Als "verwirrend und brisant" bezeichnete der Tennis-Abteilungsleiter die Erhöhung, wegen der viele Mitglieder der Tennissparte "beunruhigt" waren. Beck beruhigte zunächst: "Die Mitglieder unserer Sparte müssen keinen Euro mehr bezahlen." Um den gleichen Betrag, den der Hauptverein TV 1861 Amberg erhöht habe, werde der Tennis-Spartenbeitrag gesenkt. Beck erklärte, dass diese Summe, die Tennis weniger einnehme, als Ausgleichszahlung zumindest 2019 vom Hauptverein vergütet werde.
"Nur unser Recht"
Von der Beitragserhöhung ging's nahtlos über zu den Beiträgen, die die rund 300 Tennismitglieder an den Hauptverein abführen - und sofort war eine heftige Diskussion im Gange. Über eine andere Sache: Nämlich dass die Tennis-Abteilung sich aufgrund der Differenzen mit dem Hauptverein selbstständig mache und einen eigenen Verein gründe. Denn: "Wir haben unsere Forderungen", sagte Beck. Es könne nicht sein, dass Tennis permanent alle Kosten trage, während in andere Sparten investiert werde oder diese Subventionen erhalten. "Wir wollen nur zu unserem Recht kommen", unterstrich Beck.
Das Problem einer Ablösung vom Hauptverein: "Wir können nicht einen einzigen Tennisball mitnehmen", erklärte Hans Hirsch, Ex-Vorsitzender des TV 1861. Vor etlichen Jahren habe es bereits derartige Überlegungen gegeben. Aber das Gelände, auf dem die Tennis-Anlage sich befinde, gehöre zu 60 Prozent dem Hauptverein. Der andere Teil sei per Erbbaurecht von der Stadt ebenfalls an den Hauptverein übertragen worden. "Wir haben eine Halle auf diesem Grund stehen, die Halle ist weg", sagte Gerhard Kölbl, ehemaliger Tennis-Abteilungsleiter.
Erwin Braun legte dar, dass von der Abteilung jährlich rund 15 000 Euro kämen. "Der Hauptverein gibt uns davon fast nichts wieder", erregte sich Braun. Für dieses Geld könne man ein Darlehen aufnehmen und dafür Grund und Boden erwerben. Die Versicherungsbeiträge an den BLSV seien "Peanuts", so Braun. "Aber ich muss es doch versuchen. Besteht diese Möglichkeit? Seid ihr bereit? Was verlangt der Hauptverein dafür? Vielleicht muss man die Stadt mit einbinden. Früher war es fair, da hat man reden können. Aber jetzt kann man mit diesen Herren vom Hauptverein gar nicht mehr reden."
„Schlamperei“ nicht mehr hinnehmen
Erwin Braun sparte nicht mit Kritik am Hauptverein, genauer an der Vorstandsriege. Für seine Ausführungen gab’s jede Menge Applaus vom Auditorium. „Ich bin seit 40 Jahren Mitglied im TV Amberg, aber das, was in den letzten Monaten über den Turnverein an die Öffentlichkeit gekommen ist, ist erschreckend und gibt mir nicht mehr das Gefühl, beim TV Amberg noch gut aufgehoben zu sein“, sagte Braun. Seine Argumente: 2015 betrug der Mitgliedsbeitrag für einen Erwachsenen 60 Euro pro Jahr, jetzt seien auf der außerordentlichen Versammlung im Dezember 96 Euro „durchgeboxt“ worden. Eine Steigerung von 60 Prozent: „Unglaublich“, kommentierte Braun.
Im Vergleich zu allen anderen Abteilungen habe Tennis den höchsten Spartenbeitrag, die Mitglieder müssen aber zusätzlich den gleichen Grundbeitrag an den TV bezahlen. Der TV nehme bei rund 2000 Mitgliedern rund 100 000 Euro pro Jahr ein, davon kämen etwa 15 000 Euro von der Sparte Tennis. „Was ist eigentlich dafür die Gegenleistung des TV?“, fragte Braun. „Sind wir die Melkkuh des Hauptvereins?“ Die Erhöhung sei unverhältnismäßig und zeige, dass die TV-Verantwortlichen jegliches Gespür einer soliden Vereinspolitik vermissen lassen.
