Amberg
07.11.2019 - 14:52 Uhr

Mäandern auf hohem Niveau

Ihr herausragendes Talent und ihre schon mehrfach ausgezeichneten Fähigkeiten als Instrumentalisten stehen außer Zweifel. Die vier Kulturförderpreisträger 2019 der Stadt Amberg stehen jedoch zugleich für eine neue Definition von Erfolg.

Verleihung des Kulturförderpreises 2019 (von links): Laudator Wolfgang Dersch, die Konzertgitarristen Robin und Eric Engel, die Flötistinnen Lisa-Marie Holzschuh und Annette Knab, Ramona Grosser (Siemens AG), Oberbürgermeister Michael Cerny und Kulturamtsleiter Reiner Volkert. Bild: Petra Hartl
Verleihung des Kulturförderpreises 2019 (von links): Laudator Wolfgang Dersch, die Konzertgitarristen Robin und Eric Engel, die Flötistinnen Lisa-Marie Holzschuh und Annette Knab, Ramona Grosser (Siemens AG), Oberbürgermeister Michael Cerny und Kulturamtsleiter Reiner Volkert.

Sie heißen Lisa-Marie Holzschuh (22), Annette Knab (20) und Robin und Eric Engel (beide 18). Sie sind Instrumentalisten, spielen Querflöte und Konzertgitarre, ihr Abitur haben alle am musischen Max-Reger-Gymnasium (MRG) gemacht. Als Nachwuchsmusiker haben sie alle schon namhafte Auszeichnungen erhalten, alle gehen weiter diesen Weg, betreten aber auch neue Pfade, weil sie nicht nur geradeaus, sondern auch nach links und rechts schauen.Bei der Siemens AG, die diesen seit 2015 alle zwei Jahre ausgelobten Förderpreis sponsert, gibt es für diesen neuen Typus erfolgreicher Nachwuchskräfte bereits einen neuen, natürlich englischen Begriff: own your career. Ramona Grosser, die Siemens bei der feierlichen Preisverleihung am Mittwochabend im Großen Rathaussaal vertrat, bediente sich in ihrem Grußwort dieser Formulierung. Gemeint ist damit, dass es keine vorgepflasterten Karrierepfade mehr gibt, sondern jeder seinen individuellen Weg des Erfolgs geht und damit bis zu einem gewissen Maß Erfolg auch sehr persönlich definiert.

Der Fördergedanke

Oberbürgermeister Michael Cerny bewegte sich bei seiner Begrüßung noch auf den üblichen Pfanden. Demnach habe der Förderpreis die künftige Entwicklung von jungen Menschen mit besonderen musischen Gaben und Fertigkeiten im Blick. Wenn die These, so Cerny, dass die Seele einer Stadt ihre Kultur sei, stimme, dann habe Amberg "in diesem Sinne eine junge und lebendige Seele".

Als Laudator bediente sich der frühere Kulturreferent Wolfgang Dersch zwar nicht der Formulierung "own your career", er beschrieb indirekt aber trefflich, was darunter zu verstehen ist. Demnach hat sich Lisa-Marie Holzschuh, die mit sieben Jahren mit dem Querflöte Spielen begann, weiterhin voll und ganz der Musik verschrieben. Sie schlug allerdings "einen außergewöhnlichen Weg" ein. Sie hat sich als Soldatin verpflichtet und möchte Kapellmeisterin und Leiterin eines Musikkorps der Bundeswehr werden. Dazu studiert sie derzeit an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf. Annette Knab, die zweite Flötistin im Preisträgerbunde, ist zu ihrer akademischen Ausbildung als Musikerin an der Franz-Liszt-Hochschule in Weimar eingeschrieben. Sie tendiert allerdings zu einem weiteren - früher hätte es geheißen völlig artfremden - Studium, um "Musik und Naturwissenschaft kombinieren" zu können.

Keineswegs eingleisig

Diesen Weg hat bereits Robin Engel eingeschlagen. Er nahm ein Lehramtsstudium für Realschulen mit der Fächerverbindung Musik und Mathematik auf. Seinen Zwillingsbruder Eric haben derzeit hingegen die Naturwissenschaften völlig in Beschlag genommen. Er studiert Physik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dass ihre Ausflüge in die Naturwissenschaften oder klare Berufsbilder ihren Fertigkeiten als Instrumentalisten nicht im Weg stehen, das bewiesen die vier neuen die Kulturförderpreis-Träger mit ihren Beiträgen zur Gestaltung des Abends.

Info:

Bewerbungskriterien

Der Kulturförderpreis der Stadt Amberg in Kooperation mit der Siemens AG wird seit 2015 alle zwei Jahre vergeben. Er ist mit jeweils 2000 Euro dotiert. Ziel ist die öffentliche Anerkennung und finanzielle Unterstützung von jungen Kunst- und Kulturschaffenden. Eine Bewerbung ist nicht an ein bestimmtes Kunstgenere gebunden und setzt ein Alter unter 27 Jahren voraus. Zudem muss eine Verbundenheit zu Amberg qua Geburt, Leben oder Werk gegeben sein. (zm)

Kommentar:

Mehr als ein freundlicher Appell

Es überrascht nicht, dass das musische Max-Reger-Gymnasium (MRG) gewissermaßen zur Kaderschmiede des seit 2015 vergebenen Kulturförderpreises der Stadt Amberg geworden ist. Alle Preisträger 2019 haben dort ihr Abitur abgelegt, und es ist nicht nur eine Fußnote wert, dass die Zwillingsbrüder Robin und Eric Engel das mit einer 1,0 und 1,1 hingekriegt haben. Das MRG steht bei den Ausbildungsstätten aller bisherigen Förderpreisträger ganz oben. Darauf kann die Schule mit Fug und Recht sehr stolz sein.
Diese Spitzenstellung bei der erfolgreichen Unterrichtung von musischen Talenten offenbart in der Summe bis dato aber einen deutlichen Überhang zugunsten von Musikern. Kunst ist jedoch mehr. Viel mehr, um nur einmal die zahlreichen Genres der Bildenden Künste ins argumentative Feld zu führen. Naturgegeben muss es in der Stadt also auch etliche andere talentierte junge Kreative geben, die es offenbar aber nicht bis zu einer aussichtsreichen Bewerbung schaffen.
Das muss sich ändern. Denn der Förderpreis wird für das gesamte Spektrum des künstlerischen Lebens in der Stadt ausgelobt. Der frühere Kulturreferent und Laudator des Abends, Wolfgang Dersch, verpackte diese Notwendigkeit in einen freundlichen Appell: Bewerbt Euch! Alle!

Michael Zeißner

 
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