Riesiger Batteriespeicher bei Arzberg: MW Storage investiert 110 Millionen Euro

Arzberg
05.05.2023 - 12:59 Uhr
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Das Schweizer Unternehmen MW Storage baut zusammen mit der Zenob bei Arzberg den vermutlich größten Batteriespeicher Europas. Die Vorteile liegen auf der Hand: ein weiterer Schritt Richtung Energiewende und eine satte Gewerbesteuer.

Einen Batteriespeicher mit der Kapazität (hier ein Blick in den bisher in Wunsiedel stehenden kleinen Speicher) , wie er jetzt westlich des Arzberger Stadtteils Röthenbach entstehen soll, gibt es bislang vermutlich noch nicht in Europa.

Von Christl Schemm

Das Schweizer Unternehmen MW Storage wird westlich des Arzberger Stadtteils Röthenbach rund 110 Millionen Euro investieren, um dort den größten Batteriespeicher Mitteleuropas, vermutlich sogar ganz Europas zu bauen. Auf Nachfrage informierte Marco Krasser, Geschäftsführer der Zukunftsenergie Nordostbayern (Zenob), über den dreistelligen Millionen-Betrag. Dies ist damit mit Abstand die größte Investition, die in den vergangenen Jahrzehnten im Bereich Arzbergs an Land gezogen wurde.

In seiner jüngsten Sitzung hat der Arzberger Stadtrat mit einem einstimmigen Ja zum Bauantrag den Weg für die Millionen-Investition möglich gemacht. Die Verantwortlichen der Zukunftsenergie Fichtelgebirge (ZEF) und später der Zenob, zu der Kommunen wie Arzberg, Landkreise Wunsiedel und Energieversorger der Region gehören, haben schon vor vielen Jahren den Weg Richtung erneuerbare Energien eingeschlagen. Zahlreiche Projekte zur dezentralen Energieversorgung, die weltweit Beachtung finden, sind auf diesem Weg bereits realisiert worden.

100 Prozent Eigenmittel

Ein weiterer großer Schritt ist nun der Bau des Mega-Batteriespeichers bei Arzberg. Investor und Hauptgesellschafter ist die MW Storage AG aus Zug in der Schweiz. Sie hält laut Marco Krasser 99 Prozent der Anteile des Projekts, das unter dem Namen „BESS Nordostbayern“ firmiert. Gesellschafter ist mit einem Prozent auch die Zenob, die „BESS“ initiiert hat. Weitere Beteiligte sind die Siemens Project Ventures GmbH, die für die Finanzierung zuständig ist, und die BKW Energy Solutions GmbH, die sich um Projektplanung, Netzanschluss und E-Technik kümmert. Mit im Boot sind zudem die Fluence Energy GmbH, verantwortlich für die Projektplanung, sowie die „sk energie“ GmbH für die Projektsteuerung. Die 110-Millionen-Euro-Investition wird dem Zenob-Geschäftsführer zufolge zu 100 Prozent aus Eigenmitteln finanziert.

Bereits vor rund drei Jahren wurden die ersten Pläne für den Batteriespeicher, der Krasser zufolge mit Sicherheit der größte Mitteleuropas, wahrscheinlich aber sogar ganz Europas ist, und dessen Finanzierung geschmiedet. „Dann ist MW Storage auf uns aufmerksam geworden“, erinnert sich der Zenob-Chef. Mittlerweile seien die Grundstücke für den Bau, für den 2,8 Hektar (rund vier Fußballfelder) benötigt würden, bereits gekauft. Der eigentliche Speicher umfasse eine Fläche von 1,5 Hektar. Der Standort bei Röthenbach, der einigen Stadtratsmitgliedern gar nicht gefällt, sei deswegen gewählt worden, weil dort mit einem Abspannmast bereits ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur vorhanden sei und der Strom direkt in die 110-Kilovolt-Leitung eingespeist werden könne.

Einnahmen durch Gewerbesteuer

Ein wichtiger Aspekt, der die Stadträtinnen und -räte ebenfalls umgetrieben hat, ist die Gewerbesteuer. Im Gespräch hat Marco Krasser auch in dieser Hinsicht positive Nachrichten: In einigen Jahren werde „BESS Nordostbayern“ einen jährlichen Überschuss von rund fünf bis zehn Millionen Euro erzielen. Auf lange Sicht sei also mit einer jährlichen Gewerbesteuereinnahme von rund einer Million Euro zu rechnen, die sich die Stadt Wunsiedel, die Sitz der Zenob ist, und die Stadt Arzberg als Standort teilen werden. Und Krasser stellt klar: „Hätte die Zenob keine Beteiligung, gäbe es für die beiden Kommunen keine Gewerbesteuer. Ich bin glücklich und froh, dass der Arzberger Stadtrat hinter den Projekten der Energiezukunft steht.“

Das sieht auch Bürgermeister Stefan Göcking so. Auch ihm ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass der Stadtrat sein Plazet gegeben hat. Denn mit dem Bau des Batteriespeichers werde eine Vision Wirklichkeit, die die Beteiligten bei der Gründung der ZEF vor vielen Jahren bereits gehabt hätten. „Wir haben alles richtig gemacht und werden diesen Weg mit der Zenob auch in allen Bereichen weitergehen“, betont der Bürgermeister.

Sicherlich sei der Bau des Batteriespeichers ein Eingriff in die Natur, wie er auch bei vielen anderen Projekten nicht zu vermeiden sei, räumt der Rathaus-Chef ein. Doch in enger Abstimmung mit der Naturschutzbehörde und den Vorgaben des Baurechts folgend, bleibe der Eingriff in akzeptablen Grenzen. Der Lärm aufgrund von Ventilatoren, die zur Belüftung der Batterien nötig seien, werde durch Lärmschutz und Begrünung gemildert. Insgesamt werde die gesamte Anlage eingegrünt. Göcking ist überzeugt: „Der Weg war richtig: Wir haben Einspeisepunkt und Grundstück gesucht, das Projekt im Stadtrat vorgestellt und den Beschluss gefasst. Jetzt warten wir auf die Genehmigung und freuen uns auf den ersten Spatenstich.“

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Arzberg08.02.2023
Hintergrund:

Eckpunkte zum Batteriespeicher-Projekt

  • Zeitachse: Baubeginn im vierten Quartal 2023, Inbetriebnahme im vierten Quartal 2024, Netzbetrieb Ende 2024.
  • „BESS Nordostbayern“ hat eine Leistung von 101 Megawatt und eine Speicherkapazität von 200 Megawattstunden. Ein ähnlicher Speicher namens „Megapack“ von Tesla im englischen Cottingham hat laut Focus eine Speicherkapazität von 196 Megawattstunden. Er galt bislang als der größte Batteriespeicher Mitteleuropas.
  • Im Notfall könnte die Batterie bei Röthenbach den Landkreis Wunsiedel mit seinen rund 80000 Einwohnern zwölf Stunden lang mit Strom versorgen.
  • Vorteile des Batteriespeichers außerdem: Netzstabilität, Möglichkeit zur Produktion von mehr erneuerbaren Energien und von grünem Wasserstoff.
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