Der Geschäftsführer des Caritasverbandes Amberg-Sulzbach, Günter Koller, könnte sich jedes Mal aufregen, wenn es in Talkshows um Pflegeberufe geht - und vor allem um die Entlohnung. "Mit dem Vorurteil, dass Mitarbeiter bei uns schlecht bezahlt werden, möchte ich aufräumen." Einrichtungen unter der Trägerschaft der Caritas und der Diakonie entlohnten nach Tarifvertrag. Zum Beweis legt er eine Veröffentlichung zweier Experten vor.
Diese hatten einen Vergleich angestellt, was Pflegekräfte und unter anderem Mechatroniker verdienen. Im Schnitt habe ein Ausgelernter im Pflegebereich sechs Euro weniger als ein Mechatroniker. Koller: "Und durchschnittlich 34 Prozent mehr als ein Friseur, Florist oder eine Kassiererin im Supermarkt." Allerdings gibt er zu bedenken: "Es ist schwierig, eine Vollzeitstelle in der Pflege anzubieten. Vor allem früh und abends brauchen wir unsere Mitarbeiter." Menschen seien heute weniger bereit, in geteilten Diensten zu arbeiten. "Wir müssen neue Arbeitszeitmodelle entwickeln." Laut Koller müssen Mitarbeiter auch mit 25 oder 30 Wochenstunden klarkommen.
Fachkräfte und Ausbildung
Zum Gespräch mit den 17 Azubis im regionalen Caritasverband hatte Koller den Bundestagsabgeordneten Alois Karl (CSU) eingeladen, der aufforderte: "Nehmt kein Blatt vor den Mund." Saskia Schwarz, die im Altenheim Friedlandstraße arbeitet, wollte von dem Politiker wissen, warum jemand mit einem qualifizierenden Hauptschulabschluss nicht gleich mit der Ausbildung zur Pflegefachkraft beginnen könne. "Gerade vor dem Hintergrund, dass es einen Fachkräftemangel gibt."
Der Politiker sagte, dass Berufseinstiege stets an Kriterien gekoppelt sein müssten. "Dafür ist die Durchlässigkeit, nach dem Schulabschluss aufzusteigen, jetzt viel größer." Für die Ausbildung brauche es einen Realschul- oder Hauptschulabschluss plus eine Berufsausbildung beziehungsweise eine einjährige Ausbildung als Kranken- oder Altenpfleger.
Kamil Stasiowski arbeitet im Caritas-Marienheim. Er fragte, warum ein Freund bei einem Kunststoffhersteller an Feiertagen einen Aufschlag von teilweise 120 Prozent bekommt. In der Pflege seien es aber nur 50 oder 25 Prozent. "Warum ist das so?" Alois Karl erklärte, dass die Pflege nicht an Wochentage geknüpft sei. "Es gibt Firmen, da wird besser bezahlt, um die Mitarbeiter zu binden." Er gab zu bedenken, dass eine ausgelernte Pflegefachkraft etwa 2700 Euro verdiene. Koller warf zudem ein, "dass wir uns in der Pflege schlecht mit der Industrie vergleichen können". Seit 35 Jahren kenne er den Berufszweig, erklärte Koller abschließend. "Wir haben noch viel vor uns, aber ich sehe auch, dass die Branche eine enorme Aufwertung bekommen hat. Vor allem, was den Ruf des Berufs anbelangt." Die Krux sei eben, das auch in den Köpfen der Menschen vor Ort zu verankern. Und das Problem seien fachfremde Talkshows.
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