Die Vorstandschaft der Kirwagemeinschaft Lintach hat mehrheitlich beschlossen, die Lintacher Kirwa 2020 abzusagen. Diese Nachricht machte am Mittwochabend die Runde, nachdem am Vormittag bereits die Kirwaleute in Ammersricht verkündet hatten, ihr Fest in diesem Jahr ausfallen zu lassen.
Beide Feste sind im Raum Amberg extrem beliebt, weil sie die bis November dauernde Kirchweih-Saison eröffnen. Die Lintacher Kirwa wäre wieder Anfang Mai geplant gewesen, die Ammersrichter Kirwa von 18. bis 20 April. Das Programm stand bereits fest. Tänze waren einstudiert, Musikkapellen gebucht. Das ist jetzt alles hinfällig.
"Der Schritt fällt uns nicht leicht. Aber es ist die einzige vernünftige Entscheidung", erklärt der Vorsitzender der Lintacher Kirwagemeinschaft, Bernhard Müller. Grundsätzlich sind Veranstaltungen vor dem Hintergrund zahlreicher Maßnahmen zur Verlangsamung und Eindämmung einer Ausbreitung des Coronaviruses bis vorerst 19. April untersagt. "Nur was ist dann? Abgesehen davon, dass von uns keiner davon ausgeht, dass wir pünktlich am 20. wieder zum Alltag zurückkehren werden – es geht um unsere eigenen Leute", erklärt der zweite Vorsitzende Manuel Lukas. Man könne nicht bis zum Stichtag mit allen Mitteln versuchen, soziale Kontakte zu reduzieren und gleichzeitig darauf spekulieren, zwei Wochen später hunderte Besucher dicht an dicht in ein Festzelt zu quetschen. "Das ganze Dorf packt hier mit an, vom Enkel bis zum Opa. Auch wenn wir damit eventuell auch andere vorzeitige Absagen lostreten. Es geht hier gerade einfach um mehr als Gaudi und Tradition", ergänzt Bernhard Müller.
Die Entscheidung über die Absage fällte die gesamte Vorstandschaft am Mittwochabend durch einen einstimmigen Mehrheitsbeschluss – in einer Online-Konferenz. In den nächsten Tagen werden via Post und E-Mail alle Geschäftspartner kontaktiert, und Reservierungen sowie Bestellungen gecancelt. "Das war für die Entscheidung nur zweitrangig: Aber auch aus finanzieller Sicht ist die relativ frühe Absage der richtige Weg", kommentiert Vorstandsmitglied Tobias Schobert eine kurzfristig zusammengestellte Kostenübersicht. Auch wenn es paradox erscheint, sieht die Vorstandschaft die Absage im Sinne der eigentlich Tradition: Das Dorf hält zusammen.
Insgesamt gibt es allein im Landkreis Amberg-Sulzbach rund 120 Kirchweihen nach traditionellem Muster. Dabei umtanzt die Dorfjugend einen geschmückten Baum. Begleitet wird das Brauchtum jeweils von einem mehrtägigen Volksfest.
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