genau so mitgeteilt: "Ich habe mir dieses Recht herausgenommen. Weil ich auch dunkle Haare habe, auch nicht deutsch aussehe und ihre Sprache spreche. Oder einen Dolmetscher dabei habe." Nur so funktioniere das Zusammenleben: "Ich habe ihnen deutlich gesagt, dass wir Freunde sind und ich ihnen helfe, wenn sie sich anständig aufführen. Und wenn nicht, lernen sie mich von einer anderen Seite kennen." Im Fall der vier Tatverdächtigen habe es derartige Gespräche wohl nie gegeben: "Das ist jetzt natürlich eine Vermutung, aber ich würde darauf wetten."
Eines stört Rasoulkhani in diesem Zusammenhang an der öffentlichen Wahrnehmung. Mit alleinstehenden jungen Männern und Jugendlichen, wie sie am Samstag in Erscheinung getreten sind, habe sie nie Probleme gehabt: "Die sind noch jung. Man kann sie noch erziehen. Man muss sie erziehen." Schwieriger sei das bei Familien. Die Oberhäupter, meist schon etwas älter, ließen sich wenig bis nichts sagen: "Da sind richtige Integrationsverweigerer dabei, die ihr Kind aus dem Kindergarten nehmen, weil es zu Hause plötzlich Deutsch spricht. Da kannst du als Vermieter halt auch nichts dagegen machen."
"Komfortzone verlassen"
Victoria Rasoulkhani hat deswegen eine Bitte, die im Prinzip fast schon eine Forderung ist: "Ich erwarte von allen, die hier schon einigermaßen integriert sind, dass sie ihre Komfortzone verlassen und Verantwortung bei der Aufklärung der Neuankömmlinge übernehmen." Derartige Gespräche seien immer zielführender als die Hinweise eines ehrenamtlichen Einheimischen, der gar nicht nachvollziehen könne, wie es sich anfühlt, aus einer Kriegsregion geflüchtet zu sein. Ein Umdenken in der Beratung sei unumgänglich. Aber auch in der Berichterstattung über Vorfälle wie den aktuellen: "Je mehr diese Aktionen aufgebauscht werden, desto mehr Vorurteile haben Einheimische. Und desto mehr Nährboden entsteht für solche Aktionen."
"Victoria Rasoulkhani hat das als Vermieterin von Asylbewerbern erlebt." Leider steht in dem Artikel nicht zu welchem Zweck man einen Asylbewerber mieten kann und was er kostet und ob man auch Asylbewerberinnen mieten kann. :-)
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