Letzteres wurde in diesem Jahr Realität - und zwar mit dem erstmals bewirtschafteten Platz im Kulturstift an der Neustift. "Ich bin ein Kind der Altstadt und liebe das Altstadtfest", sagt die neue Platzbetreiberin Simone Böhm-Donhauser, während sie einen Teller veganes Linsencurry aus der Fahrradküche heraus serviert. "Aber zugleich bin ich ein Mensch der Massenveranstaltungen meidet."
Die perfekte Lösung
Gar nicht so einfach, beides unter einen Hut zu bekommen, wenn man bedenkt, dass am Altstadtfest-Wochenende Tausende über den Marktplatz tanzen und sich durch die Fußgängerzone schieben. Doch die anscheinend perfekte Lösung für sich selbst und Gleichgesinnte, nämlich all jene, die das Altstadt-Ei zwar feiern wollen, aber ohne übermäßigen Stress und Trubel, fanden Simone Böhm-Donhauser und ihr Ehemann Michael an der Neustift - und zwar im Kulturstift.
Ihr alternatives Konzept "ruhig, urig, urban und abseits vom Mainstream" kommt am Samstagabend gut an. Anstatt lauthals Partykracher mitzugrölen, sitzen die Altstadtfestbesucher im teils überdachten Innenhof gemütlich an Tischen, unterhalten sich in normaler Lautstärke, ohne sich dabei über E-Gitarren hinweg anschreien zu müssen, und essen Sauerne, Schaschliktopf oder Linsensuppe. Die große Band, die auf anderen Plätzen die Ohren wackeln lässt, gibt es hier nicht. Es sind die leisen Töne, die im Kulturstift für fast schon romantisch-nostalgische Stimmung sorgen.
Wie aus den Sixties
Wie etwa der Solokünstler Christian "Pflaume" Weiß. Getreu der Singer-Songwriter-Kultur der 1960er und 70er Jahre, nur mit Gitarre und Mikro, interpretiert er Lieder aus der amerikanischen Antikriegs-Bewegung wie die Hippie-Hymne "San Francisco" von Scott McKenzie sowie rockige Klassiker von CCR, Elvis oder The Drifters. "Wir überlegen ja schon länger, beim Altstadtfest einen Platz zu betreiben und haben mit dem Kulturstift den richtigen gefunden", sagt Böhm-Donhauser, während sie im Kühlhaus einen Kasten Bier holt.
Hinterhof ist perfekt
"Der Hinterhof hier ist perfekt, genau so wollten wir das." Doch nicht nur der Innenhof ist für die Besucher an diesem Altstadtfest-Samstag geöffnet, sondern auch Türe und Tor des Kunstvereins. Wer mag, schlendert durch die aktuelle Ausstellung, Bilder, die teilweise der Koch und Platzbetreiber Michael Donhauser selbst gemalt hat.
An einem Hochtisch im Foyer sitzen drei Jungs zwischen fünf und zehn Jahren und spielen Schach. "Das war uns wichtig, dass sich die Kinder nicht langweilen, sondern sich irgendwie beschäftigen können. Das mit den Brettspielen ist optimal", so die Platzbetreiberin. Ob sie den Platz im kommenden Jahr wieder bewirten werden? "Wenn wir dürfen, dann auf jeden Fall - mit überarbeiten Konzept, denn wir wollen ja besser werden", sagt Michael Donhauser.
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