Amberg
06.01.2019 - 11:28 Uhr

La-Ola-Welle der Träume beim Varieté der Traumfabrik

„Umarmen Sie einen Fremden, denn Fremde sind Freunde, die man noch nicht kennt.“ Das Varieté der Traumfabrik beginnt bereits vor der Show, wenn sich Gäste im Foyer tummeln und die angebrachten Schilder lesen.

Die Künstler Christiane Hapt und Sebastian Berger aus Österreich gebürt tosender Applaus für eine spannende Feuershow. Bild: Dagmar Williamson
Die Künstler Christiane Hapt und Sebastian Berger aus Österreich gebürt tosender Applaus für eine spannende Feuershow.

Das moderne menschliche Herz blüht wahrlich auf. "Das ist ein Ort zum Küssen. Tun Sie es jetzt", fordert ein anderes Plakat in einer Sitzecke. Und tatsächlich: Menschen umarmen sich und knutschen für ein Selfie. Nicht nur die eigene Handy-Kamera wird gezückt. Für Spaß-Fotos mit Zwirbelbart im Stil der Traumfabrik steht auch ein großer Apparat bereit. Damit aber nicht genug. Das geduldige Warten ist nicht immer eine befolgte Tugend und so flimmert ein unterhaltsamer Text auf der Leinwand der Bühne und spricht schon lange vor dem ersten Gong mit den Besuchern. Und wenn die digitale Schrift fordert, ein Geburtstagsständchen zu singen, dann pariert das Publikum und gibt lautstark sein Bestes.

Staunen, Lachen, Träumen. Das ist das Motto seit 1980, als Rainer Pawelke mit Kindern und Studenten an der Universität Regensburg die ersten akrobatischen Traumschritte einstudierte. Heute sind es absolute Profis auf ihren individuellen Spezialgebieten, die bereits über eine halbe Million Menschen mit diesem Illusionstheater begeisterten. Sohn und Produktionsleiter Ingo Pawelke ist selbst überrascht. "Obwohl wir eine zweijährige Amberg-Weiden-Pause eingelegt haben, rechneten wir nicht mit einem ausverkauften Haus. Wo kommen all diese bezaubernden Menschen nur her?"

Internationale Künstler

Von überall - wie auch das Ensemble: Kanada, Ungarn, Österreich oder Russland. Georg Sosani aus Georgien ist der muskelbepackte Mimenkünstler, der Bewegung in Schatten bringt, wie ein Flaschengeist. Er lässt Kartons wie von Geisterhand schweben und ein trickreicher Umzug wirkt wie ein Leichtes. Mehr Magie und Slapstick zeigt er als dicke Oma mit Kopftuch, die mit lauten Schritten auf Holzschuhen, die Geisterstunde einleitet und das Strichmännchen mit Kussmund zum Leben erweckt.

Nicht weniger amüsant, aber zum Nachdenken anregend, ist sein Solo-Stück "Selbstgespräch". Der innere Dialog, ein Zwiespalt der Psyche, ertönt laut und der Körper handelt. "Entspann dich. Denke. Tu etwas. Feinde. Fürchte dich. Nein, Freunde. Vertraue. Rede. Fliege. Säge." All das gestikuliert Sosani gleichzeitig und führt somit zurück zum Ursprung der Pantomime des 16. Jahrhundert.

Ebenso hinterlässt die "Metamorphose" unterschiedliche Eindrücke der träumenden Besucher. Vom tanzenden Eisberg zum komischen Vogel dressiert ein Dompteur bei schwungvoller Musik seine Tiere. Wände hochklettern, um seine Liebste zu umwerben, Spuren im Sand lassen Gemälde entstehen, Feuerspiele und Mondlandung. Unlängst kann die Traumfabrik aus der Oberpfalz mit weltweit bekannten Varietés mithalten.

Zehn Monate Vorbereitung

Die Erwartungen an Magie und Seele der Traumfabrik werden stets übertroffen. Unglaublich, aber wahr. Surreal mit spektakulären Lichteffekten, untermalt von Melodien und Takte, die mit den Emotionen spielen. Das gesamte Ensemble nutzt und lebt die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde und erschafft somit die Parallelwelt der Träume. Wie auf einer Harfe die Töne den Rhythmus ändern, verändern sich die Elemente untereinander, dennoch behalten sie den gewohnten Klang. Die Moldau, sichtbar gewordene Musik, ist der traditionelle Höhepunkt zum Schluss und lädt zum Wiederträumen ein. Etwa zehn Monate dauern die Vorbereitungen mit einer Mischung aus neuen Darbietungen und Publikumslieblingen. Der Kreativität ihrer Choreographien werden keine Grenzen gesetzt und mit einfachen Mitteln entsteht Großartiges.

Er ist nicht nur der, der im und am Rad dreht: Kanadier Hugo Noel erlebt auch auf dem Trampolin Höhenflüge. Bild: Dagmar Williamson, dwi
Er ist nicht nur der, der im und am Rad dreht: Kanadier Hugo Noel erlebt auch auf dem Trampolin Höhenflüge.
Catwall heißt dieser Akt. Andrea Szabó, Maurice Armstrong und Hugo Noel arbeiten mit Schwerkraft und der Hilfe eines Trampolins. Bild: Dagmar Williamson, dwi
Catwall heißt dieser Akt. Andrea Szabó, Maurice Armstrong und Hugo Noel arbeiten mit Schwerkraft und der Hilfe eines Trampolins.
Ingo Pawelke begrüßt ganz bodenständig ohne Glam und Glitzer das Publikum im ACC. Bild: Dagmar Williamson, dwi
Ingo Pawelke begrüßt ganz bodenständig ohne Glam und Glitzer das Publikum im ACC.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.