„Ich weiß nicht, ob das alles was mit den Problemen rund um den FC Amberg zu tun hat oder mit dem äußerst fragwürdigem Kauf des Fitnessstudios oder einfach nur mit Schlamperei“, monierte Braun. Er habe den Eindruck, dass der aktuelle TV-Vorstand der Tennissparte immer wieder Steine in den Weg lege, dass das hohe Engagement der Tennisabteilungsleitung wenig gewürdigt werde und die Verantwortlichen des TV nicht zwingend bereit seien, ihre Vereinspolitik zu ändern. Seine Konsequenz: „Unsere Tennisabteilung sollte alle Möglichkeiten prüfen, wie wir uns vom Turnverein lösen können, damit wir als eigenständiger Verein unser Tun und Handeln selbst bestimmen können – und nicht weiter vorgeführt werden.“
Er gebe Braun recht, sagte Helmut Richthammer, er könne sogar noch ein bisschen ergänzen, "was an Dummheiten beim TV alles passiert ist". Richthammer versuchte dennoch, die Gemüter zu beruhigen: "Wir können theoretisch raus, aber praktisch nicht. Da bräuchten wir einen Sponsor, der eine Million hinlegt, einen Grund kauft und neue Plätze anlegt." Er hoffe, dass im Zuge der Sportpark-Geschichte eine Lösung gefunden werde, die für Tennis günstiger wäre. Er bat eindringlichst die Tennis-Abteilungsleitung, doch weiter Gespräche mit dem TV-Vorstand zu führen. Dazu äußerte sich Achim Beck. Und er sprach Klartext: "Unter Reden stelle ich mir vor, dass wir in einer Gruppe zusammensitzen und jeder kann seine Ideen vertreten. Das ist aber in diesem Hauptverein nicht möglich. Die Turnratssitzungen, an denen ich teilgenommen habe, waren müßig wie ein Kropf." Deswegen habe er bereits intern in der Tennis-Führung über das Thema "Selbstständigkeit" gesprochen.
Für Hauptverein und die Sparte
Die Gesamtsumme, die ein Mitglied des TV 1861 Amberg jährlich bezahlen muss, setzt sich aus dem Beitrag für den Hauptverein und dem Spartenbeitrag zusammen. Der Spartenbeitrag geht komplett an die Abteilung zurück, der Beitrag für den Hauptverein wird für die verschiedensten Zahlungen verwendet. Der TV 1861 Amberg zieht das Geld als Gesamtbetrag ein – bis auf den Sonderfall des Tennis-Spartenbeitrages. Den bucht die Abteilung des TC Rot-Weiß eigenständig ab und finanziert damit den Unterhalt der Tennisanlage und der Halle. Hierfür sind bisher keinerlei Gelder vom Hauptverein geflossen, während andere Abteilungen vom Hauptverein profitieren. Dieser übernimmt Hallennutzungsgebühren der Basketballer, Handballer, Tischtennisspieler etc. und trägt Kosten für die Fußballplätze, auf denen auch die American Footballer trainieren. Oder für die Anlagen im Stadion, die von den Leichtathleten genutzt werden.
Gespräch mit OB
Ein Gespräch mit Oberbürgermeister Michael Cerny stehe noch aus. "Einfach mal, um Licht reinzubringen. Viele wissen gar nicht, wie es um den TC Rot-Weiß steht. Manche Sparten meinen, wir sind ein Klotz am Bein des Hauptvereins. Aber dass wir teilweise den Hauptverein mit Geldern füttern und alle unsere Betriebskosten selber tragen, das wissen die gar nicht." Beck hofft, dass die Unterredung mit dem OB demnächst zustande komme. Beck verwies auf die außerordentliche Jahreshauptversammlung des TV 1861 im Dezember vergangenen Jahres: "Da war in der Zeitung von Dilettantismus die Rede. So wie das abgelaufen ist. Wer es miterlebt hat, der weiß, wovon ich spreche."
Ein Punkt der außerordentlichen Versammlung der Tennisabteilung des TV 1861 Amberg war die Wahl von sechs Delegierten, die künftig die Sparte vertreten werden, wenn der Hauptverein zur alljährlichen Versammlung lädt. Denn laut der Satzungsänderung des TV, die im Dezember beschlossen wurde, gibt es keine Jahreshauptversammlung aller Mitglieder mehr, sondern nur noch eine Delegiertenversammlung. Der TC Rot-Weiß stellt neun Delegierte: Abteilungsleiter Achim Beck, die beiden Ehrenmitglieder Helmut Richthammer und Franz Koch sowie sechs Gewählte: Sabine Bäumler, Erwin Braun, Thomas Hoppe, Peter Knobloch, Helga Krones und Michael Schüll. (ref)
Transparenz fehlt
Mit dem Kauf eines Fitnessstudios wollte der TV 1861 Amberg den Weg in die Zukunft beschreiten. Offensichtlich sind dabei einige interne Probleme auf der Strecke geblieben. Und auch die Kommunikation innerhalb des Vereins. Anders ist es nicht zu erklären, warum es seit Längerem rumort im größten Sportverein Ambergs – und jetzt die Tennisabteilung über eine Abtrennung nachdenkt.
Die Transparenz fehlt an allen Ecken und Enden. Der Turnerrat, laut Satzung höchstes TV-Gremium, muss aus der Zeitung erfahren, wie viel dieses Fitnessstudio gekostet hat. Drei Jahre lang hatte der Verein keinen Kassier – ein Unding. Viele Mitglieder fragen sich: Liegen die Finanzprobleme im „Balance“ begründet? Es trägt wenig zur Beruhigung bei, wenn Vorsitzender Thomas Bärthlein gebetsmühlenartig wiederholt: „Das Fitnessstudio finanziert sich selbst.“ Solange keine konkreten Zahlen auf dem Tisch liegen und nicht offenbart wird, wann welche Gelder an welche Abteilungen fließen und geflossen sind, wird es weiter gären.
Reiner Fröhlich