Amberg-Sulzbach.(zm) Obwohl das Gesetz für Ärztliche Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) im Kern eine andere Hauptfunktion vorsieht. Laut Niedermirtl sollen sie im Sinne eines Qualitätsmanagements flächendeckend sicherstellen, dass die medizinische Notfall-Versorgung auf einem gleichhohen Standard gewährleistet wird. Eigentlich eher am Rande, so der Anästhesist und Notarzt am Dienstag in Amberg, falle das Thema Notarzt-Versorgung auch in seine Zuständigkeit.
Ein bekanntes Problem
"Dafür ist in erster Linie die KVB (Kassenärztliche Vereinigung Bayern, Anm. d. Red.) zuständig", betonte Niedermirtl bei der Verbandsversammlung des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF). Doch er sieht sich und den Zweckverband "in der Mitverantwortung", wenn es darum geht, die notfallmedizinische Versorgung sicherzustellen. Das Problem, deutete der Facharzt an, gehe einher mit den Ursachen, weshalb die Gattungen Landarzt und Allgemeinmediziner zur bedrohten Art würden. Eine klare und strikte Trennung von Arbeits- und Freizeit werde jungen Kollegen immer wichtiger.
Viel zu umständlich
Dr. Alexander Ried, Verbandsrat des Landkreises Schwandorf, ist dieser Generation zuzurechnen. Der in Oberviechtach niedergelassene Mediziner lenkte den Blick jedoch auf ein weiteres, seiner Meinung nach nicht zu unterschätzendes Hindernis. "Ich würde hie und da ja anderswo gerne aushelfen", wäre das nicht mit einer riesigen bürokratischen Umstandskrämerei verbunden, monierte er. Da gehe es um komplexe Zulassungs- und Entgelt-Fragen für entsprechende Bereitschaftsdienste. "Da muss sich auch die KVB bewegen", forderte Ried. Aus dem Landkreis Schwandorf kam eine weitere kritische Stimme, allerdings in Sachen Haushalt.
Aus der Sicht des dortigen Kreisrats Josef Fischer häuft der Zweckverband zu hohe Rücklagen an. Mit derzeit rund 1,1 Millionen Euro übersteige diese Summe die vorgeschriebene Mindestrücklage um das 30-fache, gab er zu bedenken. "Die Umlage und die Rücklage steigen", hätte Fischer gerne eine Entlastung auf der Umlagenseite für die Mitglieder - das sind die beiden Landkreise Schwandorf und Amberg-Sulzbach sowie die Stadt Amberg - gesehen.
Investitionen stehen an
Ihm wurde seitens des ZRF entgegnet, dass ab 2019 kostspielige Investitionen in Angriff genommen würden. Und Oberbürgermeister Michael Cerny, der momentan den Zweckverbands-Vorsitz innehat, sprach von einer Grundsatzfrage. "Es stellt sich immer das Problem, bei Bedarf eine gesonderte Investitionsumlage zu erheben oder die Umlage zu verstetigen", entgegnete er. Der ZRF habe sich bisher für die zweite Möglichkeit entschieden und sehe aktuell keinen Anlass, das zu ändern. Leute
Der ZRF-Haushalt
Der für dieses Jahr veranschlagte Haushalt weist ein Gesamtvolumen von 3,79 Millionen Euro auf. Er teilt sich in einen Verwaltungsetat (laufende Kosten) in Höhe von 3,52 Millionen Euro und Vermögensetat (Investitionen) von 0,262 Millionen Euro auf.
Zur Finanzierung werden keine Kredite aufgenommen, der Haushaltsentwurf beinhaltet zudem Verpflichtungsermächtigungen über 900 000 Euro für 2019. Damit sind die Weichen für sich abzeichnende größere Investitionen ab dem nächsten Jahr gestellt.
Die drei Verbandsmitglieder entrichten ein Umlageaufkommen von insgesamt 1,69 Millionen Euro. Gemäß der Einwohnerzahlen gestalten sich die Summen wie folgt: Landkreis Amberg-Sulzbach 599 000 Euro, Landkreis Schwandorf 845 000 Euro, Stadt Amberg 246 000 Euro.
Der Stellenplan des ZRF umfasst drei Beamte und 38,7 Vollzeitbeschäftigte. (zm)
Von der Pike auf im Rettungsdienst
Amberg-Sulzbach. (zm) Der Anästhesist und Notfallmediziner Dr. Florian Niedermirtl tritt die Nachfolge von Dr. Michael Dittmar in dessen Eigenschaft als Ärztlicher Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) an. Er selbst sprach von sich als ein "vollkommen unbeschriebenes Blatt im Rettungsdienstbezirk Amberg" und gestand zugleich ein, das Metier von der Pike auf zu kennen. Als Zivildienstleistender sei er 2001 im Rettungsdienst als Fahrer eingesetzt gewesen, damit sei es um ihn geschehen gewesen.
Für den heute 36-Jährigen folgte von 2002 bis 2008 ein Medizinstudium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, später die Facharztausbildung zum Anästhesisten. Begleitend, so Niedermirtl, sei er stets im Raum Mittelfranken im Rettungsdienst tätig gewesen. Insgesamt komme er inzwischen auf rund 2000 Notarzt-Einsätze, außerdem verfüge er über die medizinische Zusatzqualifikation Schmerztherapie.
Seine Aufgabe als ÄLRD sieht der Arzt eigenen Worten zufolge stets im Licht der Patientenversorgung. Landesweit einheitliche Standards zu schaffen und aufrechtzuerhalten sei sehr wohl eine Herausforderung, wobei die sich abzeichnende Notarztdienst-Versorgung nicht unterschätzt werden dürfe.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.