Während droben am Mariahilfberg Profischauspieler und Laiendarsteller die Geschichte von Friedrich V., der unter seinem Spottnamen Winterkönig in die Geschichte einging, aufführen, schlägt die Kurfürstliche Schlosswache vier Tage lang, von Donnerstag, 30. Mai, bis Sonntag, 2. Juni, ihre Zelte im Maltesergarten auf. Aber nicht nur sie. Denn das barocke Lagerleben mitten in der Stadt gestalten weitere Gruppen mit, die sich der Zeit des Winterkönigs verschrieben haben.
Im Mai vergangenen Jahres hatte Organisatorin Gabriele Wennicke mit den Planungen für das barocke Lagerleben begonnen. Unterstützt wird sie von ihrem Mann Gerd und Mitgliedern der Kurfürstlichen Schlosswache. Zugesagt haben fünf Gruppen: Folksche Horde Altdorf, Altdorfer Kroaten, Garderegiment zu Pappenheim, Weydhauser Fähnlein und Pressather Fähnlein. Zum Teil werden die Gruppen bereits am Mittwoch, 29. Mai, anreisen. Offizielle Eröffnung ist einen Tag später (Christi Himmelfahrt) um 16 Uhr. Bereits eine Stunde später bekommen die Besucher eine Schießvorführung mit alten Waffen zu sehen.
Los ist so einiges im barocken Lager. Händler bieten ihre Waren feil: Bernsteinschmuck, Räucherwerk und Naturkosmetik, Allerlei aus Leder, Schuhe und Gewänder, historische Brillen, Kopfbedeckungen, Bronzeschmuck. Vertreten ist außerdem eine Zuckerbeckerey. Mitmachen darf man auch: Beim Runenziehen für Erwachsene und beim Armbrustschießen. Hunger und Durst muss niemand leiden, denn im Maltesergarten gibt es Schupfnudeln, Crêpes, Zimtnudeln, bayerische Schmankerln aus dem Holzofen, Met und Liköre, Honigprodukte, Bratwürste, Steaks, Ripperln und Schäuferln, einen Landsknechtseintopf, aber auch Bier, Wein und alkoholfreie Getränke. Gabriele Wennicke hat einen prominenten Gast als Schirmherren gewonnen: Eduard Prinz von Anhalt-Askanien. Der Adelige wird selbst nach Amberg kommen. Begleitet wird er von seiner ältesten Tochter, Erbprinzessin Julia Katharina, und deren Sohn Maxime.
Wie Wennicke erzählt, hatte die Kurfürstliche Schlosswache den Chef des Hauses Anhalt-Askanien bereits 2005 zu ihrem Schlossfest eingeladen. Der Prinz, der übrigens ein Cousin von Charles, dem britischen Thronfolger ist, weilte zu dieser Zeit aber in Spanien und musste absagen. Stattdessen kam die älteste seiner drei Töchter, Erbprinzessin Julia Katharina, als Schirmherrin in die Oberpfalz. Umso mehr freut es Gabriele und Gerd Wennicke, dass der 78-Jährige, zu dessen Vorfahren Katharina die Große zählt, jetzt Zeit hat, zum Welttheater und zum Lagerleben anzureisen. "Er ist von Freitag bis Sonntag zu Gast bei uns", so die Organisatorin.
An insgesamt vier Tagen des barocken Lagerlebens ist bei freiem Eintritt viel geboten im Maltesergarten. Für Freitag, 31. Mai, hat das Kulturreferat Schulen zu einem Besuch mit den Viert- bis Siebtklässlern eingeladen. "Das ist dann quasi Geschichtsunterricht live für die Kinder", erklärt die Ambergerin. Die Gruppen werden an allen Tagen verschiedene Vorführungen anbieten, feste Zeiten dafür gibt es nicht. An allen vier Tagen werden Gruppen aus dem Lagerleben auch auf den Mariahilfberg gehen und das Vorprogramm zum Stadtschauspiel bestreiten. "Da gibt es verschiedene Vorführungen wie Musik oder Söldner-Werbung."
Ein Schmankerl bietet das Lagerleben am Freitag, 31. Mai, um 22 Uhr im Maltesergarten: eine Kurzform des Lebens von Friedrich V. und dessen Gattin Elisabeth Stuart als Feuershow. Am Samstag, 1. Juni, führt ab 15 Uhr ein Jubelzug zum Marktplatz, am Sonntag, 2. Juni, wird um 12 Uhr eine Dankandacht gefeiert.
Christian von Anhalt
Zur Zeit des Winterkönigs war Christian von Anhalt ein wichtiger Vertrauter von Friedrich V. Dem jungen und unerfahrenen Kurfürsten war der Statthalter ein väterlicher Ratgeber. Der Kanzler, der maßgeblich daran beteiligt war, dass Friedrich V. nach der böhmischen Königskrone griff, trägt durchaus eine gewisse Mitschuld am Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Wie Gabriele Wennicke erklärt, stammt Eduard von Anhalt-Askanien nicht in direkter Linie von Christian von Anhalt ab. „Diese Linie ist ausgestorben“, weiß die Lagerleben-Organisatorin.













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.