Das alltägliche Leben wird zunehmend komplexer. Das ist die hochsprachliche Umschreibung des seit Jahren beobachtbaren Phänomens, dass uns die Digitaltechnik angeblich immer mehr schnöde und lästige Tätigkeiten abnimmt, letztendlich sich aber immer mehr verkompliziert, weil immer weniger handelnde Menschen am Werk sind. Und was hat das mit der fußläufigen Erreichbarkeit der neuen Norma-Filiale an der Immenstettener Straße in Raigering zu tun? Einiges.
Schon der Weg bis zur Eröffnung des SB-Marktes war steinig. Immer wieder gab es aus diversen Gründen Verzögerungen, unter anderem wegen der Insolvenz des beauftragten Bauunternehmens. Als der Eröffnungstag mit reichlicher Verspätung im November 2018 endlich gekommen war, verfügte der neue Nahversorger zwar über einen Drive-in-Bäcker, aber nicht über eine heutigen Standards entsprechende Anbindung für Fußgänger. Obwohl es hier ausdrücklich auch um einen Nahversorger für Raigering geht.
Von einem Hirschauer Stückl war deshalb bald die Rede, weil der - in Richtung Immenstetten gesehen - von Fußgängern auf der rechten Straßenseite genutzte, markierte Schutzstreifen unmittelbar an der Grundstücksgrenze des Norma-Marktes als Böschung des dazugehörigen Parkplatzes endet. Einen ausgewiesenen Fußgängerüberweg über die AS 30 im Höhe des neuen Marktes gibt es dort auch nicht.
Ein neuer Anlauf
Als etliche Raigeringer ihren Unmut über diese Defizite öffentlich machten, sah sich die Stadt in der Pflicht. Ursächlich für das mutmaßliche Hirschauer Stückl sei der südlich an den SB-Markt angrenzende Grundstücksnachbar, der die nötige Fläche für einen Fußweg nicht verkaufen wolle, hieß es aus dem Rathaus. Die Stadt versprach dennoch Abhilfe. Die Norma-Filiale könne für Fußgänger auch von dem östlich angrenzenden neuen Baugebiet "An den Himmelsweihern 2" her über die Schlossäckerstraße erschlossen werden.
Das ist passiert. Doch die siebenstufige Treppe vom Schlossäckerweg hinunter zu dem SB-Markt endet abrupt im Nichts der Kante einer geschätzt zwei Meter hohen Böschungsmauer an der Rückfront des Komplexes. Mit Blick auf das vielzitierte Gebot der Barrierefreiheit des öffentlichen Lebens sind viele Raigeringer nicht mehr nur verwundert, sondern inzwischen eher verärgert. "Der Rest der Treppe ist Angelegenheit des SB-Markt-Betreibers", heißt es im Rathaus. Denn an der verzwickten Situation mit dem Nachbarn habe sich nichts geändert. Die Auskunftsfreude des Lebensmittel- und Einzelhandels-Filialisten hält sich bereits im strukturellen Ansatz äußerst in Grenzen. Selbst Google wirft nur sehr spärliche Kontaktdaten über eine mutmaßliche Norma-Pressestelle aus. Telefonnummern von Filialen, Regional- oder Bezirksdirektionen werden nicht veröffentlicht.
Mails versanden
Einen Sammelruf der Fürther Konzernzentrale gibt es, sie führt über Tage hinweg jedoch in Warteschleifen voller Produktwerbung. Und ist das Programm brav, aber auf die Dauer nervend abgespult, fliegt der Anrufer unerwartet schnell aus der Leitung. Eine Mail-Anfrage bei der Pressestelle einer Norma-Group wird prompt und freundlich beantwortet. Allerdings mit dem Hinweis, der "internationale Marktführer für hochentwickelte Verbindungstechnik" und nicht der gewünschte Einzelhandelsfilialist zu sein. Eine Nachfrage über das Kunden-Kontaktformular der Norma-Homepage bleibt seit Tagen und wohl für immer unbeantwortet.
Dann doch noch ein überraschendes telefonisches Durchkommen in der Konzernzentrale. Dort gibt es eine namentliche Mailadresse. Von der kommt etwas später der urlaubsbedingte Verweis auf zwei weitere Mailadressen. Von einer kommt zurück, das "Anliegen an unsere zuständige Regionalniederlassung weitergegeben" zu haben. Das war am vergangenem Mittwoch, also vor fast einer Woche.
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