Vorerst ist diese Maßnahme auf die Zeit bis Weihnachten begrenzt. Dann folgen zwei Wochen Betriebsurlaub, und danach wird man schauen, ob weiterhin drei Schichten nötig sind, um allen Kunden die bestellte Ware zeitnah liefern zu können. Das erklärte LH-Prokurist Franz Mertel im Gespräch mit der Amberger Zeitung.
Bisher produzierte der Gießereibetrieb in zwei Schichten, was bis 22 Uhr dauern konnte. Die Genehmigung für den Betrieb rund um die Uhr, der mit nächtlichem Lärm für die Nachbarn verbunden sein kann, bekam die LH laut Umweltingenieurin Nicole Rückerl bereits 2012. Man habe diese Möglichkeit aber nur bis 2013 genutzt. Dann kam der Auftragseinbruch, der den Umfang der Produktion deutlich verminderte. Noch stärker waren die Auswirkungen der Insolvenz im Jahr 2015.
„Wir wollen ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn“, sagte Mertel mit Blick auf das Wohnumfeld der LH. „Deshalb versuchen wir jeden Lärm zu vermeiden oder im Gebäude einzukapseln.“ Die Vorgaben und Auflagen in dieser Richtung wolle man alle einhalten.
Die nächtliche Produktion sei jetzt aber notwendig, damit man die positive Entwicklung des Betriebs nicht bremse. Die zwei Wochen nach Weihnachten brauche man, um dringende Wartungsarbeiten durchzuführen. Deshalb müsse man viele der vorliegenden Bestellungen bis dahin rausbringen, damit die Kunden, die keinen Betriebsurlaub machen, mit dem gelieferten Material weiterarbeiten könnten.
Die Luitpoldhütte hat laut Mertel aktuell 388 Mitarbeiter. Das sind 18 mehr als zu Jahresbeginn. Auch von den (im Jahresschnitt) gut 60 Leiharbeitern werden immer wieder welche übernommen. Seit 2016 wurden 24 Azubis übernommen, aktuell arbeiten 14 Lehrlinge in der LH. Die Verantwortlichen der Ogepar-Gruppe, die 2016 das insolvente Werk übernahm, hätten zum Glück viele örtliche Traditionen beibehalten. Etwa die interne Ausbildung: „Sie haben sehr schnell erkannt, wie wichtig das ist“, so Mertel.
Wenn Insolvenz nicht das Ende ist
Insolvenz ist natürlich für alle Betroffenen ein Schreckenswort. Da brauchte man diese Woche nur die Beschäftigten von Auer Guss zu fragen. Doch es gibt Beispiele, wie eine Insolvenz nicht in den Abgrund führt, sondern einen tatsächlichen Neustart ermöglicht.
Wie in der Luitpoldhütte. Hier hat die luxemburgische Ogepar-Gruppe seit 2016 fast neun Millionen Euro in den Amberger Betrieb investiert. „Die unterstützen uns zu 100 Prozent“, beschreibt Prokurist Franz Mertel das Verhältnis. Und macht den Unterschied zu den Zeiten deutlich, als die AG in russischer Hand war und ein Investitionsstau entstand: „Wir müssen uns unsere Investitionen jetzt zwar selbst verdienen, aber Ogepar nimmt keinen Gewinn raus, lässt uns alles reinvestieren.“
Das Wort von Mertel, der seit 42 Jahren in der LH arbeitet, hat hier Gewicht: „Ogepar war ein Glücksfall für uns.“ Man sei zwar noch lange nicht aus dem Gröbsten raus und habe noch ganz schöne Herausforderungen vor sich, „aber wir kommen langsam wieder in die Erfolgsspur“. Den Beschäftigten von Auer Guss ist zu wünschen, dass sie in zwei Jahren ebenso über die Situation ihres Betriebes urteilen können.
Markus Müller