Amberg
30.06.2019 - 15:43 Uhr

Wildes Baden und „Vils-Nackedeis“

Die Geschichte des Amberger Badewesens hat interessante Fakten und Geschichten zu erzählen: Am 8. Juli referiert Johannes Laschinger, Leiter des Amberger Stadtarchivs darüber bei einem Vortrag.

Ein Blick auf das Treiben im Amberger Hockermühlbad in den 1920er Jahren. Bild: Stadtarchiv/exb
Ein Blick auf das Treiben im Amberger Hockermühlbad in den 1920er Jahren.

Schon immer luden heiße Sommertage die Bewohner Ambergs zum Baden in der Vils oder am Wingershofer Tor. Es gibt sogar Verbote des Amberger Rates, so belegen die Ratsbücher für die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, die versuchten, das Treiben der „Vils-Nackedeis“ zu beenden.

Die Geschichte des Amberger Badewesens hat interessante Fakten und Geschichten zu erzählen: Zur 40. Jährung des Amberger Hockermühlbades nahm sich Johannes Laschinger, Leiter des Amberger Stadtarchivs, nun zum Anlass, um sich mit der Geschichte des Badewesens vor Ort zu beschäftigen. Gemeint sind damit aber nicht Warmbäder, die es auch in Amberg gab – wie etwa das „Marienbad“ in der Zeughausstraße –, sondern Freibäder oder deren Vorläufer.

Johannes Laschinger referiert am Montag, 8. Juli (19.30 Uhr), im Vortragsaal der Stadtwerke Amberg (1. Stock) über Geschichte der Amberg Frei-, Hallen- und Warmbäder.

So weiß er zu berichten, dass die Geschichtsbücher erst wieder im beginnenden 19. Jahrhundert Auskünfte über den Bau eines Flussbades geben. Joseph von Destouches berichtet von der Errichtung einer Badeanstalt, bei der neben dem kalten Wasser der Vils auch Warmbäder zur Verfügung stehen sollten. Auch das Militär erkannte die Bedeutung des Badens, hier stand allerdings das Schwimmenlernen im Vordergrund.

Ab 1834 ließ der Stadtmagistrat an der Vils Badehäuschen aufstellen, die von einer Person jeweils eine halbe Stunde genutzt werden konnten.

Schließlich kam die städtische Badeanstalt an der Vils hinzu, doch auch diese genügte den Badelustigen nicht, weshalb viele auf dem Haidweiher auswichen.

Und wieder was das „wilde Baden“ ein Dorn im Auge. Diesmal wollte der Stadtmagistrat das gemischte Baden unterbinden – so entstand der Plan, im Hockermühlbachgrund ein städtisches Freibad zu errichten. In erbitterten Diskussionen entschied man sich gegen ein „Familienbad“. So wurde hier schließlich nur nach Geschlechtern getrennt und zu genau vorgegebenen Zeiten gebadet. Ein ebenfalls gebautes zweites Becken brachte nur vorübergehend Entspannung, da dieses bald zum Militärbad umfunktioniert wurde.

Als nach dem Zweiten Weltkrieg Herbert Notzon (später Stadtrat) als Flüchtling nach Amberg kam, erkannte er sofort die katastrophalen hygienischen Verhältnisse und die damit verbundene Tristesse des Bades. Mitte der 1950er-Jahre entsprach dieses schließlich dem damals üblichen Standard. In den 1970er-Jahren entschloss sich der Amberger Stadtrat zu einem völligen Neubau des Bades, das vor 40 Jahren eröffnet werden konnte. Seitdem wird es stets verbessert und die Amberger fühlen sich wohl in ihrem „Hocko“, das 1990 in den neu gegründeten Geschäftsbereich „Bäder“ der Stadtwerke Amberg überging.

Der Vortrag am 8. Juli wird organisiert von der Regionalgruppe Amberg des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, sowie von der KEB Amberg-Sulzbach. Der Eintritt ist frei.

Das Amberger Hockermühlbad in den 1920er Jahren Bild: Stadtarchiv/exb
Das Amberger Hockermühlbad in den 1920er Jahren
 
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