Amberg
12.12.2018 - 12:12 Uhr

Michael Russell ist entsetzt über Brexit-Entwicklungen

Michael Russell vertritt den Amberg-Sulzbacher Partnerlandkreis Argyll & Bute im schottischen Parlament und ist entsetzt über die aktuellen Entwicklungen in Großbritannien. Im Interview nimmt der 65-Jährige kein Blatt vor den Mund.

Wie geht es weiter mit dem Brexit? Im schottischen Partnerlandkreis von Amberg-Sulzbach sind die Sorgen groß. Bild: Hannah Mc Kay/dpa
Wie geht es weiter mit dem Brexit? Im schottischen Partnerlandkreis von Amberg-Sulzbach sind die Sorgen groß.

ONETZ: Wie denken die Menschen in Argyll & Bute über den Brexit?

Michael Russell: Argyll & Bute hat sich beim Referendum deutlich für einen Verbleib in der Europäischen Union ausgesprochen und das hat sich nicht geändert. Ich glaube sogar, dass das Ergebnis heute noch klarer wäre. Manche, die die Leave-Kampagne unterstützt hatten, sind zu der Überzeugung gelangt, dass die Vorgehensweise der Regierung desaströs war und es die versprochenen Vorteile nicht gibt.

ONETZ: Wie ist Ihre Haltung? Soll Großbritannien in der EU bleiben?

Michael Russel: In meiner ganzen politischen Karriere war ich ein bekennender Anhänger der europäischen Einigung und bin es noch heute. Der Brexit macht überhaupt keinen Sinn. Ich bin ja auch der für den Brexit zuständige Minister in der schottischen Regierung, weswegen ich weiter Verhandlungen mit der Regierung in London führe. Wie diese mit dem Thema umgeht, ,ist erschreckend und herablassend gegenüber Schottland wie auch der EU.

ONETZ: Was bedeutet der Brexit für die Beziehungen unserer Landkreise?

Michael Russell: Ich hoffe, wir können den Brexit noch verhindern. Wenn nicht, dann hoffe ich, dass ein unabhängiges Schottland sehr bald wieder in die EU eintreten kann. In der Zwischenzeit müssen wir in Kontakt und enge Freunde bleiben.

ONETZ: Was können wir tun, um die Partnerschaft zu stärken?

Michael Russell: Behalten wir es bei, miteinander zu reden, uns gegenseitig zu besuchen, miteinander Geschäfte zu machen. Ihr Land sollte bedenken, dass die Regierung in London nicht für Schottland spricht. Was die anstellt, ist wirklich peinlich für uns.

Michael Russell sitzt für den Amberg-Sulzbacher Partner-Landkreis Argyll & Bute im schottischen Parlament. Er hat eine überaus deutliche Meinung zum Brexit. Bild: Bildungsministerium Schottland
Michael Russell sitzt für den Amberg-Sulzbacher Partner-Landkreis Argyll & Bute im schottischen Parlament. Er hat eine überaus deutliche Meinung zum Brexit.
Info:

Der Landkreis Argyll & Bute im mittleren Westen Schottlands ist seit nunmehr 51 Jahren Partnerregion des Landkreises Amberg-Sulzbach. Im November 2017 reiste Landrat Richard Reisinger zur Feier des 50-jährigen Jubiläums extra nach Kilmory Castle, dem Sitz der Verwaltungsbehörde des Districts. Der schottische Landkreis hat etwa 88 000 Einwohner. Beim Brexit-Referendum im Juni 2016 hatten 60,6 Prozent der Wahlberechtigten in Argyll & Bute für den Verbleib in der Europäischen Union gestimmt. Die politische Agenda des Districts deckt sich in vielen Bereichen mit der des Landkreises Amberg-Sulzbach. Die demografische Entwicklung macht den Schotten Sorgen. Viele Einrichtungen und Vereine in beiden Regionen pflegen ebenfalls Partnerschaften. Eine der herausragendsten ist die Kooperation von Herzog-Christian-August-Gymnasiums in Sulzbach-Rosenberg mit dem Rothesay Joint Campus.

 
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