Sie ist die bundespolitische Grande Dame der CSU. Gerda Hasselfeldt hat sich zwar aus dem Berliner Politikalltag zurückgezogen, will offensichtlich aber nicht nur vornehm schweigen. Als Präsidentin des Deutschen Roten Kreuz (DRK) versteht sie sich offenbar nicht ausschließlich als Repräsentantin, sondern ebenso als Spitzenlobbyistin dieses vom Ehrenamt und Professionalität getragenen Verbandes.
Das machte sie bei einem Besuch der Integrierten Leitstelle (ILS) des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Amberg am Freitagnachmittag deutlich. Wenn auch diese Einrichtung nicht zum originären Aufgabenfeld des Roten Kreuzes zählt, so gibt es inhaltlich und in der Zielsetzung sehr breite Überschneidungen. So verwies auch Geschäftsleiter Stefan Neppl darauf, dass sein Berufswunsch mit dem ehrenamtlichen Engagement in einer kleinen BRK-Bereitschaft seinen Anfang genommen hat.
Veränderungen stehen an
Bei der ILS laufen die Alarmierungs- und Einsatzfäden der Rettungsdienste und Feuerwehren der beiden Landkreise Amberg-Sulzbach und Schwandorf sowie der Stadt Amberg zusammen. So gut das im Alltagsbetrieb auch funktioniere, betonte Oberbürgermeister Michael Cerny in seiner Eigenschaft als Dienstherr, "Optimierungsbedarf besteht aber immer." Damit war ein entscheidendes Stichwort in Richtung der technischen Ausstattung sowie künftigen Aufgabenstellung gegeben. Nicht zuletzt weil Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erst vor wenigen Tagen ein Grundkonzept für neue Strukturen in der medizinischen Notfallversorgung vorgelegt hat.
Hasselfeldt war 1991 und 1992 Bundesgesundheitsministerin und gab zu verstehen, dass der jüngste Vorstoß in die richtige Richtung weise. Demnach sollen die gesetzlich geregelte notärztliche Rettungsdienstversorgung (Notruf 112) und die allgemeine, von den Kassenärztlichen Vereinigungen getragene medizinische Notdienstversorgung (Notruf 116) sowie die Notaufnahmen der Krankenhäuser organisatorisch verbunden werden. Die DRK-Präsidentin mahnte jedoch ein "sehr sensibles" Vorgehens an, da die jeweiligen Interessenslagen äußerst unterschiedlicher Natur seien.
Klare Leitlinien nötig
In diesem Zusammenhang verwies der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstbereichs, Dr. Florian Niedermirtl, darauf, dass das Rettungsdienstwesen zunehmend "auf Kante genäht" sei. Das liege an personellen wie strukturellen Problemen. Niedermirtl: "Ich bin mir sicher, in fünf Jahren wird das System radikal anders aussehen." Nicht zuletzt wegen der Einführung des Berufsbildes des Notfallsanitäters mit erweiterten medizinischen Kompetenzen. Hier sollten unbedingt zumindest auf Landesebene einheitliche Maßnahmekataloge gelten, die festschreiben, was Notfallsanitäter machen dürfen und was Ärzten vorbehalten bleiben soll.
Dieser Sichtweise schloss sich Hasselfeldt unter dem Hinweis an, dass eine entsprechende politische Entscheidung leider auf sich warten lasse. Ebenso, und das bedauerte sie ausdrücklich, dass ein unerwartet klares Urteil des Europäischen Gerichtshofes noch nicht in nationales Recht umgesetzt worden sei. Demnach müssen Rettungsdienst-Leistungen außerhalb von Ballungszentren nicht mehr EU-weit ausgeschrieben werden. Wegen des zeitlichen Verzugs der Umsetzung kämen nun viele Träger in ländlichen Regionen in Bedrängnis. Auch beim hiesigen Zweckverband ist das so.
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