Arzberg
05.04.2022 - 15:35 Uhr

Sicherer Ort für Frauen und Kinder in Arzberg

Die Bauarbeiten für das Frauenhaus Hochfranken in Arzberg begannen mit einem symbolischen Spatenstich. Die Arbeiterwohlfahrt erreichte eine 100-prozentige Förderung für das 3,1-Millionen-Projekt.

Symbolischer Spatenstich für das Frauenhaus in Arzberg: Im Bild (von links) der Arzberger Bürgermeister Stefan Göcking, SPD-Bundestagsabgeordneter Jörg Nürnberger, AWO-Kreisvorsitzender Alexander Wagner, Architekt Dietmar Stiefler, die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla, der Wunsiedler Landratsstellvertreter Roland Schöffel und der Hofer Landrat Oliver Bär. Bild: Schemm/fph
Symbolischer Spatenstich für das Frauenhaus in Arzberg: Im Bild (von links) der Arzberger Bürgermeister Stefan Göcking, SPD-Bundestagsabgeordneter Jörg Nürnberger, AWO-Kreisvorsitzender Alexander Wagner, Architekt Dietmar Stiefler, die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla, der Wunsiedler Landratsstellvertreter Roland Schöffel und der Hofer Landrat Oliver Bär.

Die Baumaschinen knattern, der Bagger rollt, die ersten Arbeiten haben bereits begonnen. Mit dem symbolischen Spatenstich am Montagnachmittag fiel nun der offizielle Startschuss für das Frauenhaus Hochfranken, das der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Arzberg baut. Die Einrichtung, die im Sommer 2023 fertig sein soll, deckt den Bedarf an Plätzen für Frauen und deren Kinder, die physischer oder psychischer Gewalt ausgesetzt sind, im Bereich der Landkreise Hof und Wunsiedel sowie der Stadt Hof. Pro 10.000 Frauen müssen nach dem Gesetz 8 Frauenhausplätze vorgehalten werden. In Selb, wo das Frauenhaus bislang angesiedelt ist, sind es nur 7. Im neuen Haus in Arzberg wird die Quote erfüllt. Außerdem ist Platz für 24 Kinder.

Beim Spatenstich, zu dem viele Gäste aus der Politik sowie Vertreterinnen und Vertreter von Behörden und aus der Wohlfahrtspflege gekommen waren, erläuterte AWO-Kreisvorsitzender Alexander Wagner, wie es zu dem Entschluss gekommen ist, den Standort zu wechseln und in Arzberg ein neues Frauenhaus zu bauen. Maßgeblich sei gewesen, dass das Selber Haus nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspreche und ein Neubau in Selb teurer gewesen wäre.

Hohe Förderung

Außerdem schilderte Wagner ausführlich das Projekt und die Modalitäten der Förderung. Demnach schafft die AWO mit dem Neubau die Möglichkeit, den Frauen auf rund 500 Quadratmetern Wohnfläche mit vier Appartements ausreichend Privatsphäre zu bieten. Bisher hätten nur 170 Quadratmeter zur Verfügung gestanden. Das Haus werde komplett barrierefrei gestaltet, ein Appartement werde eine behindertengerechte Ausstattung erhalten.

Außerdem wird das Gebäude laut Wagner mit Hilfe einer Luftwärmepumpe und elektrischer Heizung energieneutral errichtet. Die gesamte Dachfläche werde mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, der Strom in Batterien gespeichert. Die Außenanlage und der Zugang zum Haus würden mit Sicherheitsanlagen abgeschirmt, um größtmöglichen Schutz zu gewährleisten. Im Garten sei ein kleiner Spielplatz für die Kinder geplant.

Lange Verhandlungen

In seinem Rückblick erinnerte der Kreisvorsitzende an die Übernahme des Selber Frauenhauses durch die AWO im Jahr 2019. Schon zuvor bei den ersten Gesprächen mit der ehrenamtlichen Gründerin Heidrun Fichter habe sich abgezeichnet, dass eine neue Lösung für die Einrichtung nötig sei. Das Ergebnis von Besichtigungen mit Architekten und Planern sei gewesen, dass nur ein Neubau infrage komme. Lange habe er mit den Landkreisen und der Stadt Hof wegen der Finanzierung verhandelt.

„Von Beginn an habe ich den Vertretern der Gebietskörperschaften mitgeteilt, dass die AWO nach einer Finanzierungsmöglichkeit suchen werde, um die Kostenbeteiligung für die Partner so gering wie möglich zu gestalten“, sagte Wagner. Wie gerufen sei daher 2020 ein Förderprogramm gekommen, das die Bundesregierung aufgelegt habe: eine Summe von insgesamt 150 Millionen Euro bis 2023 mit einer Förderung von 90 Prozent.

Gute Zusammenarbeit

Durch die sehr gute Zusammenarbeit mit Stefanie Fraß vom AWO-Landesverband habe der Kreisverband Wunsiedel in der ersten Ausschreibungsrunde einen perfekt vorbereiteten Förderantrag vorlegen können, so Wagner. Nach langen und umfangreichen Verhandlungen, Antragstellungen, Erschwernissen wegen Corona und enormen Preissteigerungen sei letztlich erreicht worden, dass das 3,1-Millionen-Euro-Projekt zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Freistaat Bayern gefördert werde. Somit könne er sein Versprechen einhalten, dass die beiden Landkreise und die Stadt Hof für den Bau nichts bezahlen müssten. Sie kämen für den Unterhalt auf. Die Ausstattung des Hauses und die Außenanlagen sollen laut Wagner mit Spenden finanziert werden.

„Es wäre besser, wenn wir solche Einrichtungen nicht bräuchten, aber die Welt ist nun einmal so, wie sie ist“, sagte der Arzberger Bürgermeister Stefan Göcking. Deshalb sei es gut, dass es Organisationen wie die AWO gebe. Göcking lobte besonders das Engagement von Alexander Wagner, der die Arbeit ehrenamtlich leiste. „Sie stemmen da wirklich etwas Großes“, betonte die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla. Sie wies darauf hin, dass Gewalt gegen Frauen nicht ab-, sondern zunehme. Der Hofer Landrat Oliver Bär stellte das gemeinschaftliche Vorgehen bei dem Projekt heraus und dankte für die Arbeit, die es den Frauen ermögliche, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. Die Frauen müssten zur Ruhe kommen können, und er freue sich, dass sich die AWO dieser Verantwortung stelle, sagte Bundestagsabgeordneter Jörg Nürnberger. Er stellte in Aussicht: „Wenn die Preise weiter steigen, kann der Bund vielleicht nochmal nachlegen und Projekte dauerhaft fördern.“

39 Frauenhäuser

Mit Zahlen wartete der Wunsiedeler Landratsstellvertreter Roland Schöffel in seinem Grußwort zum Spatenstich auf: In Bayern gebe es 39 Frauenhäuser, 3 davon in Oberfranken. 2019 seien dort 143 Frauen und 169 Kinder aufgenommen worden. „Wir müssen ihnen die Möglichkeit geben, in Frieden leben zu können“, forderte Schöffel.

 
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