(spw) Drei Behandlungsräume und eine Anmeldung für die künftige Bereitschaftspraxis in der Region sind nach Auskunft von Manfred Wendl, Vorstand des Klinikums St. Marien, bereits seit März fertig. Die Kassenärztliche Vereinigung in Bayern (KVB), die diese Bereitschaftspraxen einrichtet, hat jedoch einen Zeitplan herausgegeben, der besagt, dass die Region Neumarkt/Amberg erst am 27. November an der Reihe ist. "Uns wurde der Termin mitgeteilt", erklärt Wendl. "Wir hätten es natürlich begrüßt, wenn die Räume schon vorher genutzt würden." Das ist verständlich, schließlich erhofft sich die Klinik auch eine Entlastung in der eigenen Notaufnahme. Die Bereitschaftspraxen sind für jene Patienten da, die nicht lebensbedrohlich erkrankt sind. Sie sollen dort so weit versorgt werden, dass sie am nächsten Morgen oder zu Beginn der neuen Woche die reguläre Sprechstunde ihres Arztes aufsuchen können.
"In Bayern eröffnen wir nun nach und nach, jedes Monat eine Bereitschaftspraxis", sagt KVB-Pressesprecherin Birgit Grain. Es sei ein ohnehin enger Zeitplan, den man sich gesteckt habe. "Bis zur Eröffnung muss auch die Rekrutierung von medizinischem Personal, wie etwa Arzthelferinnen, und eines Fahrdienstes ausgeschrieben und abgeschlossen sein." Hinzu komme die Ausstattung einer jeden Praxis.
Wendl kann sich aber auch gut vorstellen, dass Amberg generell als Letztes in den Zeitplan aufgenommen wurde, weil es in der Region heftige Widerstände gegen das neue Bereitschaftsmodell der niedergelassenen Ärzte gegeben habe. "Das kann womöglich zu der Verzögerung geführt haben." Mit seiner Klinik habe das also nichts zu tun.
Der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands im Bezirk Oberpfalz und Amberger Arzt, Klaus Ebenburger, sieht auch in den heftigen Widerständen eine mögliche Verzögerung. Dreiviertel der Ärzte in der Region seien gegen das neue System einer Bereitschaftspraxis gewesen. "Wäre das Entgegenstellen und die Sturheit vieler Kollegen vielleicht nicht so massiv gewesen, könnten wir womöglich schon in den neuen Räumen behandeln", mutmaßt er. Das habe sich sicherlich bis zur KVB herumgesprochen. Dabei lägen nach seiner Auskunft die Vorteile auf der Hand: "Die Patienten haben nun einen immer gleich bleibenden Anlaufpunkt. Mit dem Klinikum St. Marien ist es ein Standort, den jeder kennt und der sehr zentral liegt."
Bereitschaftspraxen in Bayern
In Bayern sind rund 23.000 niedergelassene Haus- und Fachärzte zum Bereitschaftsdienst verpflichtet. Der Dienst ist nachts, an Wochenenden und Feiertagen für Patienten da, die nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, deren Behandlung jedoch nicht bis zur nächsten regulären Sprechstunde warten kann.
Zum 1. Januar 2016 ist das sogenannte Krankenhausstrukturgesetz in Kraft getreten. Das bedeutet, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen Bereitschaftspraxen an Krankenhäusern nach Bedarf einrichten sollen. Bis Ende des Jahres soll es insgesamt rund 110 solcher Praxen in Bayern geben. In der Oberpfalz ist das der Fall seit April in Regensburg (mit Abensberg und Neustadt/Donau), seit Ende Juni in Weiden und Tirschenreuth.
Für den 27. November ist eine weitere Bereitschaftspraxis für Neumarkt und Amberg geplant. Diese ist die letzte mit Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld im Zeitplan der bayernweiten Planungen. Patienten erreichen den diensthabenden Arzt unter der einheitlichen und kostenlosen Telefonnummer 116117.
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