(ll) Die Vorsitzende des Tierschutzvereins für Amberg und den Landkreis Amberg-Sulzbach hat schon im Jahr 2017 ein Drittel mehr Aufnahmen registriert als 2016, nämlich 658. Das brachte das Tierheim bereits an den Rand seiner Leistungsfähigkeit. Heuer sind es nach sechs Monaten 350 Tiere, die auf dem Gelände im Wald zwischen Amberg und Ursensollen eine (vorübergehende) Zuflucht gefunden haben. Damit sind zum Jahresende 700 Aufnahmen absehbar - und eine starke Überlastung von Heim wie Verein.
Zum einen von der Personal-Seite her. In Amberg versucht man mit relativ wenig Beschäftigten im Tierheim auszukommen, um die Kosten niedrig zu halten. Doch die Belastung der Mitarbeiter nimmt mit der steigenden Anzahl von Tieren immer mehr zu. "Wir kommen an den Rand unserer Kräfte", sagt Sabine Falk. Schon seit längerem funktioniere das ganze System nur noch, "weil wir so gute Mitarbeiter haben, die oft länger bleiben, wenn die Aufgaben da sind".
Also mehr Leute einstellen? "Das geht nicht", schüttelt Sabine Falk den Kopf, "dafür haben wir das Geld nicht". Denn das muss für die Versorgung von immer mehr Tieren aufgewendet werden. Fundtiere - sie machen zwei Drittel des Aufkommens aus - sind in der Regel krank und brauchen eine aufwendige Behandlung durch den Tierarzt, oft auch noch spezielles Futter. Ihre Betreuung in der Quarantäne verursacht Kosten für Verbrauchsmaterial wie Nitril-Handschuhe, Medizin oder Desinfektionsmittel.
Da man kranke Tiere nicht vermitteln darf, müssen sie erst einige Zeit aufgepäppelt werden, bevor sie das Heim wieder verlassen können. Gerade diese Phase verschlingt viel Geld. Aber könnte man dann für die vermittelten Katzen, Hunde oder Kaninchen nicht mehr verlangen? Das geht nicht, sagt Sabine Falk, weil diese Tiere übers Internet ohnehin schon viel günstiger angeboten werden. Damit würde man die potenziellen Kunden nur den vielen gewissenlosen Geschäftemachern in die Arme treiben, die online Profite machen wollen. "Konkurrenzfähig sind wir da ohnehin nicht, aber Gottseidank wollen viele Leute ein Tier aus dem Tierschutz."
Welche Perspektive hat das Tierheim nun mit ständig steigenden Aufnahmezahlen? Sabine Falk wirkt bedrückt: "Wir müssen um Spenden bitten, auch um Futterspenden. Aber wenn auf diesem Weg nicht genügend reinkommt, können wir irgendwann keine Tiere mehr aufnehmen oder müssen ganz zusperren."
Seit Jahren ist der Neubau des Hundehauses im Tierheim im Gespräch. Ob der schnell umgesetzt werden kann, vermag Sabine Falk nicht zu sagen. Überhaupt ist sie in dieser Sache sehr zugeknöpft, deutet an, dass es bei den Gesprächen an einigen Stellen hake. „Aber eigentlich müssten wir bald zu einem Ende kommen, weil wir sonst wegen der Situation auf dem Bau die Kostenkalkulation von 1,8 Millionen Euro nicht mehr halten können.“ (ll)
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.