Amberg
19.12.2018 - 08:00 Uhr

Stelle perfekt und parken wie im Paradies

Verena und Phillip Fitzgerald entscheiden sich nach fünf Jahren in München für ihre alte Heimat

"Schau dir das an, das sieht doch super aus!". Verena und Phillip Fitzgerald genießen die Weihnachtsstimmung in Amberg und freuen sich wieder hier zu leben. Bild: cim
"Schau dir das an, das sieht doch super aus!". Verena und Phillip Fitzgerald genießen die Weihnachtsstimmung in Amberg und freuen sich wieder hier zu leben.

„Soll ich die Jacke nicht doch lieber zumachen?“, fragt Phillip Fitzgerald mit der Hand am schwarzen Zipper. „Das sieht doch gut aus“, antwortet seine Ehefrau Verena. „Er ist nervös, das ist sein erstes Interview.“ Warum er sich trotzdem bereit erklärt hat, mit Oberpfalz-Medien zu sprechen? „Weil Amberg unterschätzt wird und es gute Gründe gibt, zurück in die Kleinstadt zu ziehen. Deswegen erzähle ich gerne unsere Story“, sagt er. Das Paar ist im Frühjahr 2018 nach fünf Jahren München zurück in die Oberpfälzer Heimat gezogen.

Ziemlich malerisch geht es draußen vor den Fensterscheiben des Cafés in der Altstadt zu. Menschen schlendern über den Marktplatz, trinken Glühwein am Weihnachtsmarkt, der riesige Christbaum erhellt die Szenerie. „Schau dir das an, das sieht doch super aus!“ Die 25-Jährige hat ihre Entscheidung, der Großstadt den Rücken zuzukehren, nicht bereut: „Für uns war immer klar, dass München nur eine Station ist, nichts wo wir für immer sesshaft werden wollen.“ Heute arbeitet die Betriebswirtin als selbstständige Wirtschaftsförderin für die Stadt Amberg und studiert an der OTH Amberg.

Software-Stelle in der Heimat

Kennen- und lieben gelernt haben sich der gebürtige Vilsecker und die Schnaittenbacherin „vor Jahren beim Weggehen“ in Amberg. Damals studierte Phillip noch in Nürnberg und Verena machte eine duale Ausbildung bei Witt Weiden. Anschließend wollten beide in die Großstadt. Es wird München. Phillip Fitzgerald bekommt ein gutes Jobangebot und zieht als erster von beiden im Jahr 2013 in die bayerische Hauptstadt. Verena folgt ein Jahr später. Die erste Zeit genießen die beiden das kulturelle Angebot, doch die Anfangseuphorie lässt nach und sie verlassen immer seltener ihr Viertel.

„Das ist auch so ein Großstadt-Irrglaube“, meint Verena Fitzgerald. „Viele glauben, wenn man in der Großstadt lebt, ist man ständig unterwegs. Aber bei uns war das nicht so“ Als die beiden realisieren, dass sie München nicht mehr richtig auskosten und immer öfter nach Amberg fahren, um mit Freunden und Familie etwas zu unternehmen, beschließen sie, zurückzuziehen. „Außerdem wollte ich unbedingt noch etwas studieren und hatte mir dafür die OTH Amberg ausgesucht“, so die Marketingexpertin. Zum Wintersemester 2017/18 zieht sie zurück, Phillip folgt ihr im April. „Berufstechnisch war das nicht so einfach für mich“, erinnert sich der Business- und IT-Spezialist. „Nach fünf Jahren in München hast du schon einen gewissen Standard und fängst an, die Karriereleiter zu klettern.“ Durch „einen krassen Zufall“, so Phillip Fitzgerald, habe er dann doch relativ schnell die perfekte Stelle gefunden: Ende 2017 trifft sich das Pärchen mit seinen Eltern in einem Wirtshaus, sie sprechen über die Jobsuche. Ein Mann am Nebentisch hört die Unterhaltung zufällig und spricht ihn an. Es ist der Geschäftsführer einer Amberger Softwarefirma. „Das war mein Vorstellungsgespräch“, sagt der 29-Jährige. Vier Monate später fängt er bei seinem neuen Arbeitgeber an.

Wohnungssuche "easy"

Die Wohnungssuche sei „so was von easy“ gewesen im Vergleich zu München, keine Besichtigungen mit 70 Bewerbern, keine horrenden Mieten. Sie finden eine Wohnung nahe der Altstadt und heiraten Ende des Sommers. „Das Leben hier ist einfach lebenswert. Man bekommt mehr für sein Geld, die Leute sind freundlich, beruflich hat man gute Chancen und die OTH ist vor der Haustüre“, so Verena Fitzgerald. Die Zeit außerhalb der Oberpfalz sei eine unglaubliche Bereicherung gewesen, die sie jedem dringend empfiehlt: „Die Großstadt hat mich viel gelehrt und eine neue Perspektive auf vieles gegeben.“

„Man nimmt die Dinge lockerer“, stimmt ihr Ehemann zu. „Wenn man in der Großstadt einen Parkplatz gesucht hat, dann erscheint einem die Situation in Amberg wie im Paradies.“ Der Blick über den Tellerrand habe ihnen außerdem bestätigt, wie bereichernd multikulturelles Leben sein kann. „Ich finde es toll, wenn ein arabischer Supermarkt in der Altstadt öffnet, davon kann man nur profitieren“, so Verena Fitzgerald.

 
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