Amberg
08.11.2020 - 09:14 Uhr

Sorgen ums Baby: Wie ein Amberger Projekt Familien hilft

Das Baby trinkt nicht, erbricht. Der Mann ist in der Arbeit, die Hebamme gerade weg, die Mutter den Tränen nah. Jetzt kommt das Projekt Harl.e.kin ins Spiel: Hier gibt es Expertinnen, die man einfach anrufen kann.

Eine Frau hält ihr schlafendes Baby im Arm. Das Projekt Harl.e.kin in Amberg hilft Familien mit Kindern, insbesondere Frühgeborenen, in allen Lebenslagen. Bild: roa
Eine Frau hält ihr schlafendes Baby im Arm. Das Projekt Harl.e.kin in Amberg hilft Familien mit Kindern, insbesondere Frühgeborenen, in allen Lebenslagen.

Die erste Zeit nach der Geburt: Die Familie schwimmt auf einer Welle des puren Glücks. Meistens. Manchmal gibt es aber auch Startschwierigkeiten. Umso besser, wenn sich Mütter und Väter an Menschen wenden können, die sich auskennen. Bayernweit gibt es dafür ein Nachsorge-Modell, das speziell für früh- oder risikogeborene Kinder in der Phase des Übergangs aus der Klinik nach Hause greift: Harl.e.kin. Der Name wurde aus einem Pilotprojekt am Krankenhaus München-Harlaching geboren: Harlaching-Eltern-Kind. Die Idee, die dahinter steckt, verzahnt viele Ebenen: Eine Kinderklinik kooperiert mit einer Frühförderstelle und einem gemeinnützigen Verein als Träger. So beginnen bereits auf der Wöchnerinnenstation Kinderkrankenschwestern mit der Nachsorge, sie begleiten die Eltern gemeinsam mit einer Fachkraft der Frühförderstelle bis in die eigenen vier Wände und geben über Monate oder sogar Jahre Rat. In Amberg wurde Harl.e.kin vor fünf Jahren etabliert. Zeit, um Bilanz zu ziehen.

Bei einem Pressegespräch in den Räumen der Frühförderstelle am Haager Weg stellte Koordinatorin Melanie Dietrich Zahlen vor. 112 Kinder begleitete das Amberger Harl.e.kin-Team seit Projektstart. Die meisten davon 2020 - trotz Corona. "Wir haben die Videoberatung eingeführt oder sind mit Abstand spazieren gegangen. Das hat wunderbar funktioniert", sagte Kerstin Auernhammer vom Mobilen Dienst der Frühförderstelle. Bei den Problemen, die die Expertinnen mit den Eltern lösen müssen, steht oft das Stillen im Vordergrund. "Aber grundsätzlich betrachten wir die ganze Familie", erklärte Auernhammer. Anfangs als stille Beobachter, später als Ratgeber. "Wir begleiten die Entwicklung, insbesondere wenn es sich um frühgeborene Babys handelt."

Das Besondere an Harl.e.kin sei, dass es über die regulären Besuche der Hebamme oder die sozialmedizinische Nachsorge, die auf zwölf Wochen beschränkt ist, hinausgehe. Und man könne nicht nur Sorgen rund um das Baby besprechen, sondern auch konkret Hilfe wie zum Beispiel beim Ausfüllen des Elterngeldantrages bekommen. "Wir sind auch schon mit zum Kinderarzt gegangen", sagte Steffi Prätori. Oftmals helfe den Frauen auch einfach Ansprechpartnerinnen zu haben. "Manchmal reicht auch, wenn wir ihnen einfach nur zuhören", so Prätori. Der Einzugsbereich des Harl.e.kin-Projektes reiche bis in den Bayerischen Wald.

Frühchenprojekt Harl.e.kin zieht nach fünf Jahren Bilanz. Von links: Flika-Vorsitzende Margit Meier, Kerstin Auernhammer, Steffi Prätori (beide Mobiler Dienst der Frühförderstelle), Franziska Hartl (Koordinatorin in Elternzeit), Irmgard Merkl (Leiterin der Frühförderstelle) und Koordinatorin Melanie Dietrich. Bild: Stephan Huber
Frühchenprojekt Harl.e.kin zieht nach fünf Jahren Bilanz. Von links: Flika-Vorsitzende Margit Meier, Kerstin Auernhammer, Steffi Prätori (beide Mobiler Dienst der Frühförderstelle), Franziska Hartl (Koordinatorin in Elternzeit), Irmgard Merkl (Leiterin der Frühförderstelle) und Koordinatorin Melanie Dietrich.
Info:

Harl.e.kin

Das Projekt ist ein Angebot der Klinik für Kinder und Jugendliche Amberg, der Frühförderstelle und Flika. Wer Unterstützung nach der Klinikentlassung haben möchte, kann sich bei Koordinatorin Melanie Dietrich unter der Telefonnummer 09621/308-1413 melden. Spätestens nach einer Woche, meistens innerhalb von drei Tagen, gelingt die Terminvereinbarung.

 
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