Die Stadt hatte sich nämlich am ersten bundesweiten Tag des offenen Denkmals 1993 nicht beteiligt. Sie war erst 1994 eingestiegen, und brachte deshalb erst heuer die 25 Jahre voll. Das erzählte Stadtarchivar Dr. Johannes Laschinger seinen Zuhörern bei der Führung durch das neue Stadtarchiv. Es steht als "Haus im Haus" hinter den erhaltenen Mauern und Fassaden des kurfürstlichen Wagenhauses, das der Einheimische eher als "Schießlstadl" kennt. Dieses ungewöhnliche Konzept ermöglichte es, ein vollständig unter Denkmalschutz stehendes Gebäude nach modernsten Anforderungen zu nutzen, ohne in die historische Bausubstanz einzugreifen.
Dieser Thematik widmete sich auch die Führung im Stadtmuseum. Es ist seit 1989 in Gebäuden untergebracht, die aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammen, dem Baustadel und dem Kolonnenhaus. Die mussten später mit der alten Feuerwache verbunden werden, einem Bau aus den 50er Jahren, der als Zwischennutzung für die Landesausstellung 2003 "Der Winterkönig" geplant wurde. "Insgesamt lächeln wir heute über die damaligen Baukosten und die kurze Bauzeit von 2002/03, in der nach meinen Kenntnisstand das günstigste Museum Deutschlands entstanden ist", erzählte Architekt Alfred Lanzinger angesichts einer reinen Bausumme von 1,7 Millionen Euro.
Lanzinger beschäftigt sich seit 37 Jahren mit diesem Gebäudekomplex und konnte anschaulich von den Herausforderungen der Sanierung berichten. Etwa von Hauptkonservator Paul Unterkircher vom Landesamt für Denkmalpflege, der sehr viel von der historischen Bausubstanz erhalten wollte. Bis hin zu einem niedrigen Deckenbalken hinter einer Tür im zweiten Stock, an dem sich größere Besucher immer den Kopf anstoßen. "Der durfte nicht raus, deshalb haben wir ihn Unterkircher-Balken genannt", sagte Lanzinger schmunzelnd. Als jüngerer Mensch habe er anders über die Ideen des Konservators gedacht, doch heute erkenne er: "Das war eine sehr gute Schule."
Der erfahrene Architekt brachte seinen Zuhörern die fünf wesentlichen Theorien nahe, "wie man mit einem Baudenkmal umgeht": 1. Das Gebäude hat Vorrang, nicht die Funktion. Unter dieser Maxime wurde der Baustadel trotz seiner Funktionsänderung zum Museum denkmalgerecht restauriert. - 2. Ergänzungs-Neubauten für die neue Funktion erstellen. Das geschah beim Anbau von 2003, einer Stahl-Glas-Konstruktion. - 3. Der neuen Funktion mit höchsten Anforderungen Priorität einräumen. Ein Beispiel dafür ist die Haus-im-Haus-Lösung im Schießlstadl. - 4. Weiterbauen, wie etwa am Regensburger Dom praktiziert. "Das ist auch legitim", meinte Lanzinger. - 5. Totale Kopie. Beispiel dafür: das Hofbräuhaus in Shanghai. "Aber das ist wertlos."
Für den modernen Begriff der Nachhaltigkeit hatte Lanzinger eine Definition aus Architekten-Sicht: "Das ist, wenn ein Gebäude 200 Jahre überdauert." Heute stehe aber meist schon nach 35 Jahren eine Generalsanierung an.







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