Der Apfelbaum hat sich laut Barbara Ströll, Projektmanagerin bei der Öko-Modellregion, im Laufe der Zeit gedreht und nach Süden geneigt. Er stützt sich auf zwei dicke Äste, die zum Teil abgestorben sind. Dabei ist der alte Baum ziemlich lebendig: In guten Jahren trägt er laut Ströll zwei Sorten Äpfel und im Sommer bewachen ihn Hornissenvölker, die jedes Jahr neu in seinen hohlen Stamm einziehen.
Auch noch in 150 Jahren
Weitere Obstbäume leisten diesem außergewöhnlichen Exemplar Gesellschaft: wilde Birnen, die rund 80 Jahre alt sein dürften, etliche etwa 50-jährige Bäume, einige Zehnjährige sowie ganz junge Obstbäume, die noch eingezäunt sind. Wie geht man aber mit Obstbäumen um, die Jahrzehnte lang nicht geschnitten wurden? Welche Pflege brauchen Jungbäume, damit sie auch in 150 Jahren noch Früchte tragen? Wie begegnet man den Herausforderungen der zunehmenden Sommertrockenheit? Diese Fragen beschäftigen Obstbauern und -gärtner ebenso wie Planer und Berater. Daher hatten Roland Heldrich und Projektmanagerin Barbara Ströll den Arbeitskreis Streuobst der Öko-Modellregion nach Rammertshof eingeladen. Die Gruppe kommt mehrmals im Jahr zusammen. Beim jüngsten Treffen waren auch Bürgermeister Martin Preuß, Florian Haas von der Unteren Naturschutzbehörde, Thomas Blank vom Team Grün und Jörg Pfab, der Vorsitzende der Luftsportgruppe, dabei.
Alte Sorten gepflanzt
"Wir haben hier einige interessante alte Sorten gepflanzt, wie zum Beispiel den Rosmarinborster und ansonsten Schneideräpfel als Stammbildner", erklärte Obstbauer Heldrich. Den jüngsten Bäumen sehe man an, dass sie trotz Notbewässerung unter der Trockenheit gelitten haben. Eine Spezialfirma soll hier künftig unterstützend eingreifen. Mit bis zu 70 Litern vor Baum, damit das Erdreich bis in die Tiefe genügend Wasser aufnehmen kann. Bei den älteren, bisher ungepflegten Bäumen scheiden sich die Geister an der Frage der geeigneten Schnitte. Eine Variante wäre, stärker zurückzuschneiden. Roland Heldrich lässt den Bäumen dagegen mehr Zeit und stutzt behutsam: "Man sollte den Bäumen nicht mehr als 30 Prozent der Blattmasse wegnehmen." Letztlich gehe es darum, Eingriffe auf mehrere Jahre zu verteilen, damit der Baum nicht aus seinem Gleichgewicht kommt.
Streuobst als Kulturerbe
Der Arbeitskreis Streuobst der Öko-Modellregion ist Teil des Projektes "Kulturerbe Streuobst." Ziel ist laut Barbara Ströll, die Streuobstkultur in der Region durch Vernetzung und geeignete Projekte weiter voran zu bringen. Damit der Streuobstanbau auch im Amberg-Sulzbacher Land attraktiver wird, brauche es vor Ort "zusätzliche professionelle Verarbeiter sowie Wirtshäuser und Restaurants, die ihren Gästen echten Streuobstsaft aus der Region anbieten". Barbara Ströll meint damit insbesondere die Kommunen aus der Öko-Modellregion. Diese können die Streuobstkultur fördern, indem sie die Säfte aus der Region in ihren öffentlichen Einrichtungen ausschenken.
Zur Förderung der Streuobstkultur organisiert die Projektmanagerin regelmäßig Fortbildungen zur Obstbaumpflege. Im Frühjahr 2020 wird Gartenbaulehrer Josef Weimer aus dem südhessischen Schaafheim zum letzten Mal für zwei Obstbaum-Verständniskurse in die Region kommen. Auch Biobauer Heldrich hat die Obstbaumpflege von Josef Weimer gelernt. Nur noch bis Samstag, 30. November, können sich Interessierte im Projektbüro der Öko-Modellregion unter 09621/ 39-238 für Grund- und Aufbaukurs anmelden. Laut Barbara Ströll sind noch Restplätze vorhanden.
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