Wegen der Coronakrise mussten – wie bei vielen sozialen Einrichtungen - die persönlichen Kontakte mit den Ratsuchenden stark eingeschränkt, Gruppenangebote abgesagt und die Tagesstätte bis auf Weiteres geschlossen werden. Hilfe ist aber trotzdem nötig. Daher werden Beratungsgespräche überwiegend telefonisch durchgeführt, da die momentane Situation besonders für psychisch kranke Menschen sehr belastend ist. Selbst der Erkrankung ausgeliefert zu sein, macht Angst.
Dazu die Psychologin Dragana Lalic: "Momentan gibt es eine Gefahr - ein Virus - und viel Unsicherheit, wie die Situation sich weiterentwickelt und wie lange es noch dauern wird. Auf Gefahr und Unsicherheit entwickeln Menschen spontan eine Stressreaktion. Diese ist überlebenswichtig und für Kampf oder Flucht Voraussetzung.“ Eine uralte Verhaltensweise, die das Leben retten soll. Wenn die Gefahr vorbei sei, reduzierten sich alle vorbereitenden Veränderungen im menschlichen Körper und ein dynamisches Gleichgewicht könne sich wieder einpendeln. Dauere die Stressreaktion zu lange und könne man nicht aktiv gegensteuern, fühle man sich schnell hilflos und ausgeliefert. Als schädliche Folgen der Stressreaktion können laut Lalic auftreten: Schlafstörungen, Verspannungen, Alpträume, psychische Krisen usw.
Die Psychologin macht aber Mut: "Die gute Nachricht ist: Wir können etwas bewirken.“ Neben dem Einhalten der erforderlichen offiziellen Maßnahmen, könne man lernen, auf seinen emotionalen Zustand bewusst aufzupassen. Lalic gibt dazu folgende Hinweise: „Schaffen Sie sich eine sinnvolle Tagesstruktur. Halten Sie Kontakt mit wichtigen Menschen, am Telefon oder online. Bleiben Sie aktiv und in Bewegung. Gehen Sie an die frische Luft, auch alleine hilft ein kurzer Spaziergang. Machen sie Dinge, die Freude bereiten.“
Die Expertin empfiehlt darüber hinaus eine Atem-Meditation zum bewussten Stressabbau: „Setzen Sie sich bequem hin. Legen Sie eine Hand auf die Brust, die andere auf ihren Oberbauch. Atmen Sie ein-, zweimal normal ein und langsam wieder aus. Langes Ausatmen wirkt beruhigend auf unser Nervensystem. Stellen Sie Ihre Füße auf den Boden und spüren Sie die Verbindung zur Erde. Verbleiben Sie kurz so. Lenken Sie ihr Bewusstsein darauf, wo ihr Körper die Sitzfläche berührt. Nehmen Sie auch diesen Kontakt wahr und verbleiben Sie mit dem Bewusstsein, dass es etwas gibt, das Sie trägt. Nehmen Sie wahr, wie sich das anfühlt. Atmen Sie immer wieder langsam ein und wieder länger aus. Der Atem ist unsere Lebenskraft, die uns das ganze Leben begleitet. Spüren Sie nach. Bleiben Sie eine Zeit in diesem Zustand. Machen Sie die Übung einige Male am Tag.“ Durch diese bewusste Körperwahrnehmung könne Beruhigung eintreten.
Bei psychischen Problemen ist das Sozialpsychiatrische Zentrum Amberg erreichbar unter der Telefonnummer 09621/3 72 40.
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