Amberg
14.05.2019 - 13:39 Uhr

Macbeth hängt von der Decke

Die Bühne wird durch Podeste in mehreren Ebenen zum Handlungsraum. Die Akteure stehen in zeitgenössischer Kleidung aufgeteilt in ihm und begrüßen im Stadttheater zunächst das Publikum. Stumm. Ohne Worte.

Schlussszene. Bild: kge
Schlussszene.

Danach fallen sich die Darsteller in die Arme, kugeln über die Bretter, das "Projekt Macbeth" des Jugendclubs des Stadttheaters nimmt Fahrt auf. Unter der Leitung von Winfried Steinl haben die 18 jungen Leute eine außergewöhnliche Theaterfassung nach dem Werk von Shakespeare auf die Beine gestellt. Mit englischen Originaltexten, deren Übersetzungen und eigenen Texten wie "Wir aßen von der Wahnsinnswurst" oder "Geh' und sei schön!" sprechen sie ihr Publikum an.

Im Saal herrscht vollkommene Ruhe und Konzentration auf das Schauspiel, bis auf einige Lacher bei gewollt komischen Szenen. "Welches Dreierlei regt Saufen nun an: rote Nasen, Wasserlassen und Wollust." Amüsant wird über die Nachteile des überhöhten Alkoholkonsums mit resultierender Triebhaftigkeit und fehlender Standhaftigkeit philosophiert.

Die Hauptfiguren Macbeth und seine Lady sind in dem Stück vervielfältigt. Ihre negativen Charaktereigenschaften finden nicht in nur einem Menschen Platz. Dadurch gibt es ihn dreimal und seine Gattin zweimal. Völlig synchron sprechen die Schauspielerinnen und ihre männlichen Pendants an einigen Stellen lange Textpassagen. Pantomime wird durch Schlagzeug, Violine oder Klavier live im hinteren Teil der Bühne von Ensemblemitgliedern verstärkt. Eine der vielen Hexen zwitschert mit ihrer Piccoloflöte gekonnt durch die Szenen. Das Drama entspricht im Handlungsverlauf seinem Original, zeigt jedoch in seiner modernen Inszenierung wieder, wodurch das Böse geschaffen wird: Es ist die Gier nach Macht. "Mein Herz schlägt nun auch nicht schneller, als vor der Krönung" muss sich Macbeth eingestehen und hängt als der Gefallene schließlich von der Decke. Erleichtert springt das Publikum nun auf und dankt stehend mit tosendem Beifall für einen "harten Tobak", den sich die jungen Leute vorgenommen und auf der Bühne auch meisterhaft umgesetzt haben.

Noch einmal gezeigt wird das Stück am Samstag, 18. Mai, um 19.30 Uhr im Stadttheater. Karten gibt es für zehn Euro in der Tourist-Info am Hallplatz und an der Abendkasse. Ermäßigte Tickets kosten sechs Euro.

Begrüßung. Bild: kge
Begrüßung.
 
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