Der von der Politik gefeierte Erfolg stellt keine Behördenverlagerung, sondern eine Neugründung dar. Das Amt, das einmal auf bis zu 350 Bedienstete anwachsen soll, bringt also keine eigenen Beschäftigten mit. Es muss sie sich erst auf dem Arbeitsmarkt zusammensuchen. Fachkräfte sind im Gesundheits- und Pflegesektor aber bekanntlich rar. Im Raum Amberg dürfte sich die Situation nun noch mehr verschärfen, behauptet Kühn.
Er wiederholt damit eine Frage, die er bereits bei einer Wahlkampfveranstaltung der CSU an den Patienten- und Pflegebeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Hermann Imhof, der nicht mehr für den Landtag kandierte, gerichtet hat. Er habe es schon zu spüren bekommen, sagte der Leiter des privaten Seniorenpflegeheims St. Benedikt. Zwei qualifizierte Kräfte hätten sein Haus bereits Richtung Landesamt verlassen.
Klares Dementi
Imhof wich dem Thema noch aus. Nun weist LfP-Leiter Markus Schick den Einwand von Kühn kategorisch zurück. Über die Pressestelle des Gesundheitsministeriums erklärt er, "dass bei der Personalauswahl (...) streng darauf geachtet wurde, dass keine Kräfte aus der aktiven Pflege eingestellt werden". Von den bisher knapp 50 neuen Beschäftigten, schränkt Schick ein, "kommt lediglich eine Mitarbeiterin direkt aus der Pflege", heißt es in dem Schreiben.
Bedarf unbestritten
Nur eine der bei ihm freigewordenen Stellen habe er bisher wieder besetzen können, untermauert Kühn die Tatsache, dass nur sehr schwer personelle Lücken geschlossen werden könnten. Der neue Mitarbeiter komme aus Südamerika - aus Chile. Die andere Stelle aus dem Bereich der Pflegedienstleitung habe er bisher nicht besetzen können. "Anfangs war ich der Meinung, das neue Landesamt braucht in erster Linie Verwaltungskräfte", sieht sich Kühn inzwischen eines anderen belehrt.
Für den momentanen Personalbedarf macht Schick genau das geltend. "Für die aktuellen Dienstaufgaben (Landespflegegeld und Hebammenbonus) wurden und werden (...) keine Pflegekräfte gesucht oder benötigt", teilte er mit, kündigt jedoch an: "Gleichwohl kann es zur Erledigung künftiger Aufgaben sinnvoll sein." Dieser Bedarf werde "sich aber auf das unbedingt nötige Maß beschränken". Bei der Eröffnung im Juli waren noch keine 50 Leute beim neuen Landesamt beschäftigt.
Was Kühn besonders aufstößt: "Wir bilden drei Jahre aus, investieren noch bis zu 10 000 Euro in nötige Fortbildungen und dann kommt ein Amt und holt dir die Fachkräfte weg." Das von ihm geleitete, voll belegte 100-Betten-Haus hat insgesamt 84 Mitarbeiter. 52 davon sind als Voll- und Teilzeitkräfte im Pflegedienst tätig, darunter acht Auszubildende.
Wenige kommen nach
Wie knapp in der Region qualifiziertes Personal sei, verdeutlicht der Heimleiter mit dem Hinweis, dass schon länger in der Stadt und dem Landkreis pro Jahr keine zehn Fachkräfte ausgebildet würden. "2017 sind sechs fertiggeworden." Kühn - das von ihm geleitete Heim wird privatwirtschaftlich betrieben - ist sehr wohl bewusst, dass es für ihn schwierig ist, mit dem öffentlichen Dienst zu konkurrieren. So musste beispielsweise der Caritas-Kreisverband, das bestätigte dessen Geschäftsführer Günter Koller auf Anfrage, bisher noch keine personelle Abwanderung in Richtung Landesamt verkraften. "Womöglich liegt es daran, dass wir Tarif zahlen", mutmaßte Koller. Sollte es so sein, wird für Kühn die Lage nicht einfacher. Denn es gibt politische Bestrebungen, im Pflegebereich eine Tarifbindung gesetzlich zu verankern.













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