In der Stadtbibliothek unterhielt sie ihre Zuhörer damit bestens. Dabei teilte Lucy van Kuhl ihre musikalischen Alltagsgeschichten mit dem Publikum.
Die studierte Pianistin und Germanistin bezauberte mit ihrer Leichtigkeit. Sie ließ die Hände über die Tasten gleiten und verpackte ihre Texte in Liedern. Wunderschöne Wortkreationen wie "Traumtanztaumelland" faszinierten ebenso, wie die Geschichte von "Lotte", dem Lesezeichen, das einer aussterbenden Gattung angehört, die bedingt durch moderne E-Books ihre Zukunft in der Altpapiertonne vor sich sieht.
Auch das erfuhren die Gäste von der Künstlerin: Eine Fahrt zum nächsten Auftritt kann eine ungewollte Zwischenlandung nach sich ziehen, wenn die Reise mit der Bahn wegen Orkanböen zu einem Stopp in Hamm führt. Lucy van Kuhl sang eindrucksvoll von ihren Nöten, dort ein Klo zu finden sowie davon, wie die Dauer von fünf Stunden sie zu einem Lied wie diesem überhaupt erst inspiriert hatte. Beim Publikum kam das gut an. Applaus war der Lohn.
Das Leiden eines Smartphones, das sich in den Händen der prolligen Chantal den Selbstmord durch Explosion wünscht, trieb den Zuschauern später sogar Lachtränen in die Augen. Gleichzeitig regte die Pianistin aber zum Nachdenken an: Die Nutzung solcher Geräte scheint die zwischenmenschliche Kommunikation abnehmen zu lassen.
Ihre Beispiele reichten von der Sehnsucht, dass der ehemalige Schulfreund sich erinnert, über die wahre Liebe ("Mit dir komme ich bei mir an") bis hin zum Glück, den geizigen, grantigen Partner nach dessen Ableben zu beerben. Mit ihrem Scharfsinn, Witz und ganz viel Herz ist die Liedermacherin alles andere als nur irgendwie "dazwischen".
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