(zm) "Über sieben Brücken musst Du gehn", schmachtete die DDR-Band Karat 1978 nach Freiheit. Durch sechs musst du unten durch fahren, dann bist du am Ziel des jährlichen Luftboottreffens des Luftmuseums. Die zwölfte Auflage erlebte am Sonntagnachmittag einen Andrang wie noch nie. Wohlgemerkt auf dem Wasser. Pünktlich war die schwimmende, bunte Karawane noch nie. Doch eine einsame Ein-Mann-Schwimmreifen-Vorhut, die nicht nur einmal dagegen ankämpfte, mit dem Hintern auf Grund aufzulaufen, machte Lust auf mehr. Angekündigt von unter der Fronfestgasse hindurch klingenden Dixie-Melodien, schwebte dann förmlich der dicht gedrängte Tross heran. Ob Doppelbett-Luftmatratze, aufgeblasenes Einhorn, Profischlauchboot oder Stand-up-Board oder sonstiges Plastikgetier, da trieben sie hinab den lehmig-braun schimmernden Fluss. Bestaunt, belächelt von einem den Weg zahlreich säumenden Publikum, das respektvoll anerkannte, dass hier der Spaß an der Freud im Vordergrund steht.
Manch ein Luftboot-Enthusiast verpasste sogar den Ausstieg am Luftmuseum, ließ sich genüsslich weiter treiben, oder ruderte fleißig zurück, um das Luftmuseumsfest auf dem Einchenforstplatz nicht zu verpassen. Ein unaufdringlich gemütliches, fast familiär anmutendes Treffen von Leuten, die das Luftmuseum erst möglich gemacht haben und es immer noch so vital halten, wie es sich seinen Rang und Namen erarbeitet hat. Wie Sternsinger ihren Stern tragen, so ließ sich der einstige Museumsinitiator Wilhelm Koch mit einem Doppel-Windrad-Windspiel in seinem Schlauchboot die Vils hinab gleiten. Die Botschaft: Kunst macht Spaß, skurril ist lediglich die Banalität des Normalen.
Amberg
03.06.2018 - 17:05 Uhr
Pffff...ssst!: Luftboottreffen
von Michael Zeissner
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